Grippewelle setzt Kleinkindern zu: Richtig rotziges Virus
Eine Grippewelle grassiert, und besonders Kinder erkanken schwer. Bei Charité und Vivantes sind die Kinderkliniken voll.
Eine Grippewelle grassiert in Berlin wie im Rest der Republik. Expert*innen warnten bereits vor etwa vier Wochen, dass die Zahl der Infektionen wieder viel höher als in den vergangenen Jahren ausfallen dürfte – weil Abstandsgebote und Maskenpflicht weitgehend abgeschafft sind.
Im wöchentlichen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts heißt es sogar, „die Werte liegen aktuell über dem Niveau der vorpandemischen Jahre“. Insbesondere das RS-Virus, kurz für Respiratorisches Synzytialvirus (Husten, Bronchitis, Mittelohrentzündung), sorge für schwere Verläufe bei Kleinkindern. In der Altersgruppe der 0- bis 4-Jährigen sei das Virus bei 58 Prozent der Kinder nachgewiesen worden, die wegen eines schweren Atemwegsinfekts in eine Klinik mussten.
Die älteren Schulkinder hingegen kämpfen laut RKI vor allem gegen Influenzaviren (Fieber, Kopfschmerzen, Husten). Und bei den stationär aufgenommenen Erwachsenen liegen Corona- und Influenza-Fälle inzwischen fast gleichauf.
Der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der auch Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte ist, sagt: „Das ist der Wahnsinn.“ Normalerweise kämen rund 100 Patient*innen täglich mit Grippesymptomen, jetzt seien es 160. Viele hätten derzeit einige Infekte hintereinander – auch, weil das Immunsystem nach den Maskenjahren nicht mehr so abgehärtet sei.
Verlegung nach Brandenburg
Sorge machen den Kliniken explizit die Kleinkinder: Im Vivantes-Klinikum Neukölln seien die in den vergangenen Tagen stationär aufgenommenen Kinder „fast ausschließlich Säuglinge unter drei Monaten“ gewesen, teilt ein Sprecher mit. Die Kliniken seien „ausgelastet“, die Rettungsstellen „stark frequentiert“. Vereinzelt müsse mangels freier Betten auch nach Brandenburg verlegt werden.
In den Kinderkliniken der Charité ist die Lage laut einer Sprecherin ähnlich – Verlegungen seien zudem „aufgrund der allgemein angespannten Situation oftmals schwierig“. OPs würden bereits verschoben.
Das eigene Kind macht derweil mit 39 Grad Fieber, von unruhigen Träumen geplagt, zum ersten Mal seit seinem ersten Geburtstag einen Vormittagsschlaf. Ich hoffe, es schläft sich ganz alleine gesund.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen