Gewerkschaftshaltung zur Schulöffnung: Nicht mehr als Interessenvertretung

Es erstaunt, wenn es von der Gewerkschaft der Lehrer nur Mahnungen und wenig Lösungsideen zur Öffnung der Grundschulen in Hamburg gibt.

Eine Grundschullehrerin schreibt das Wort "Schule" auf eine Schultafel in einem Klassenzimmer.

Schule wollen alle wieder. Nur wie? Foto: Arne Dedert/dpa

HAMBURG taz | Enttäuschung lohnt nicht. Aber die Pressemitteilung der Hamburger Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die den Plan der Schulöffnung für die Grundschulkinder in Hamburg nach dann bereits fünf Monaten Unterbrechung als „leichtfertig“ bezeichnete, konnte schon kurz diese Regung hervorrufen. Ja, was denn sonst, möchte man wissen. Denn nicht minder leichtfertig ist es ja, die Kinder nicht zur Schule zu schicken.

Doch wer enttäuscht ist, ist selbst schuld. Die GEW nennt sich auch Bildungsgewerkschaft und streitet seit Jahren für emanzipative, fortschrittliche Inhalte, etwa die Schule für alle. Sie ist aber auch einfach eine Interessenvertretung ihrer Mitglieder – überwiegend verbeamtete Lehrkräfte – und schlicht als solche wahrzunehmen.

Ein bisschen erstaunt es, wenn es nur die Mahnung und wenig Lösungsideen gibt. Es war aber offenbar bisher auch nicht Linie der Schulbehörde, die Personalvertreter in den Krisenstab und in die Überlegungen zur Krisenbewältigung einzubinden.

Die Gruppe „Familien in der Krise“ hat recht. Ein weiteres halbes Jahr ohne Kita und Schule können wir uns nicht leisten. Es ist richtig, die Schulen zu öffnen und kluge Wege zu suchen, das Risiko zu minimieren. Die freiwilligen Tests etwa und die festen Gruppen, ein möglichst geringer Personenaustausch, vielleicht auch geteilte Lehrerzimmer. Dann könnte man, wenn eine Person positiv getestet wird, sie und ihre Lerngruppe in Quarantäne schicken, ohne gleich eine Viertelmillion Schüler wieder nach Hause zu verbannen.

Vielleicht sind Mini-Schulen eine Lösung

Kinder brauchen die Schule als Halt, Struktur und Ort für soziale Kontakte. Sie brauchen ihre Normalität, ihre Schulhoffreunde zurück. Wenn Schule künftig wirklich auf Dauer wegen des Infektionsrisikos nur noch in kleinen Gruppen möglich sein sollte, dann müsste man ein kluges Modell finden und ehrlich für mehr Ressourcen streiten, die das möglich machen, ohne dass den Kindern Bildungszeit verloren geht. Statt zuletzt geplanter Mega-Schulen brauchen wir vielleicht die dezentrale Mini-Schule als vorübergehende Lösung.

Was nicht geht, ist Kinder als bloßes Infektionsrisiko zu betrachten. Denn selbst, wenn sie sich bei der Übertragung des Coronavirus nicht von Erwachsenen unterschieden, ändert das nichts an der Notwendigkeit, sie zur Schule zu schicken.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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