Häme auf Twitter: #ausFAZwirdTAZ
Die FAZ stellt den Blog von Don Alphonso ein, der die Marktlücke eines elitären Rechtspopulismus für sich entdeckte. Schon rastet das Netz aus.
Don Alphonso, der „radikalste“ Blogger Deutschlands, schreibt nicht mehr für die FAZ
Die treue Leserschaft (18.000 Follower auf Twitter) sieht da sofort die linke Erziehungsdiktatur am Werk: #AusFAZwirdTAZ hieß der flugs erfundene Hashtag, der sich alsbald mit Abo-Kündigungsdrohungen füllte: Wegen des „Linksrucks“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Man witterte „DDR 4.0“, „Gleichschaltung“ und bezichtigte das Blatt, vor „linken totalitären Diskursregeln eingeknickt“ zu sein. Nur weil die FAZ beschloss, seine Don Alphonso-Blogs einzustellen.
Der ist die „Kunstfigur“ von Rainer Meyer, einst renommierter Blogger und Autor, zweifacher Träger des Alternativen Medienpreises und eloquenter Kritiker der New Economy sowie der Blogosphäre.
Irgendwann entdeckte er allerdings die Marktlücke eines elitären Rechtspopulismus für sich, der sich als Radikalliberalismus tarnt. Und so bedauerte gestern auch die AfD, dass die Meinungsvielfalt in der FAZ abgeschafft werde.
Kampf gegen Feministinnen
Meyer schreibt ausgiebig über Antiquitäten, seine schöne Heimat am Tegernsee und natürlich über die Linken, Grünen, Queeren und Feminist*innen, die seine schöne freie Welt mit ihrer Erziehungsdiktatur überziehen wollen.
Als der Linguist Joachim Scharloth 2013 präsentierte, wie die NSA radikale Internetseiten zu identifizieren versucht, landete Don Alphonsos Blog auf dem 1. Platz, noch vor zwei islamistischen Foren. Seitdem wird er gern als „skandalträchtigster Blogger“ angekündigt.
Besonders der Internetplattform Agent*in, die sich dem Antifeminismus widmete, machte der FAZ-Blogger das Leben schwer: Wochenlang versuchte er, den Autor*innen Unseriosität nachzuweisen, sie persönlich zu outen und unglaubwürdig zu machen. Die Böll-Stiftung entzog der Gruppe daraufhin die Unterstützung.
Leser*innenkommentare
Aaron Kunz
"Irgendwann entdeckte er allerdings die Marktlücke eines elitären Rechtspopulismus für sich, der sich als Radikalliberalismus tarnt. Und so bedauerte gestern auch die AfD, dass die Meinungsvielfalt in der FAZ abgeschafft werde." Weite Teile der politischen Linken können einfach nicht ertragen, dass Kollektivismus prinzipiell nicht mit Individualismus zusammengeht. Deswegen können die Probleme eines Liberalen mit einer Aufweichung der Trennung von Staat und Kirch und einen puritanischen Sexualstrafrecht natürlich nur vorgeschützt sein. Inhaltlich wurde er noch nie widerlegt.
diepartyhannoverost
Was ist der Unterschied zwischen Rääächzpopulismus und Radikalliberalismus?
Andreas Bitz
Don Alphonso / Deus ex Machina / Mayer sollte mit seinen blogs bei der taz auftauchen - hier hält man ja auch eine "Hengameh... " aus.
Nun stecken hinter der FAZ maingestreamte Presseamtsmitarbeiter, die taz gewänne einen klugen Kopf.
FrankUnderwood
Man muss kein Antifeminist sein, um zu erkennen, dass "Agent*in" das Letzte ist.
R. R.
#einbisschenTAZhatnochniemandemgeschadet
JLloyd
Schade - Frank Schirrmachers Experimente mit Blogs & neuen Autoren z.B. vom CCC wurden sukzessive beerdigt. Nun stehen Kommentatoren wie z.B. Jasper von Altenbockum für das neue, alte gesicht der FAZ, deren Positionierung sich im vereinfachten politischen Spektrum vom Springerblatt WELT nicht mehr nennenswert unterscheidet. Schade eigentlich; leider passt es zum heutigen Zeitgeist.
Energiefuchs
Don Alphonso ist auch passionierter Radfahrer, Radsammler, Radrestaurator. Dafür habe ich ihn gerne gelesen. Und ja, man lernte durch ihn "seinen Feind" kennen.
insLot
Ich fand Don Alphonso bisweilen recht unterhaltsam.
siri nihil
Schade, ich habe don alphonso gern gelesen, vor allem die Kommentare, es war eine völlig neue Welt, die sich da auftat, ein echtes parallel Universum.
Genderfaschist
Der gute Don war schon thematisch recht redundant, obgleich zuweilen investigativ und erfrischend. Gerade aus der Netzwelt konnte er auch überraschende Perspektiven bieten. Sein antifeministischer Furor war zwar im im Ton häufig sehr grob, in der Sache hatte er bisweilen sogar Recht, und zu ernst nehmen konnte ich ihn da ohnehin nicht, schließlich verkörperte er doch in vielerlei Hinsicht das Männerbild einer Heterotunte.
Verfolgte seinen Blog bisweilen durchaus, wenn ich etwas über den Tellerrand schauen wollte (auf die Welt greife ich da eher ungern zurück).
Ich bedauere es jedenfalls, wenn Geschriebenes zu Gunsten von Podcasts verschwindet. Sehe darin keinen journalistischen Fortschritt. Das Medium ist mir doch oft zu manipulativ und entmündigend.
Mark_Sch
"das Männerbild einer Heterotunte"
Was ist das denn? Ganz ernstgemeinte Frage, ich würde mir darunter gern etwas vorstellen können.
43345 (Profil gelöscht)
Gast
Verehrte taz,
nur als kurzer Hinweis: Wenn man sich die Reaktionen des Ressortleiters Geisteswissenschaften der FAZ, Patrick Bahners, auf die auf Twitter vorgebrachte Häme in Bezug auf den Rauswurf Meyers ansieht (was Bahners dort so "gefällt" ist nicht nur nicht kollegial, sondern teilweise menschenverachtend), kann man erahnen, dass sich hinter der angeblichen "Wiederbelebung als Experimentierfeld" und der "thematischen Neuordnung" der Blogplattform nicht nur Informationshohlsprech verbirgt.
ebertus
Eigentlich nur wegen dem Don Alphonso habe ich immer mal in die FAZ geschaut, schätze als bekennender altlinker Querfrontler diesen nicht selten ironischen Blick;
jenseits einer ideologisch determinierten, oft gar zelebrierten Bigotterie und ebenso jenseits der angesagten, neulinken politischen Korrektheit.
Gut also, dass wir das jetzt geklärt hätten …
So als Italien-Liebhaber, wie der Don:
http://www.privatausgabe.net/
Hanno Homie
Der letzte Absatz ist witzig: Klingt, als ob "Don Alfonso" sehr viel Macht gehabt hätte... könnte man fast neidisch werden. Dabei hatte sogar die TAZ damals "Agent*in" kritisiert:
//http://www.taz.de/Antifeminismus-Liste-der-Boell-Stiftung/!5437374/
Ach, Mensch, ich wünsche mir mehr reflektierte Linke!