Hamburger „Tatort“: Mord im Schietwetter
Der letzte „Tatort“ aus Hamburg mit Kommissarin Julia Grosz erscheint im Neujahr. Sie hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen ist.
![Szene aus dem Taort "Was bleibt" mit Julia Grosz und Falke Szene aus dem Taort "Was bleibt" mit Julia Grosz und Falke](https://taz.de/picture/6734112/14/Tatort-1.jpeg)
Nun kommt er also, der mit Spannung erwartete letzte gemeinsame Kriminalfall des doch eigentlich so gut eingespielten Hamburger Teams, bestehend aus Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und der laut NDR nun leider auserzählten Rolle von Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz).
Bei schönstem hanseatischem Schietwetter startet die Bundespolizei eine Razzia in einem zwielichtigen Lokal. Dabei kann ein junger Mann (Malik Blumenthal) vor der Polizei fliehen. Doch er läuft ausgerechnet Falke und Grosz vors Auto. Falke erkennt in dem Mann allerdings keinen der Verdächtigen und lässt ihn seines Weges gehen – der Mann hingegen erkennt Falke sehr wohl.
Am Abend wird dann der Erfolg des Einsatzes sowie Falkes 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Als besonderes Geschenk gibt es einen musikalischen Auftritt von Grosz samt Band. Ob das nun unbedingt nötig war, sei dahingestellt. Oder soll hier vielleicht die neue Karriere der Kommissarin beginnen?
Kommissarin beginnt neue Karriere
„Was bleibt“, am Neujahrstag um 20.15 Uhr in der ARD
Falke bekommt ohnehin nicht den ganzen Auftritt mit, denn der junge Mann ruft ihn nun auf dem Handy an und drängt auf ein Treffen im Skatepark. Doch auch dort, von Angesicht zu Angesicht, kann Falke sich nicht an ihn erinnern.
Es wird nur deutlich, wie verzweifelt der Mann nach Hilfe sucht und nach jedem sich ihm bietenden Strohhalm greift – auch wenn es in diesem Fall wohl nur ein Versprechen von vor 20 Jahren war. Aufklärung über die Identität der Person bringt leider erst dessen Tod – der Mann wird nur ein paar Stunden nach dem kurzen Treffen mit Falke aus der Elbe gefischt: erstochen.
Die weiteren Ermittlungen führen Grosz und Falke zu einem Hilfszentrum für geflüchtete Menschen, deren Leiterin Katharina Timmig (Leslie Malton) augenscheinlich deutlich an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät – zu viele Menschen bitten um Hilfe und sie fühlt sich mit diesen Problemen zunehmend alleingelassen. Auch ihr Gatte und Vereinsmitgründer Björn Timmig (Gerhard Garbers) verhält sich der Polizei gegenüber eher ausweichend. Offensichtlich scheint hier einiges im Argen zu liegen.
Kriminal-Geschichte im Hintergrund
Während Falke immer noch in seiner Vergangenheit herumstochert, hält auch die Zukunft nichts wirklich Erbauliches für ihn bereit: Kollegin Grosz hat neben gesanglichen Ambitionen nun auch noch einen Brief vom BKA in Wiesbaden erhalten: Sie könnte dort in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität anfangen. Sichtlich von der Situation überfordert, überspielt Falke seine Enttäuschung, anstatt ein ehrliches Gespräch mit Grosz zu führen.
Zwischenmenschlich ist also einiges an Spannung vorhanden, sodass die Kriminalgeschichte fast ein bisschen in den Hintergrund gerät. Aber so ist der etwas konstruiert-abstruse Hergang des Mordes und die ebenso abstruse Aufklärung dessen eher zu verzeihen. Denn Menschen schützen nun mal das, was sie sich aufgebaut haben. Auch wenn es auf noch so wackeligen Beinen steht und die Vergangenheit doch nie ganz vergessen ist und begraben werden kann.
Deutlich weniger zu verzeihen ist der Abgang von Kommissarin Julia Grosz, denn die Lücke, die sie hinterlässt, wird schwer zu füllen sein. Was bleibt also? Leider nur viel Ratlosigkeit und ein Kommissar Thorsten Falke, der seine nächsten beiden Fälle allein bestreiten muss.
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