Gipfeltreffen zwischen den Koreas: Kim und Moon müssen jetzt liefern
Nord- und Südkorea müssen beim dritten Gipfel des Jahres Resultate liefern. Dann könnte es einen weiteren Kim-Trump-Treffen geben.
Der nun mehr dritte innerkoreanische Gipfel in diesem Jahr wird jedoch nicht mehr an seinen Gesten und Symbolik gemessen. Damit der Annäherungsprozess zwischen Seoul und Pjöngjang weiter das Wohlwollen Washingtons genießt, müssen Kim und Moon nun substanzielle Resultate liefern.
Die Gretchenfrage lautet: Wird das nordkoreanische Regime endlich den Durchbruch zur eigens versprochenen nuklearen Abrüstung vorlegen?
„In Washington herrscht große Skepsis“, sagt Victor Cha, der unter George W. Bush die Abteilung für Asienangelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat geleitet hat und noch zu Jahresbeginn als US-Botschafter für Seoul gehandelt wurde.
Verhandlungen hinter verschlossenen Türen?
Cha glaubt, die wichtigsten Ergebnisse des Gipfels würden hinter verschlossenen Türen verhandelt und blieben vorerst der Öffentlichkeit verborgen. Das beste Zeichen für ein erfolgreiches Treffen wäre, wenn die USA danach mit den Vorbereitungen zu einem weiteren Gipfel zwischen Trump und Kim begännen.
„Ich persönlich hoffe, dass Nordkorea mit einer Art schockierendem Zugeständnis um die Ecke kommt – etwa indem es einen großen Teil seines Atomprogramms deklarieren wird“, sagt Moon Chung In, der der südkoreanischen Regierung als Sonderberater dient und ebenfalls nach Pjöngjang gereist ist. Dies würde das Vertrauen der USA gewinnen und eine gegenseitige Dynamik in Gang setzen.
Victor Cha, US-Korea-Experte
Südkoreas Präsident Moon kommt daher erneut eine entscheidende Vermittlerrolle zu, die Interessen zwischen den USA und Nordkorea auszutarieren und Vertrauen herzustellen. Trump habe Moon sogar gebeten, künftig als Chefunterhändler zu fungieren.
Das Spitzentreffen fordert jetzt Moons ganzes diplomatisches Geschick. Er ist schließlich der erste südkoreanische Staatschef in über elf Jahren, der Pjöngjang besucht. Damit verlässt der 66-Jährige seine Komfortzone, denn in der nordkoreanischen Hauptstadt bestimmt das Kim-Regime über TV-Bilder, Protokoll und Hintergrundkulissen.
Kontrolle über die Bilder
So gibt es am ersten Tag etwa ausladende Spazierfahrten der zwei Staatschefs in schwarzen, schwäbischen Luxuslimousinen, die durch ein modernes und gleichzeitig grünes Pjöngjang führen. Die Straßen sind gesäumt von jubelnden Massen in Volkstracht, die Verhandlungsräume stets voll mit Kronleuchtern, Marmorsäulen, und Parsley-Stoffbezügen.
Doch am ersten Tag haben die süd- und nordkoreanischen TV-Reporter – ausländischen Journalisten bekamen keine Visa – auch erstaunlich authentische Bilder eingefangen: Etwa wie Kim Jong Uns jüngere Schwester in der Flughafenwartehalle, die – nichts ahnend ob der filmenden Kameras – geradezu panisch nervös der Ankunft von Moon Jae In entgegen fiebert.
Für Moon geht es nicht nur um die Nuklearfrage. Zuerst möchte er einen Friedensvertrag mit dem Norden abschließen. Es ist gut möglich, dass Kim und Moon am Ende ihres dreitägigen Gipfels ganz offiziell das Ende des Kriegs erklären.
Rein rechtlich gesehen müssen jedoch auch die USA und China den Friedensvertrag unterschreiben – schließlich waren sie Teil des Waffenstillstandsabkommens von 1953. „Ich hoffe, dass die beiden Koreas ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen werden. Sie wären schließlich die ersten, die unter einem Krieg leiden würden“, sagt der in Wien lehrende deutsche Nordkorea-Experte Rüdiger Frank.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen