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Google vs. EuGHKein Vorbeikommen an Google

Kommentar von Svenja Bergt

Die von der EU-Kommission verhängten Strafzahlungen sind wettbewerbsrechtlich richtig, reichen aber nicht aus.

Aufbau eines Google-Standes bei einer Technik-Messe in Las Vegas Foto: John Locher/AP/dpa

E s summiert sich: 2,42 Milliarden Euro hier, 1,49 Milliarden Euro da und zwischendurch auch noch mal 4,3 Milliarden. Das sind die Strafzahlungen, die die EU-Kommission in den vergangenen Jahren gegen Google verhängt hat. Auch wenn es mal um das Smartphone-Betriebssystem Android ging, mal um den Preisvergleichsdienst Google Shopping und mal um Onlinewerbung – der Vorwurf ist immer ähnlich: Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung.

Wenn in dieser Woche nun das EU-Gericht über die Klage Googles gegen die aktuellste dieser Geldbußen – in Sachen Google Shopping – verhandelt, muss man sich klarmachen: Es ist die Summe dieser Fälle, die einen Unterschied macht. Denn allen regulatorischen Maßnahmen zum Trotz ist an den Diensten des Alphabet-Mutterkonzerns kaum mehr ein Vorbeikommen. Dafür ist Google längst zu groß und zu mächtig geworden.

Klar, viel lässt sich ersetzen, und wer sich mal aufrafft, um nur eine andere Suchmaschine zu nutzen, der tut schon einiges für die eigene Privatsphäre. Aber hundert Prozent googlefrei – Smartphone ohne Android, Browsen an Googles Werbenetzwerk vorbei, und was lässt sich tun, wenn der Arbeitgeber auf Google Docs setzt? –, das braucht schon ein gutes Maß an Information und IT-Kenntnissen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, zeigt: Was hier wettbewerbsrechtlich versucht wird, ist gut, reicht aber nicht.

Die lange Verfahrensdauer vom Beginn der Untersuchung über die Verhängung der Strafe bis hin zu einem letztinstanzlichen Urteil trägt nicht dazu bei, dass sich der Markt schnell verändert. Zudem sind manche Behörden, etwa im Datenschutzbereich, zu vorsichtig. Als würden die Vorstände von Konzernen wie Google, Amazon oder Starbucks eines Morgens aufwachen und sagen: Oh, ab heute zahlen wir mal ordentlich Steuern, schützen Nutzerdaten und behandeln die Logistikmitarbeiter:innen besser.

46,08 Milliarden US-Dollar – das ist es, was Alphabet allein im vierten Quartal 2019 an Umsatz ausgewiesen hat. Da könnte noch was gehen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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2 Kommentare

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  • Statt immer nur mit Strafen zu drohen wäre es vielleicht auch ganz wünschenswert wenn die EU endlich eigene Projekte auf die Kette bekommt um Google die Stirn zu bieten. Wie wäre es mit einer Android-Alternative? Oder einer europäischen Suchmaschine? Daneben kann man sich aber von mir aus gern auch direkt von Microsoft Windows und Office verabschieden.

  • Ich teile Ihre Meinung, dass Google längst eine Quasi-Monopolstellung in mehreren Bereichen hat. Ebenso, dass die Strafzahlung, wenn sie denn mal nach langem Hin und Her bezahlt werden muss, Peanuts für den Konzern Alphabet sind. Alleine das zu Google gehörende Youtube hatte 2018 brutto 15 Mrd. USD Werbeeinnahmen generiert (www.statista.com/c...utube-ad-revenue/). Als nach Amazon zweitgrößtes E-Commerce-Unternehmen ist Google (bzw. Alphabet) mit Umsatzerlösen 137 Mrd. USD (2018) bereits ein globaler Gigant (www.weltexporte.de...ernetunternehmen/).

    Insgesamt gibt es in so vielen Bereichen kein Vorbeikommen mehr an dem Google-Produktuniversum und Hintergrundservices - die selbst bei diesem Artikel im Hintergrund mitlaufen (i.e., googletagservices). Die meisten Produkte sind immerhin umsonst oder freemium, doch zum Preis von einer immer präziseren Datensammlung, um die Werbung noch zielgenauer und damit ertragreicher zu platzieren. Selbst, wenn man gesetzlich sicherstellen könnte, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden, verhindert das leider keine ungewollten Leaks durch Cyberangriffe, die in der Vergangenheit auch beispielsweise zich Millionen Gmail-Konten betrafen.



    Was manche, wie der deutsche Ethikrat, bereits in diesem Zusammenhang postulieren ist, dass Big Data gegen die Menschenwürde verstößt.