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Grünen-Parteitag in Baden-WürttembergSie sollen sich nicht fürchten

Beim Parteitag zeigt sich Winfried Kretschmann kämpferisch. Er kritisiert das Klimakonzept der Bundesregierung, aber nicht zu scharf.

Der Supergrüne: Winfried Krteschmans Kandidatur lässt die Umfragewerte seiner Partei steigen Foto: dpa

Es könnte ein ausgelassener Parteitag sein, der Kompass steht auf Grün im Südwesten. Nachdem Winfried Kretschmann vor wenigen Tagen erklärt hat, 2021 noch einmal anzutreten schnellten die Grünen im Südwesten in Umfragen auf 38 Prozent. Ein Wert der noch nie für Grüne irgendwo in Deutschland gemessen wurde.

Ebenfalls einzig: 70 Prozent der Baden-Württemberger würden bei einer Direktwahl Kretschmann wählen. Und dann ist da noch das 40-jährige Jubiläum, der baden-württembergische Landesverband gründete sich 1979 als erster, ein Jahr vor der grünen Bundespartei.

Doch das Thema, das auch in Sindelfingen etwas Schatten wirft und die Stimmung trübt, ist der das maue Klimakonzept der Bundesregierung. Selbst Winfried Kretschmann, der, wie er sagt, eigentlich nicht zu scharf werden will, weil „ich mit diesen Leuten morgen noch zusammenarbeiten muss“, nennt das Ergebnis der nächtlichen Klimakonferenz einen „Treppenwitz“.

„Das Preisschild“ das die große Koalition für CO2 vorsehe sei so klein, „dass es alle übersehen werden“, sagte Kretschmann. Länder wie Schweden würden über 100 Euro pro Tonne verlangen, „und bei uns sollen 10 Euro reichen?“

Auch Annalena Baerbock kritisierte in einer Videobotschaft für den Landesparteitag, die Ergebnisse der Bundesregierung gegen die Klimakrise scharf. „Es ist so bitter. Was da rausgekommen ist, wird der Herausforderung nicht gerecht.“ Man müsse so schnell wie möglich zum „Pariser Klimapfad“ zurückkehren, forderte Baerbock. Die Parteisprecherin konnte nicht auf dem Parteitag sprechen, weil sie in Brandenburg bei den Verhandlungen zur Kenia-Koalition eingebunden ist.

Politisch steht ein Leitantrag im Zentrum, der eine Solarpflicht für Neubauten und eine Nahverkehrsabgabe für Kommunen vorsieht. Kretschman zeigte sich in seiner Parteitagsrede kämpferisch. Um das Klima zu retten, reichten Anreize und Subventionen nicht mehr aus. Es brauche „klare, kluge Regeln“. Seine Partei sollte sich nicht davor fürchten, als Verbotspartei zu gelten: Schon das Alte Testament beginne „mit 10 Geboten und Verboten“.

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9 Kommentare

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  • Er will nicht scharf werden. Muss er aber! Sehr scharf!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Wenn ich das richtig weiß, fordern die Grünen 40,- Euro für eine Tonne CO2.

    Ist jetzt auch nicht gerade der Burner, würde Frau Geissen sagen.

  • Kretschmann ist einer der Grpnen, die gegen das Grüne Versprexhen für CETA im Bundesrat stimmen wollen.



    Damit wird der Klimawandel unnötig teuer und verlangsamt, da Komzerne vor Sxhiedgerichtrn gegen Regulierung klagen können.

    • @J_CGN:

      Wue wöre es miz einn kruzen Korekturledne?

  • Der supergrüne Winfried - call me Moses - Kretschmann fährt hier eine ganz besonders originelle Strategie, die in der deutschen Nachkriegsgeschichte ihresgleichen sucht. «(º¿º)»



    Man könnte sie „jetzt bloß nicht auffallen und bloß keine Experimente, läuft doch gerade gut für mich - Strategie“ nennen. Die SPD wird sicher gerne bestätigen, dass man mit Schärfe gegenüber der Union nichts erreicht. Ohne Schärfe erreicht man bei denen allerdings noch weniger, weshalb die Sprachregelung bei der SPD zuletzt immer so war: „Lasst es uns einfach einen Kompromiss nennen, das klingt irgendwie staatsmännisch und da wird dann ja auch wohl keiner mehr was dagegen sagen.“



    „Länder wie Schweden würden über 100 Euro pro Tonne verlangen, und bei uns sollen 10 Euro reichen?“ Nun, ich sach's mal so - wenn man mit 100 Euro auch nicht mehr Umweltfreundlichkeit erreicht, als mit 10 Euro, kann man sich die 90 Euro doch gleich sparen - oder?



    Wer in letzter Zeit mal bei einem Volvo-Händler vorbeigekommen ist, wird dort ausschließlich hochmotorisierte, überdimensionierte Fahrzeuge gesehen haben, aber die wurden da wahrscheinlich alle extra nur für den deutschen Markt gebaut. «(º¿º)»

    • @Rainer B.:

      Naja, Schweden hat inzwischen einen stabilen Anteil erneuerbarer von um die 60% und gute 20% der Neuzulassungen sind Stromer - bei fast 6 % der Gesamtflotte.



      Diese Kennzahlen sind schon um Längen besser als die in Deutschland, was sich beim CO2-Rucksack des Einzebürgers sehr deutlich in Zahlen zeigt.

      • @Komm Ent Ator:

        Ok - aber man wird dies in Schweden doch nicht allein ursächlich auf die „100 Euro pro Tonne“ zurückführen können.

  • Die Kretschmann-Grünen sind leicht zu wählen. Man kann sich dabei wohlfühlen, und sie tun einem nicht weh. Allerdings nutzen sie auch nichts.

    • @Haggi:

      Si eTun weniger als ich mir wünschen würde, richtig.



      Aber "nichts" ist einfach verlogen und falsch - die Gesetze und Verordnungen die da in den letzten 10 Jahren auf den Weg gebracht worden sind die es unter einer CDU- oder SPD-geführten Regierung nie im Leben gegeben hätte, ist länger als meine beiden Arme zusammen.



      bleifreie Munition, Landwirte die für Grünstreifen, Hecken und Bienenweiden entschädigd werden, Landesweites Radwege- und Biosphärenvernetzungs-Konzept und vieles, vieles merh das es so noch nie gab.