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Großdemo in KatalonienHunderttausende fordern Abspaltung

In Barcelona haben 1,8 Millionen Menschen für die Lossagung von Spanien demonstriert. Das dafür geplante Referendum im November müsse stattfinden.

Massen im Zentrum von Barcelona. Bild: reuters

BARCELONA dpa | Bei einer der größten Kundgebungen in der Geschichte Barcelonas haben Hunderttausende Menschen die Abspaltung Kataloniens von Spanien gefordert. Die städtische Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 1,8 Millionen. Damit wäre der vor einem Jahr mit 1,6 Millionen aufgestellte Rekord gebrochen worden.

„Unabhängigkeit, Unabhängigkeit“, skandierten die Menschen am Donnerstag im Zentrum der katalanischen Metropole. Zwei Hauptstraßen, die an einem Platz zusammenlaufen, füllten sich über eine Distanz von elf Kilometern mit Menschen. Dabei wurde ein „V“ für „Victoria“ (Sieg) gebildet.

Die mehrheitlich in den katalanischen Nationalfarben Gelb und Rot gekleideten Demonstranten forderten, dass das für den 9. November angekündigte Referendum über die politische Zukunft Kataloniens stattfinden soll. Die Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy in Madrid weist diese Volksbefragung als illegal zurück und will sie nach eigenen Angaben „mit allen Mitteln“ verhindern.

„Stellen Sie die Wahlurnen bereit“, forderte die Präsidentin der Separatisten-Bewegung Katalanische National-Versammlung (ANC), Carme Forcadell, den Chef der Regionalregierung, Artur Mas, auf. Die Demonstranten jubelten, darunter auch Politiker verschiedener Parteien, Gewerkschaftsvertreter, Künstler und Sportler. Unter den Teilnehmern war auch Fußball-Star Gerard Piqué vom FC Barcelona.

Entscheidende Phase

Zu Beginn der Feiern warnte Mas die Zentralregierung: „Ein Volk zum Schweigen zu bringen, das sich äußern möchte, ist ein Fehler.“ Zuvor hatte der Führer des liberal-christdemokratischen Parteienbündnisses CiU erklärt, man wolle Europa und der Welt mit der Kundgebung zeigen, „welche demokratische Qualität“ die Souveränitätsbewegung in Katalonien in dieser entscheidenden Phase habe.

Bei der Kundgebung anlässlich des 300. Nationalfeiertages der Region im Nordosten Spaniens herrschte Festtagsstimmung. Es gab Ansprachen und Musikaufführungen. Nennenswerte Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Blick nach Schottland

Vor einem Jahr hatten nach Schätzung der Organisatoren 1,6 Millionen Befürworter der Trennung Kataloniens von Spanien eine 400 Kilometer lange Menschenkette quer durch ihre Region gebildet. Die Katalanen blicken nun mit besonderem Interesse nach Schottland, wo am 18. September über die Unabhängigkeit abgestimmt wird.

Katalonien ist mit 7,6 Millionen Einwohnern für Spanien eine sehr wichtige Region: Trotz Wirtschaftskrise und einer Arbeitslosenquote von mehr als 22 Prozent wird dort rund ein Fünftel des gesamten Bruttoinlandsprodukts des südeuropäischen Landes erwirtschaftet. Die Befürworter der Loslösung von Spanien meinen, ein unabhängiges Katalonien würde einen höheren Lebensstandard erreichen.

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3 Kommentare

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  • Und die - Zebra - sind setzen nur noch Dinge durch, die dem Willen der Bevölkerung entsprechen, weil da alle dasselbe wollen? Keine verschiedenen Meinungen und Lebensaweisen, Kulturen? Und das sind dann keine Nationalstaaten, sondern freie Länder, Regionen, Städte und du bist total frei? Die wollen und brauchen dann auch keine Kraken, machen sowieso keine Kriege oder Freihandelszonen, da leben alle in Frieden und Harmonie, mit super Löhnen und wenig Steuern, funktionierendem spendablen Gesundheits- und Erziehungssystem, da sind alle ehrlich usw. Toll!!!!!!!!! Da will ich auch leben!!!!!!!!!

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Vielleicht noch ein anderer Aspekt der Unabhängigkeit:

    Wenn unsere Re-Gierungen alles mögliche gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzen (z.B. Angriffskriege, Freihandelszonen, ua.) sind kleine überschaubare Staaten oder Länder oder gar Freie Städte denkbar. Bei der Befreiung aus dem Griff der Nationalstaaten (in der BRD auch noch der Bundesländer) sind die entstehenden Gebilde automatisch nicht in der EU, der NATO oder sonstiger Kraken. Das bietet enorme Vorteile. Also warum kein Freies Baden, Freies Wendland oder gar eine Freie Stadt Frankfurt???

  • Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn die Katalanen das so wollen.Aber wo führt das hin. Die Basken die jahrzehntelang auch äusserst brutal für ihre Unabhängigkeit gekämpft haben wollens dann auf jeden Fall auch nochmal wissen. Und dann die Galicier und dann die nächsten.Es wäre auf jedenfall der Anfang vom ende Spaniens wie es heute ist.

    Und Pique will sich dann in Zukunft mit seinen FC Barcelona lieber mit Mannschaften aus Girona oder Badalona messen anstatt mit seinen ERzrivalen aus Madrid. Das wird dannn doch ziemilich langweilig.