piwik no script img

Haft für 94-jährige RechtsextremistinHaverbeck muss hinter Gitter

Mit 94 Jahren muss die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck noch einmal ins Gefängnis. Sie sei haftfähig, bescheinigte ihr ein Amtsarzt.

Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck im Gerichtssaal, Berlin 2020 Foto: Florian Boillot

Berlin dpa | Die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck muss ins Gefängnis. Die 94-Jährige hatte mit einem Antrag auf Haftunfähigkeit versucht, vom Gefängnis verschont zu bleiben. Ein Anstaltsarzt habe jetzt jedoch ihre Haftfähigkeit bestätigt, hieß es von der Staatsanwaltschaft Berlin. Die Staatsanwaltschaft habe die 94-Jährige zum sofortigen Haftantritt in Nordrhein-Westfalen aufgefordert, wie ein Behördensprecher am Mittwoch sagte.

Haverbeck war im vergangenen April mit ihrer Berufung gegen zwei Verurteilungen wegen Volksverhetzung aus den Jahren 2017 und 2020 vor dem Landgericht Berlin gescheitert. Die Witwe habe den Holocaust bestritten, begründete die Richterin damals. Reue oder ein Umdenken seien bei ihr nicht zu erkennen. Eine Gesamtstrafe von einem Jahr Haft sei tat- und schuldangemessen.

Haverbeck soll ihre Strafe nun im offenen Vollzug im Gefängnis Bielefeld-Senne verbüßen. „Einen festen Zeitpunkt oder eine Frist gibt es dafür nicht, eine entsprechende Aufnahmemitteilung der JVA liegt uns jedenfalls bislang noch nicht vor“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ursprünglich hatte die Behörde die notorische Holocaust-Leugnerin Mitte Oktober zum Haftantritt geladen.

Seit Jahren müssen sich immer wieder Strafgerichte mit der notorischen Volksverhetzerin befassen. 2004 wurde sie erstmals verurteilt und erhielt eine Geldstrafe. Zuletzt ergingen Strafen ohne Bewährung. Wiederholt behauptete Haverbeck, dass das Konzentrationslager Auschwitz kein Vernichtungslager gewesen sei, Massenmord habe dort nicht stattgefunden. Nach Schätzungen von Historikern ermordeten die Nazis allein im KZ Auschwitz-Birkenau mindestens 1,1 Millionen Menschen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Das ist ja ein sensibles Thema, aber ich bin wirklich interessiert:



    Wenn man wie diese Frau behauptet, ein Konzentrationslager habe nicht der Massenvernichtung gedient, was behauptet man denn dann, wozu es gedient haben soll?



    Für Wellness-Urlaub ja wohl nicht.

    Und, bevor Sie fragen, ich habe mal vor einiger Zeit versucht, mich zu solchen "Informationen" hinzugoogeln. Da kommt man sehr schnell auf Seiten, wo ich schon die Bilder so widerwärtig finde, dass ich erst gar nicht mehr zum Lesen komme ...



    Was insofern bedauerlich ist, als dass mich halt irgendwie das "Narrativ" interessiert.

    • @Tripler Tobias:

      Ehrlich gesagt - solange sie es der Zellenwand erzählt, ist mir Frau Haverbecks Meinung dazu völlig egal.

      • @Ajuga:

        Haha, das verstehe ich ... und mir ging's auch nicht um die Erzählung der betagten Dame, mir war's eher grundsätzlich interessant.

        Ich habe eine wachsende Beunruhigung, was Leute heute alles für ein Zeug glauben, das geht einfach gleichzeitig einher mit einem wachsenden Interesse.

        Es ließen sich jetzt sicher illustrierend Beispiele benennen und mein Interess tiefergehend "begründen", aber das führt hier dann doch zu weit, das liest ja sicher niemand mehr.