Hamburger Erzbischof Stefan Heße: Papst lehnt Rücktrittsgesuch ab
Vor sechs Monaten hatte Stefan Heße seinen Amtsverzicht angeboten. Nun entschied der Pontifex: Trotz Verfehlungen soll Heße Erzbischof in Hamburg bleiben.
Heße hatte dem Papst am 18. März seinen Amtsverzicht angeboten und sein Amt ruhen lassen. In einem Rechtsgutachten zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln waren ihm zuvor Pflichtverletzungen während seiner Zeit als Personalleiter vorgeworfen worden. Heße hatte Fehler eingeräumt, den Vorwurf der Vertuschung aber zurückgewiesen.
Bei der Untersuchung der Vorgänge bei einer Visitation im Juni seien „persönliche Verfahrensfehler“ Heßes festgestellt worden, heißt es in der Erklärung der Apostolischen Nuntiatur. Diese seien jedoch nicht in der Absicht erfolgt, die Fälle der sexualisierten Gewalt zu vertuschen. Das Grundproblem in der Erzdiözese Köln sei ein „Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber“ gewesen. Der Papst habe bei seiner Entscheidung berücksichtigt, dass Heße seine Fehler „in Demut“ anerkannt und sein Amt zur Verfügung gestellt habe. Er solle es jetzt „im Geiste der Versöhnung“ fortführen.
In einer ersten Stellungnahme dankte Heße dem Papst für das Vertrauen. Er werde allerdings nicht leicht sein, den Dienst wieder aufzunehmen. „Es wird um einen Neu-Anfang gehen müssen“, schrieb der 55-Jährige in einem Brief an die Gläubigen in seinem Bistum. Bei der notwendigen Erneuerung und Weiterentwicklung wolle er sich aktiv einbringen. Heße versprach, auch um diejenigen zu werben, die die Entscheidung des Papstes infrage stellen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, er sei dankbar für die Entscheidung von Papst Franziskus. Er werbe bei allen, die nun möglicherweise irritiert seien, dass die Entscheidung wohl überlegt und begründet ist.
Der gebürtige Kölner Heße war nach dem Studium Kaplan in der Nähe von Köln und übernahm danach verschiedene Aufgaben in seinem Erzbistum. So war er sechs Jahre lang Personalchef des Erzbistums – in diese Zeit fallen die jetzt aufgearbeiteten Missbrauchsvorfälle. Als Generalvikar wurde er später Verwaltungschef der Diözese. Nach dem Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner 2014 leitete er das Erzbistum ein halbes Jahr kommissarisch bis zur Einführung von Kardinal Rainer Maria Woelki. Im Januar 2015 wurde er zum Erzbischof von Hamburg ernannt.
Das Erzbistum Hamburg umfasst neben der Hansestadt auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg mit rund 400.000 Katholiken. Nach seinem Amtsverzicht hatte Heße sich aus der Öffentlichkeit völlig zurückgezogen. Die kommissarische Leitung hatte Generalvikar Ansgar Thim übernommen.
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