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Grüne in FrankreichDie „andere“ Marine

Mehrere Parteien in Frankreich wechseln ihre Spitze. Bei den Grünen Europe-Ecologie-Les Verts (EELV) heißt das neue Gesicht Marine Tondelier.

Die 36-jährige grüne Politikerin Marine Tondelier hat die Wahl zum Parteivorsitz am Samstag gewonnen Foto: Presse der Partei EELV

Paris taz | Aus der Wahlhochburg der extremen Rechten, im nordfranzösischen Hénin-Beaumont, wo das Rassemblement national (RN) regelmäßig Spitzenresultate erzielt und Marine Le Pen als Abgeordnete gewählt wurde, kommt die neue Parteivorsitzende der französischen Grünen. Die 36-jährige Marine Tondelier hat zudem denselben Vornamen, damit enden – abgesehen natürlich vom Engagement in der Politik – alle Analogien. Die nationale Sekretärin, wie bei EELV der Titel der Chefin lautet, ist nach einem Ausscheidungsrennen gegen zwei Konkurrentinnen am Wochenende bei einem Kongress mit mehr als 90 Prozent der Stimmen an die Parteispitze berufen worden. Es war ihr mit ihrem Programmentwurf gelungen, auch die anderen, minoritären Tendenzen hinter sich zu scharen.

Es warten schwierige Aufgaben auf sie. Ihr Vorgänger Julien Bayou hatte sich nach Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung aus seinen Führungsaufgaben zurückgezogen. Der EELV-Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen, Yannick Jadot, hatte in einem Kontext, der eigentlich für ein auf Umwelt- und Klimafragen zentriertes Programm günstig gewesen wären, mit 4,6 Prozent der Stimmen ein schlechtes Resultat erzielt.

Generell ist es den französischen Grünen, die jeweils bei den Europawahlen ihren besten Ergebnisse machen, nie gelungen, als politische Partei eine Hauptrolle zu übernehmen. Auch jetzt stellt sich für sie die Frage, in welcher Form sie innerhalb der von Jean-Luc Mélenchon dominierten La France insoumise linken Allianz NUPES ihre eigenen Ideen und Anliegen durchsetzen können. Tondelier hat unter anderem vor, als Image-Verbesserung den bisher zu wenig attraktiven Namen der politischen Umweltpartei zu ändern. Anders als beispielsweise in Deutschland ist für die Grünen in Frankreich die Sache mit den Bündnissen klar: Ob nun innerhalb oder außerhalb der NUPES sind, sie bleiben Teil der politischen Linken. Allein schon wegen des Wahlsystems wäre etwas anders nicht denkbar.

Im Vordergrund steht für Tondelier die Konfrontation mit der extremen Rechten. Unter der Führung von Marine Le Pen ist ihnen gelungen, soziale Bevölkerungsgruppen anzuziehen, die sich als Opfer der Globalisierung und der liberalen Wirtschaftspolitik fühlen und die sich im Pariser Machtzentrum verachtet fühlen. Es ist darum kein Zufall, dass Tondelier ihren politischen Kampf in der kommunalen Opposition in Hénin-Beaumont geführt hat. Wenn einst Che Guevara dem Schweizer Sozialisten Jean Ziegler geraten hatte, den Kampf im Hirn des Monsters (dem Finanzplatz Genf) zu führen, hat Tondelier die RN-Chefin dort bekämpft, wo diese am stärksten ist. Sie ist selber dort aufgewachsen und kann es nicht akzeptieren, dass diese vormals von der Linken regierte Kleinstadt im einstigen Kohlenrevier unter die Fuchtel der extremen Rechten geraten ist.

Marine Tondelier hat in Lille Politologie studiert und hat einen Master in Gesundheitspolitik. Sie hat einen vierjährigen Sohn. Um sich der Parteiführung bei EELV zu widmen, hat sie inzwischen ihre bisherigen Aktivitäten in einer NGO aufgegeben.

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