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Hamburger Senat beschließt 2G-ModellNormalität für manche

Hamburger Clubs und Gaststätten können künftig nur noch Genesene und Geimpfte einlassen und dafür Corona-Auflagen lockern. Die Resonanz ist geteilt.

Möglicherweise bald Vergangenheit: Konzert mit Abstandsregeln, hier im Hamburger Grünspan Foto: dpa / Georg Wendt

Hamburg taz | 2G – was so klingt wie ein sehr langsames Mobilfunknetz, ist eigentlich ein neues Corona-Modell, das der Hamburger Senat ausgearbeitet hat. Die Idee ist einfach: Hamburger Ver­an­stal­te­r*in­nen und Be­trei­be­r*in­nen sollen in Zukunft auch Angebote machen dürfen, die sich nur an Geimpfte und Genesene richten und nicht – wie noch bei 3G – auch an Personen, die einen negativen Coronatest vorweisen können.

Am Dienstag bestätigte der erste Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD) auf der Landespressekonferenz, dass das 2G-Modell ab diesem Samstag in Kraft tritt. Ab dann können sich Be­trei­be­r*in­nen online für das 2G-Modell anmelden und damit anzeigen, dass sie das Konzept umsetzen möchten. Eine Anmeldung hat konkrete Folgen: Für Veranstaltungen fallen die bisherigen Abstandsgebote weg, Tische und Sitzplätze können wieder frei angeordnet werden und die Testpflicht entfällt. Darüber hinaus können dreimal so viele Personen an Veranstaltungen teilnehmen.

Sogar das Tanzen in Innenräumen soll mit medizinischer Maske wieder möglich sein. Kontaktnachverfolgung sowie Maskenpflicht in Innenräumen gelten weiterhin.

Tschentscher betont, dass durch den Start von 2G das alte 3G-Modell nicht entfallen würde. Den Be­trei­be­r*in­nen würde lediglich die Möglichkeit gegeben, auf 2G umzustellen. Wer das nicht möge, bliebe eben bei 3G. Der Senat wolle mit 2G symbolisieren, dass sie keinen weiteren Lockdown mehr umsetzen wollten, so Tschentscher. Doch das Konzept kommt nicht überall gut an. Kritisiert wird etwa, dass Be­trei­be­r*in­nen mit dem Umschwenken auf 2G den Impfstatus von Gästen mit digitalem Impfpass und Lichtbildausweis selbst kontrollieren müssten.

Ein Teil wird damit klarkommen. Das ist abhängig von der Gästestruktur

Constanze Lay, Sprecherin des „Barkombinats“

Für Constanze Lay, eine Sprecherin des Hamburger Vereins zur Förderung von Schankwirtschaften und Bars, „Barkombinat“, und selbst Besitzerin einer Cocktailbar wird damit die Verantwortung von der Stadt auf die Be­trei­be­r*in­nen abgewälzt. „Wir müssen das am Ende vor den Türen unserer Betriebe mit unseren Gästen ausdiskutieren“, befürchtet sie. Außerdem hätte sie auch keine Lust darauf, dass ihr jemand, der etwas gegen die Bestimmungen hätte, die Scheiben einschmeißen würde, wenn Sie sich für 2G entscheidet.

Hans-Peter Jansen, Inhaber des Studio-Kinos in Hamburg sieht da weniger Probleme: Das Studio-Kino bleibe vorerst bei 3G und schwenke gegen Herbst langsam auf 2G um: „Für mich ist die Entscheidung pragmatisch.“ Das Kino würde die Ki­no­be­su­che­r*in­nen langsam auf die Umstellung vorbereiten, um zum Start des neuen James-Bond-Films unter Vollauslastung laufen zu können. Wenn es nach Jansen ginge, könnte die Stadt ruhig mehr Impfanreize schaffen: „Lassen Sie sich für James Bond impfen, sonst können Sie den nicht sehen.“

Der Sprecher Danny Hallrung von „Alster in Flammen“, einem Zusammenschluss von Ver­an­stal­te­r*in­nen aus Hamburg, ist dagegen wütend: „Wir haben ohnehin schon Personalnot.“ Er spielt darauf an, dass sich auch Angestellte in 2G-Betrieben an die Regeln halten müssen – also nur geimpfte Angestellte bei den angebotenen Veranstaltungen arbeiten dürfen. Auch wären die weiterhin kleinen Veranstaltungen für größere Clubs unwirtschaftlich.

Die verschiedenen Ansichten könnten auch daran liegen, dass das Modell zu den einzelnen Branchen unterschiedlich gut passt. So sagt Lay vom Barkombinat etwa dazu: „Ein Teil wird damit klarkommen. Das ist abhängig davon, wie die Gästestruktur ist.“

Die teilweise geäußerte Wut, 2G wäre eine Impfpflicht durch die Hintertür, teilt der Senat nicht. Im Gegenteil wäre 2G laut Tschentscher der Weg, um Personen, die sich für eine Impfung entschieden haben, nicht länger einzuschränken. 2G ermögliche für wieder ein bisschen mehr Normalität – immerhin seien schon 60 Prozent der Ham­bur­ge­r*in­nen vollständig geimpft.

Auch die zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) nennt den neuen Beschluss eine „Entscheidung für mehr Freiheit“. Wie sich die neuen Bestimmungen auf die Hamburger Veranstaltungsbranche auswirken wird, bleibt abzuwarten. Der Senat zeigt sich zumindest entschlossen, das Konzept durchzusetzen und auch bei einer Zuspitzung der Inzidenzen dabei zu bleiben.

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9 Kommentare

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  • Wir versus Virus. Das war stark!



    Das war solidarisch.



    Aber G2 für den eigenen Vorteil? Das ist wirklich erbärmlich.



    Da geht mehr an politischer Phantasie als einem Modell zu folgen, dass auch aus dem russischen CyberKrieg stammen könnten: Menschen zu Risiken zu erklären und Ausgrenzung einer Menschengruppe.



    Egal mit welcher Begründung: Das geht garnicht!



    Diese Werte teile ich nicht.

    Auch wenn ich eine Impfung empfehle:



    Die Selbstbestimmung über den Körper gilt.



    Und dazu brauche ich keinen wüsten "Hier wird ein Chips implantiert" - Quatsch glauben, um drauf zu pochen. Das Recht über meinen Körper habe ich und werde es nicht hergeben.

    Ich befürchte, dass hier ein weitreichender Konzeptwandel eingeführt wird. Wird dann in anderen Fällen auch irgendwann akzeptabel, dass z.b. Institutionen auf ökonomische Nachteile verweisen und einfach andere Gruppen ausschließen dürfen von gesellschaftlicher Teilhabe?! Wenn den Bars, Theatern und Unis etc. ökonomisch nicht zugemutet werden kann, Menschen mit im Leben erst erworbener Geh- oder Seh-Behinderung Zugang zu schaffen, weil das Ressourcen und Platz kostet, der für anderes fehlt - darf das dann auch so sein.



    Ist Chancengleichheit und Teilhabe dann nur für Geimpfte und Genesene ein Anrecht?



    Oder sind Forderungen nach gesellschaftlicher Teilhabe und gleichem Zugang dann abzuwimmeln mit Verweis auf ökonomisch leider nicht Leistbares?

    Und wozu? Damit in einem Jahr eh alle nicht Geimpften infiziert und genesen sind. Dafür diese Spaltung? Was soll ich sagen: Danke Putin?! (Ironie)



    Erbärmlich.

    Und was ist eigentlich mit Datenschutz? Wer immer jetzt ins Hamburger Literaturhaus oder die Bar bei mir um die Ecke geht ist geimpft oder hatte sich mit Corona infiziert. Warum dürfen das jetzt alle wissen? Wo bleibt meine Datenselbstbestimmung - bzw. die der Gäste dort?

    Nun, wir haben alle die Wahl. Bei der Bar, dem Literaturzentrum, dem Theater, dem Restaurant...

    Ausgrenzung von Viren - nicht von Menschen!

    • @Malkah:

      Besser als Lockdown für alle ist es in jedem Fall.

  • So wie hier:

    www.rnd.de/reise/2...HR36MRDGEGGBQ.html

    " Reisen nur für Geimpfte und Genesene: Nächster Veranstalter führt 2G-Regel ein. Der Reiseveranstalter Leitner Reisen schließt ab Oktober Reisende aus, die weder geimpft noch genesen sind."

    Gibt's dafür eigentlich auch ein geprüftes Gütesiegel?

  • Sinn machen würde bei solchen Veranstaltungen 2G+:



    Geimpft und getestet oder Genesen und getestet.

    • @berlin ist für alle da:

      Jupp. Vor allen Dingen wenn die Impfung länger zurück liegt, denn die Wirkung lässt, wie wir inzwischen wissen, mit der Zeit nach.

  • Von Normalität weiterhin keine Spur. Obwohl ich vollständig geimpft bin, bleib ich derzeit lieber weiter zu Hause - egal, ob nun 2G, oder 3G. Was mich am meisten nervt, ist die Anmelderei und Datensammelei für jeden Pups. Erst wird man beim Parken abgezockt ohne Ende, dann darf man Schlange stehen und ab 23 Uhr ist sowieso schon wieder Totenruhe angesagt. Wenn das öffentliches Leben sein soll, dann gern ohne mich. Von „mehr Freiheiten für Geimpfte“ kann aus meiner Sicht schon mal überhaupt keine Rede sein.

  • > "Außerdem hätte sie auch keine Lust darauf, dass ihr jemand, der etwas gegen die Bestimmungen hätte die Scheiben einschmeißen würde, wenn Sie sich für 2G entscheidet."

    Die Frage wird eher sein, ob das denn Publikum kommt, wenn die Infektionsrisiken nicht minimiert sind. Es gibt ja auch bei Leuten mit Impfung das Risiko von Durchsbruchsinfektionen, wenn sie sich in verseuchten Kinos aufhalten, vor allem wenn die Impfung mehrere Monate zurück liegt. Diese können auch zu Long Covid führen. Und wer möchte schon gern ins Kino gehen, wenn ihm als Konsequenz davon chronische Müdigkeit oder gar Arbeitsunfähigkeit droht? Ich jedenfalls nicht.