Globaler Kampf gegen die Pandemie: Ohne Impfstoff keine Chance
Die Coronapandemie hat uns alle getroffen. Jetzt sollten wir sie gemeinsam besiegen – indem überall auf der Welt genügend Impfstoff ankommt.
I ch bin in unserer Klinik dafür verantwortlich, dass niemand Covid-19 einschleppt. Bisher ist uns das gelungen. Jeder Patient wird gescreent und getestet. Dadurch haben wir etliche Fälle entdeckt. Natürlich fürchte ich auch, mich selbst anzustecken. Aber wir haben in unserer Klinik genügend Schutzausrüstung. Anders sieht es in den staatlichen Kliniken aus.
arbeitet als Arzt in einer Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Shinkafi, Nigeria.
Wenn Sie in Nigeria als Patient mit Verdacht auf Covid-19 in ein staatliches Krankenhaus kommen, werden Sie nur behandelt, wenn Sie Handschuhe und Masken selbst mitbringen. Viele Kollegen in staatlichen Krankenhäusern haben sich infiziert. Trotzdem machen sie weiter. Wir leisten unseren Beitrag, um diese Pandemie zu stoppen. Aber wir haben keine Chance, wenn uns die Politik, die über die Impfstoffe entscheidet, im Stich lässt.
In Deutschland sind jetzt über 20 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft. Das freut mich. Ich bin Arzt, ich unterscheide nicht nach der Herkunft der Patienten. Aber ich frage: Was ist mit den Patienten in meinem Land? Nigeria hat jetzt 4 Millionen Dosen AstraZeneca-Impfstoff durch die Covax-Initiative bekommen. Das ist gut. Aber es reicht nur für 2 von 210 Millionen – weniger als 1 Prozent.
Es ist nicht leicht, Covid-19 hier zu bekämpfen. In der staatlichen Klinik bei uns in der Stadt gibt es keinen Sauerstoff. Wer einen schweren Verlauf hat, hat schlechte Chancen.
Müsste man nicht gerade hier die Menschen so schnell wie möglich schützen? Die Pandemie hat uns alle getroffen. Besiegen wir sie auch alle gemeinsam! Warum machen nicht schon längst alle Fabriken, die es können, mit bei der globalen Impfstoffproduktion? Jeder Tag, an dem zu wenig produziert wird, kostet Menschenleben.
Ich habe mich als Arzt verpflichtet, nur nach dem Wohle der Menschen zu entscheiden. Doch ob die Menschen hier bald oder erst in zwei Jahren geimpft werden, hängt nicht von meiner Entscheidung ab. Es wird weit weg über uns entschieden. Ich kann an die Verantwortlichen nur appellieren: Helfen Sie mir, den Menschen zu helfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja