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Große Koalition einigt sichKampf gegen die „Vermaisung“

Union und SPD wollen dafür sorgen, dass Biogasanlagen überwiegend Abfälle verstromen. Damit sollen Maismonokulturen zurückgedrängt werden.

Mais, Mais und nochmals Mais: Ernte. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Parteispitzen der geplanten Großen Koalition wollen die „Vermaisung“ der Landschaft durch Felder für Biogaskraftwerke stoppen. „Der Zubau von Biomasse wird überwiegend auf Abfall- und Reststoffe begrenzt“, heißt es im //www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf:Koalitionsvertrag, auf den sich die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD am Mittwoch geeinigt haben. Neue Kraftwerke sollen also etwa Küchenabfälle und weniger Mais verstromen. Derzeit ist die Pflanze für die Branche bei weitem Energieträger Nummer eins.

Ausdrücklich übernehmen die Koalitionäre den von Naturschützern geprägten Kampfbegriff „Vermaisung“. Damit ist gemeint, dass die Anbaufläche für Silomais – der für Biogas wichtigsten Maisform – in Deutschland seit 2004 um 63 Prozent zugelegt hat.

Seit jenem Jahr müssen die Energieunternehmen laut Gesetz für Strom aus Mais so viel bezahlen, dass sich der Anbau als Biogasrohstoff lohnt. 2013 schrumpften die Maisäcker dem //www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaftFischerei/FeldfruechteGruenland/Tabellen/AckerlandHauptfruchtgruppenFruchtarten.html:Statistischen Bundesamt zufolge erstmals seit mehr als zehn Jahren, allerdings nur um zwei Prozent.

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In manchen Landkreisen wächst die Pflanze auf mehr als 45 Prozent der Ackerflächen – oft in Monokulturen, die langfristig mehr umweltschädliche Pestizide und Dünger benötigen. Mais-Einöden tragen auch dazu bei, dass immer mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben. Die wegen ihrer Bestäubungsfunktion volkswirtschaftlich und ökologisch sehr wichtigen Bienen können mit der Pflanze wenig anfangen.

Das erkennen auch Union und SPD an. Den Maisanteil zu begrenzen „dient dem Schutz der Natur“, schreiben sie in ihrem Vertragstext. Zudem erwähnen sie, das Problem, dass Pflanzen, aus denen Energie gewonnen wird, zur Ernährung von Menschen fehlen.

Naturschützer „kann damit leben“

Enstprechend positiv äußert sich Florian Schöne, Agrarreferent des Naturschutzbunds (Nabu), über diese Passage des Koalitionsvertrags. „Das ist ein Signal: So kann es nicht weitergehen“, sagte er der taz. Zwar hätte sich der Nabu gewünscht, dass überhaupt keine neuen Anlagen mehr für Energiepflanzen gebaut würden. „Aber ich kann damit leben“, erklärte der Naturschützer.

Kein positives Fazit dagegen zieht der Bundesverband BioEnergie. “Wir schreien nicht Hurra“, sagte Geschäftsführer Bernd Geisen der taz. Er weist immer wieder darauf hin, dass sich aus Mais viel effizienter Strom als aus Abfällen gewinnen lasse. „Allerdings sind wir zunächst einmal erleichtert“, so Geisen. Denn in früheren Entwürfen des Koalitionsvertrages war vorgesehen, dass neue Biokraftwerke nur noch Abfallstoffe benutzen sollten. „Dann wäre der Markt komplett abgewürgt worden.“ Diese „Katastrophe“ sei nun abgewendet worden.

Geisen hofft nun, dass die Koalition den Vertrag branchenfreundlich umsetzt. Das einschränkende Wort „überwiegend“ lasse sich flexibel auslegen. Biogasanlagen seien notwendig, weil Wind- und Solarkraftwerke unregelmäßig Strom lieferten – Bioenergie dagegen stehe unabhängig vom Wetter zur Verfügung.

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8 Kommentare

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  • A
    Arne

    Imo ein Problem rein zentralistischer Energiebewirtschaft von wenigen Großkonzernen.

    Biogasanlagen aus Abfällen sind hervorragend geeignet für die Energieversorgung kleinerer Ortschaften. Die haben aber kein Interesse, weil die Lobbyisten der Energieriesen extreme Auflagen für diese durchgesetzt haben. Die Verwendung extra dafür angebauter Pflanzen ist unsinnig. Der Energiebedarf von größeren Standorten kann damit auch kaum gedeckt werden. Das ist auch von der Fläche aus gesehen eine enorme Resourcenverschwendung.

     

    Energieversorgung dezentralisieren! Das kann weiterhelfen.

  • J
    JK

    Das wäre ja alles schön, wenn da nicht zwei Schönheitsfehler wären.

     

    Es wird immer noch weit mehr Mais für Futtermittel angebaut als für die Biogasproduktion, die "Vermaisung" ist also eher ein regionales Problem als ein bundesweites und dementsprechend wäre es besser, das auch regional zu lösen, also in den betroffenen Regionen keinen Zubau von Biogasanlagen mehr zu erlauben.

    Und Biogasanlagen für Abfälle sind durch überbordenden Auflagen derartig teuer, dass sie mit der Kompostierung wirtschaftlich nicht konkurrieren können. Ergebnis: Trotz eines Potentials von 2-3 Mio. Tonnen Bioabfall pro Jahr werden kaum neue Anlagen in Deutschland gebaut. Hier wird eine enormes Potential für grundlastfähige Stromproduktion jedes Jahr fortgeworfen.

  • Wenn die Leute von der Nahrungsmittelverbrennungsindustrie "erleichtert" sind, dann heißt das nichts Gutes. Im Prinzip geht es also weiter wie bisher - vielleicht mit ein paar kosmetischen Korrekturen, dass verpflichtend 1% Abfall verbrannt werden muss - der Rest ist dann immer noch Mais...Stillstand als Fortschritt deklariert - bravo!

  • B
    Bauer

    Ein hausgemachtes Problem! Einfach die wahnwitzig hohen Zuschüsse für den Anbau von Mais für Biogas kürzen und schon hat sich das Problem erledigt. Der Bauer baut halt das an wofür er Geld kriegt.

  • Eigentlich naheliegend, dass ein Land das so viele Lebensmittel wegwirft, diese wenigstens zur Energiegewinnung nutzt.

    • J
      Josef Švejk
      @vic:

      Na dann ist ja alles bestens.

      Ab in die Tonne - für die Energiewende!

      Je mehr wegschmeißen, umso besser!

      ...wo soll ja sonst der Strom für den Öko-Kunden an einem windstillen Novembernebeltag herkommen.....

       

      Noch die "Specki"-Tonne aus DDR-Zeiten in Erinnerung?

      In Japan wird das System bis zum heutigen Tag praktiziert, war in dem Dok-film (we feed...) zu sehen.

       

      Verfüttern oder verheizen....

       

      In ländlicher Umgebung traditionell undenkbar, daß die Kartoffelschalen "weggeworfen" werden.

       

      Energie aus Agrarprodukten.

      Solange die Option der Verfütterung in D prinzipiell ausgeschlossen bleibt,

      wär ich mir überhaupt nicht im klaren, ob die jetzt favorisierte "Befütterung" der Fermenter (...eher Entsorgung als Nutzung...) als der ökologische Königsweg anzusehen wäre.

      Auch wenn die Signale in Richtung Mais richtig sind.

      Es stellt sich eher die Frage, wozu die Branche überhaupt gut ist.

      • @Josef Švejk:

        Ich schmeiß grundsätzlich keine Lebensmittel weg, und nein; die Specki-Tonne kenne ich nicht. Bin Wessi.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Vermaisung" folgt auf "Verspargelung", wobei mir letztere weitaus sympathischer ist.

    (Und im Mai ist wieder die ganze Gegend hier verrapst = so schlecht wie vermaist.)