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Glyphosat im HonigGift aus der Wabe

Kommentar von Andrew Müller

Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Dass in ihm Glyphosat nachgewiesen werden kann, zeigt: Das ist nur eine Illusion.

Schluss mit dem romantischen Bild: klebrige, glyphosatverseuchte Masse vor dem Ministerium Foto: Fabian Sommer/dpa

H onig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Wer erkältet ist, rührt sich einen Löffel in den Tee. Die süße, goldfarbene Masse wird als entzündungshemmendes Heilmittel gefeiert. Und es ist ja auch wunderbar, wie die seit Jahrtausenden domestizierten fleißigen Bienen uns außer mit Honig auch mit Pollen, Propolis oder duftendem Wachs versorgen.

Die klebrige Protestaktion am Mittwoch beim Bundeslandwirtschaftsministerium hingegen war ein nötiger Bruch mit einem allzu romantischen Bild. Über vier Tonnen glyphosatverpesteten Honig brachten Im­ke­r*in­nen dorthin und schütteten dem Ministeriumsvertreter Stefan Schulz einen Teil davon vor die Füße. Ihre Wut ist verständlich.

Die Bienen beeinträchtigt das Herbizid zwar nicht direkt. Aber das ­wahrscheinlich krebserregende Un­kraut­ver­nich­tungs­mittel ­Glyphosat kann für Ho­nig­konsument*in­nen zum Problem werden. Den Schaden haben auch die Imke­r*innen: Sie setzen sich seit Jahren für ein grundsätzliches Verbot der ­Giftanwendung bei blühenden ­Pflanzen ein, werden damit aber ­politisch und wirtschaftlich alleingelassen.

Aus den deutschen wie europäischen Ministerien und Parlamenten heißt es, dass Im­ke­r*in­nen besprühte Flächen meiden sollen. Doch selbst eine idealistische Bioimkerin kann nicht kontrollieren, ob die Tiere giftbesprühte Blüten anfliegen – Bienen haben einen Flugradius von mehreren Kilometern. Nicht ohne Grund gilt Stadthonig als sicherer; dort werden keine Pestizide gesprüht.

Außerdem gibt es keinerlei verbindliche Regelung der Kontrolle des Honigs. Niemand kann wissen, wie viel Glyphosat Ho­nig­kon­su­men­t*in­nen zu sich nehmen, zumal die größte Menge des hierzulande verzehrten Honigs aus anderen Ländern importiert wird. Daher sollte Honig systematisch auf giftige Rückstände untersucht oder, noch besser, Glyphosat zügig verboten ­werden.

Die Aktion weist aber noch auf etwas anderes Wichtiges hin: „Unverdorbene, ursprüngliche Natur“ ist heute mehr denn je eine Illusion. Das Gift im Honig steht auch dafür, wie Genuss und Gesundheit bei unserem heutigen Verhältnis zur Natur selbst im Kleinsten mit Entfremdung und Zerstörung zusammenhängen.

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9 Kommentare

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  • ...hier eine aktuelle Petition zum Thema: www.aurelia-bienenundbauern.de/

  • "Niemand kann wissen...."



    Doch! Man kann es googeln.



    t.co/Q85NGfWUc6?amp=1



    Zum Beispiel beim niedersächsischen Landesinstitut für Verbraucherschutz (Laves) .



    Dann stellt man fest, das dieser Fall hier außergewöhnlich ist und schlimmere Dinge im (auch deutschen) Honig lauern.



    Z.B. Pyrrolizidinalkaloide.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Es ist ein Jammer!



    Ich begebe mich in einen früheren Lebensabschnitt.



    Schwiegervater war Imker. Vorsitzender vom Imkerverein. Alles was geht. Die Bienen sind eine faszinierende Welt. Sich die Völker zeigen lassen, beim Schleudern helfen, sich anzugewöhnen das Ruhe auch in den Bewegungen alles ist. Natürlich auch Stiche einzufangen. Fast immer eigene Schuld! Der Geruch im Bienenwagen!(wie Ostpaket). Zu sehen wie Königinnen mit Nummern(auf dem Rücken) behaftet werden...Ein interessantes riesen Thema!



    .."Das Gift im Honig steht auch dafür, wie Genuss und Gesundheit bei unserem heutigen Verhältnis zur Natur selbst im Kleinsten mit Entfremdung und Zerstörung zusammenhängen..."





    Wiese braucht per se eine Biene und ‘nen Klee

    Wiese braucht per se eine Biene und ‘nen Klee,



    ‘ne Biene, einen Klee,



    Tagtraums Idee.



    Alleinig diese macht sie wahr,



    wenn Bienen rar.

  • WARUM immer diese Pauschalierung wenn es um die Landwirtschaft geht.



    Es war EIN Landwirt der seine Fläche mit Glyphosat abgespritzt hat, und gegen diesem wird ermittelt. weihnachtsmarkt-bo...lyphosat-im-honig/

    • @Günter Witte:

      Genau, alles nur verwirrte Einzeltäter, hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte weiter.

      Nein, wir haben kein systematisches Problem, hier läuft überhaupt nichts falsch, wir müssen nichts ändern, läuft doch alles bestens.



      Deshalb sind Bienenvölker in Städten auch gesünder und vitaler*, als die, die in der freien Natur leben ...

      *[Sie sind natürlich immer noch krank und geschwächt ... die andern sind nur kränker und schwächer.]

    • @Günter Witte:

      Glyphosat wird immer auch von Bienen aufgenommen. Auch bei den Tausenden Bauern die es mit der Anwendung nicht illegal übertreiben.



      Das Problem ist so groß wie die Anwendung. Gift ist Gift und im Falle von Bienen kann man die Verbreitung nicht eindämmen.

      Werden Sie für Ihren Kommentar bezahlt?

      • @Sonntagssegler:

        Dazu habe ich oben eine Quelle angegeben.



        Und von einem Schaden an den Bienen war nie die Rede.

    • @Günter Witte:

      genau, EIN einziger Landwirt, weltweit!



      richtig

      • @nolongerquiet:

        Steht in dem Beitrag, das in jedem Honig Glyphosat festgestellt wurde ? Dann bitte Fakten dazu.



        Und Weltweit ? Deutschland deckt seinen Honig bedarf zu ca. 1/3 selber, das andere wird Importiert, schauen Sie mal ob Sie diese Länder kontrollieren können