Gruppe B: Portugal – Spanien: Ronaldooooohh gegen Dialektikitaka
Ronaldo trifft früh. Diego Costa folgt. CR7 trifft nochmal. Costa auch. Dann Nacho. Nochmal Ronaldo. Besseren Fußball werden wir lange nicht sehen.
Die Voraussetzungen: Spanien hat vor der WM mal eben den Trainer gefeuert, gilt aber trotzdem als Favorit auf den WM-Titel. Portugal wurde vor zwei Jahren überraschend Europameister. In Gruppe B, wo Marokko gegen den Iran verloren hat, sollten beide Teams weiterkommen.
Das Ergebnis: 3:3.
Das Spiel: Ronaldo wird im Strafraum von Nacho berührt, hebt spektakulär ab. Elfer. Kann man geben. Ronaldo verwandelt. Souverän. 1:0 (4. Min.). Ein großes Spiel beginnt, taktisch, atmosphärisch, ästhetisch. Ein vorweggenommenes Halbfinale. Hundert spanische Kurzpässe, die ankommen, die Rückkehr des Tiki-Taka, Iniesta-Style. Portugal lässt machen und hält elegant konternd dagegen. Diego Costa tanzt samt Ball in den portugiesischen Strafraum, Tor! 1:1 (24.). Isco knallt den Ball an die Latte (25.). Ronaldo schießt, Spaniens Torwart De Gea kariust. Drin: 2:1 (44.).
Freistoß Spanien, nette Variante, Costa ist da, Tor, 2:2 (55.). Portugal bekommt eine Ecke nicht geklärt, Nacho mit dem Schienbein, brachial, Innenpfosten, 2:3 (58.). Hin und her, ein wenig ruhiger alles, bis Ronaldo einen Freistoß direkt verwandelt (88.).
Empfohlener externer Inhalt
Der Sergio-Ramos-Faktor: Mo Salah aus dem Champions-League-Finale genommen, Loris Karius' Bewusstsein im gleichen Spiel zu dem eines Blumenkohls verwandelt – Sergio Ramos spielt Profifußball auf höchstem Niveau so, wie er eben funktioniert. Ramos' ist – um es politisch zu wenden – kein Grüner, der den Kapitalismus „zivilisieren“ will. Er ist ein Marktradikaler, der den Kapitalismus auf die Spitze treibt, um als führender Akteur davon zu profitieren. Brutal? Klar. Für Zuschauer unattraktiv? Kämpfe in Arenen haben nicht erst seit dem Fußball seine Fans. Gut: Die Abwehr und das Mittelfeld Portugals spielen auch nicht gerade wie ein weicher Schwamm. Ruppig, aber nicht unfair, geht's von Beginn an zur Sache und es wird sich nicht mehr ändern.
Der Cristiano-Ronaldo-Faktor: Noch so ein Ausnahmespieler, der alles gewinnen will und darin, und nur darin, Sergio Ramos ähnlich ist. Einen CR7 hat Spanien nicht, aber einen SR15 – im Nationalteam hat Ramos eine andere Rückennummer als bei Real Madrid. Spanien ist lange besser als Portugal, aber nicht besser als Cristiano Ronaldo, der wiederum in Diego Costa sein nicht minder gutes Gegenüber findet, was Spanien wiederum zu mehr Kurzpässen antreibt, auch ohne Iniesta (Thiago kommt in der 70.). Dialektikitaka.
Die Stadien der WM
Der Sergio-Ramos-Cristiano-Ronaldo-Faktor: Da Ramos nicht auch Torwart sein kann, ist er bei Ronaldos Elfmeter machtlos. CR7 gehört die 1. Halbzeit. Beim zweiten Tor Ronaldos kommt Ramos einen Schritt zu spät. Ronaldo bleibt in der zweiten Halbzeit lange unauffällig und trifft dann doch wieder. Wo war Serg-, äh, wer?
Und nun? Wurscht. Kommen ohnehin beide weiter. Grandioser Fußball. Gerne wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!