Giftige Lichtquellen: Streit um Quecksilber-Leuchten
Umweltschützer:innen beklagen einen „Doppelstandard“ bei der EU. Die will europäische Verbraucher:innen schützen, aber kein internationales Verbot.
Mittlerweile dürfen die meisten Typen der Leuchte in der Europäischen Union schon nicht mehr verkauft werden, der Rest folgt in den nächsten Jahren. Denn die Leuchten enthalten giftiges Quecksilber. Mit den LED-Lampen ist mittlerweile sowieso eine viel bessere Option auf dem Massenmarkt: kein Quecksilber, noch weniger Stromverbrauch, langlebiger. Nur: Das heißt nicht unbedingt, dass die EU auch plant, den Export der potenziell gefährlichen Energiesparlampen in andere Länder zu stoppen.
Im März tagen die Vertragsstaaten des internationalen Minamata-Übereinkommens von 2013, das die Freisetzung von Quecksilber eindämmen soll. Unter anderem geht es darum, welche Produkte es wegen ihres Gehalts an dem giftigen Metall künftig nicht mehr geben soll. Ein Vorschlag der Europäischen Union vom April 2021 enthält zwar Leuchtstoffröhren, nicht aber Energiesparlampen.
Von einem „Doppelstandard“ spricht deshalb Michael Scholand von der US-amerikanischen Umweltorganisation Collaborative Labeling and Appliance Standards Program, die sich auf Energieeffizienz spezialisiert hat. „Wenn ein Produkt zu ineffizient und giftig für europäische Verbraucher:innen ist, warum ist es noch gut genug für andere Länder?“
Andere Länder fordern Komplett-Verbot
Auch andere Länder sehen das so. Ein Zusammenschluss von 37 afrikanischen Staaten fordert in seinem Vorschlag beispielsweise, sämtliche quecksilberhaltigen Leuchten bis 2025 sukzessive zu verbieten – in Handel und Produktion.
Am Mittwoch trifft sich auf EU-Ebene die Arbeitsgruppe für internationale Umweltfragen, ein Ausschuss der EU-Regierungen, der Positionen für internationale Verhandlungen erarbeitet. Diesmal dürfte es auch um die gemeinsame Haltung zu den Quecksilber-Verhandlungen im März gehen.
Für die EU-Verbraucher:innen sollen indes auch die letzten Ausnahmen für quecksilberhaltige Produkte wegfallen. „Es ist besonders wichtig, die schädlichsten Chemikalien wie Quecksilber nicht mehr in alltäglichen Produkten wie Lampen zu nutzen“, sagte Frans Timmermans, Vizechef der EU-Kommission, im Dezember zur Vorstellung eines entsprechenden legislativen Akts, der gerade durch die verschiedenen EU-Organe geht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“