Grüner Kämpfer für ein Modellprojekt: Der Genießer
Thomas Schremmer (Grüne) will ein Modellprojekt für den Verkauf von Cannabis, kommt aber gegen die SPD nicht an. Bleibt ihm nur, Bremen zu bejubeln.
So zog er im März im Sozialausschuss ein Tütchen Gras aus der Tasche. Er habe zeigen wollen, dass man in Hannover nicht einmal eine Dreiviertelstunde brauche, um sich die Droge zu organisieren. „Das Argument, die Beschaffung sei durch das Verbot erschwert, ist Unsinn.“
Von der Aktion waren nicht nur die anderen Abgeordneten irritiert, sondern auch die Beamten des Landeskriminalamtes, die mit im Ausschuss saßen, Ermittlungen ankündigten, das Gras aber nicht konfiszierten. Konsequenzen gab es für Schremmer, der vor seinem Mandat bei der Stadt Hannover gearbeitet hat, deshalb nicht.
„Das Schädlichste an Cannabis ist seine Kriminalisierung“, findet der Familienvater, der seinen ersten Joint mit 17 geraucht hat. Den Konsum schränke das Verbot nicht ein, führe aber dazu, „dass es eine massive Schwarzmarktaktivität ohne Verbraucher- oder Jugendschutz gibt“. Wer junge Menschen schützen wolle, müsse die Drogen kontrollieren. „Man muss wissen, was drin ist“, sagt Schremmer, der auf Aufklärung an Schulen setzt.
Die aktuelle Bundesratsinitiative der Länder Bremen und Thüringen, die wissenschaftlich begleitete Modellprojekte für die legale Abgabe von Cannabis durchsetzen wollen, bejubelte Schremmer in einer eigenen Pressemitteilung. Dabei steht eigentlich schon jetzt fest, dass Niedersachsen dem Vorhaben nicht zustimmen wird. Denn SPD und Grüne konnten sich nicht einmal darauf einigen, die Idee in ihren Koalitionsvertrag aufzunehmen.
Die Sozialdemokraten, wollen den Konsum zwar entkriminalisieren, aber den Handel nicht legalisieren. Auch er könne nicht sagen, wie sich der Konsum entwickeln werde, sagt Schremmer – „aber dafür ist ein Modellprojekt doch da“.
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