Griechischer Reformplan: Warten auf die Liste
Die Eurozone erwartet mit Spannung die Liste mit dem Reformplan aus Athen. Dieser soll sieben Milliarden Euro einbringen. Die CSU will harte Ansagen.
ATHEN afp | Die griechische Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras präsentiert der Eurozone am Montag die mit Spannung erwartete Liste ihrer Reformvorhaben. Wie die Bild-Zeitung in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf Regierungskreise in Athen berichtete, soll der Reformplan mehr als sieben Milliarden Euro einbringen. Staatsminister Nikos Pappas sagte im griechischen Radio, der Plan werde den öffentlichen Dienst „effektiver“ machen und die „Steuerflucht bekämpfen“.
Gemäß der am späten Freitag verabschiedeten Abschlusserklärung der 19 Euro-Finanzminister muss Griechenland im Gegenzug für neue Finanzhilfen „auf Basis des bisherigen Programms“ bis Montagabend „eine Liste mit Reformmaßnahmen“ vorlegen. Diese sollen von der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vorläufig geprüft werden.
Der Bild-Zeitung zufolge heißt es in dem Brief an die drei Institutionen nun unter anderem, dass die Athener Regierung den Schmuggel von Benzin und Zigaretten im Land stoppen will. Damit will der Staat 1,5 Milliarden Euro beziehungsweise 800 Millionen Euro einnehmen. Zudem erhofft sich Athen demnach 2,5 Milliarden Euro an Einnahmen durch die Besteuerung reicher Griechen und Oligarchen sowie weitere 2,5 Milliarden Euro durch das Eintreiben von Steuerschulden bei Bürgern und Unternehmen.
Stimmen die drei Institutionen, die bisher als Troika bekannt waren, ebenso wie die Euro-Finanzminister nach einer Telefonkonferenz am Dienstag zu, sollen in den Ländern - sofern notwendig - die Parlamente abstimmen, um die Hilfsvereinbarung rechtzeitig vor Ende Februar zu verlängern. Parlamentszustimmungen sind etwa in Deutschland und Finnland nötig. Endgültig festgeklopft werden sollen die Reformen bis Ende April.
Solidarität nur für „ernste Reformen“
Die CSU drohte indes mit der Ablehnung der weiteren Hilfen im Bundestag. Der Bild-Zeitung zufolge beschloss das Präsidium der Partei am Sonntag bei einer Telefonkonferenz einstimmig, dass es eine Zustimmung zu neuen Hilfen nur bei harten Reformzusagen Athens geben könne. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte der Bild-Zeitung, Solidarität werde es „nur im Gegenzug für ernsthafte Reformen“ geben. Das sei in den kommenden Tagen der „Prüfungsmaßstab“.
Unionsfraktionsvize Ralph Brinkhaus (CDU) sagte der Passauer Neuen Presse vom Montag, in den griechischen Plänen müsse „etwas Substanzielles drinstehen“. Das sei die „Bedingung dafür, dass wir im Bundestag zustimmen können“.
Nach Ansicht von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bleibt im Schuldenstreit mit Griechenland indes noch viel zu tun. Er sagte der Bild-Zeitung, Europa habe nun „eine Atempause bekommen, mehr nicht, sicher noch keine Lösung“. Nun sei„ die Athener Regierung am Zug“. Tsipras müsse der EU nun erklären, wie Griechenland die Erwartungen der Geldgeber erfüllen wolle. Die Geschäftsgrundlage - Hilfe im Gegenzug für Reformen - müsse dabei gewahrt bleiben.
Das Hilfsprogramm für Griechenland läuft in seiner bisherigen Form Ende Februar aus. Dem Land droht anschließend die Staatspleite, sollte es keine Verlängerung der Hilfen geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Außenministertreffen in Brüssel
„Europa spricht nicht die Sprache der Macht“