Die Voraussetzungen: „Es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen“, sang Herbert Grönemeyer im Jahr 1998. Es ist auch das Motto dieses Abends. Beide Teams wollen nahezu unbekannte oder vergessene Höhen erklimmen – und tragen dabei einen schweren Rucksack mit sich herum. Die aktuelle kroatische Mannschaft um Luka Modrić, Ivan Rakitić, Ante Rebić und Mario Mandžukić will die Goldene Generation um Davor Šuker aus dem erwähnten Jahr 1998, als Kroatien bei der WM in Frankreich den dritten Platz erreichte, endlich zur Silbernen Generation machen.
Und die Engländer wollen einfach wieder bei einem großen Turnier ein Endspiel erreichen. Die letzte Finalteilnahme liegt schließlich schon ein bisschen zurück: 1966 in England war das. Der letzte größere Erfolg der Three Lions war die Halbfinalteilnahme bei der EM 1996, ebenfalls in England. Damals scheiterte die Mannschaft im Elfmeterschießen an Deutschland. Der heutige englische Trainer Gareth Southgate wird sich vermutlich dran erinnern.
Das Ergebnis: 2:1 n. V. (1:1, 0:1)
Das Spiel: 5. Minute: Freistoß, zentrale Position, 20 Meter vor dem kroatischen Tor. Bis zu diesem Spiel hatte England 8 von 11 Toren bei dieser WM nach Standards erzielt, Kieran Trippier läuft an – und schon sind es 9 von 12. 1:0 für England. Die Briten versuchen es fortan weiter mit Standards, was ganz gut klappt. Kroatien versucht es mit gepflegtem Ballspielen, was gar nicht klappt. Die Lücken sind zu groß, die Ballverluste zu schnell, die verursachten Fouls zu tumb. Und so sind es die Engländer, die immer wieder zu größten Chancen kommen (30. Minute: Harry Kane, 36.: Jesse Lingard), diese aber nicht nutzen. 1:0 zur Pause.
Die zweite Hälfte läuft lange genauso wie die erste, nur ohne gefährliche Standards – und deshalb ohne Tore für England. Ansonsten macht England weiter viel richtig, spielt schnell nach vorne, kommt zu Abschlüssen – und Kroatien macht viel falsch. Bis … ja, bis zu 65. Minute, in der Ivan Perisić – aus aussichtsreicher Position nicht das Tor, sondern nur Kyle Walkers „Familienplanung“ (O-Ton von ZDF-Reporter Oliver Schmidt) trifft. Nur drei Minuten später ist es wieder Perisić, der eine Flanke von Rechtsverteidiger Šime Vrsaljko zum 1:1 ins Tor schießt (der Beweis, das bei diesem Turnier auch Tore aus dem Spiel heraus erzielt werden).
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Wieder nur drei Minuten später trifft der Ex-Borusse aus spitzem Winkel nur den Pfosten. Jetzt hat das Momentum gewechselt: Plötzlich sind es die Engländer, die den Ball ständig verlieren und sich glücklich schätzen können, nicht zurückzuliegen. Doch es passiert nichts mehr. 1:1. Verlängerung.
In der Verlängerung klärt Vrsaljko einen Kopfball von Englands John Stones knapp vor der Linie (99.). Es wäre das zehnte von 13 Toren nach Standards für England gewesen. Wäre, wäre, Fahrradkette. Auf der anderen Seite hält Englands Torhüter Jordan Pickford herausragend gegen Mandžukić (105.+2).
Doch solch eine Chance lässt Mandžukić nur einmal liegen: In der 109. Minute landet ein Kopfball eher zufällig bei ihm im Strafraum, Mandžukić schirmt den Ball ab – und ballert ihn aus sieben, acht Metern mit links ins lange Eck. In den folgenden neun Minuten schaffen es die Kroaten tatsächlich für vier Minuten Nachspielzeit zu sorgen, doch von England – mittlerweile in Unterzahl, weil sich Trippier verletzt, Southgate aber schon vier Mal gewechselt hat – kommt nichts mehr.
Die Pfiffe des Spiels: … gelten Domagoj Vida. Immer wenn der kroatische Innenverteidiger an den Ball kommt, schallt ihm laute Ablehnung entgegen. Vida, lange in Diensten von Dynamo Kiew, hatte den Viertelfinalsieg seiner Kroaten gegen Russland dem ukrainischen Volk gewidmet. Das kommt nicht so gut an im WM-Gastgeberland. Und bei der Fifa auch nicht. Die hatte ihn zu einer Geldstrafe verdonnert.
Und nun? Hat Kroatien eine neue Goldene Generation – und ein Finale gegen Frankreich vor sich. England kann immerhin noch Dritter werden. Ist doch auch was. Zwinker, zwinker.
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