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Trends bei GetränkenDosenbier is back

Bier, Energydrinks oder Icetea werden (wieder) vermehrt aus Dosen konsumiert. Kann man sich die Ökobilanz schöntrinken?

Tatsächlich können Dosen nicht vollständig recycelt werden: Beim Recycling geht immer ein Teil des Materials verloren Foto: Christoph Hardt/imago

D ie Deutschen trinken wieder mehr Dosenbier! Diese Meldung, basierend auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens NielsenQ, machte vor zwei Wochen die Runde. Der Marktanteil stieg zwar nur ein paar Zehntelprozentpunkte auf 11,1 Prozent, aber – Jürgen „Mr. Dosenpfand“ Trittin würde sich im Grabe umdrehen, wäre er schon tot – der Trend ist da. Noch stärker übrigens im Nicht-Alkohol-Sektor, wo die Energydrinks und Influencer-Eistees der Gen Y und Z oft in knallbunten Dosen daherkommen. Hier soll der Anteil seit 2020 sogar um 47 Prozent gewachsen sein.

Was das Dosenbier angeht, geht die Steigerung wohl auch etwas auf mich zurück. Seit einigen Jahren trinke ich nämlich gerne Dosenbier (wieder, wenn man so will, schon mein allererstes Bier war aus der Dose, ein lauwarmes Holsten). Stolz bin ich darauf nicht, aber es schmeckt mir aktuell einfach am besten, und wenn schon Alkohol, dann bitte lecker.

Angefixt wurde ich vermutlich durch Urlaube in Ländern, wo Bierdosen noch Standard sind. Parallel stellte ich fest, dass beim Craftbeer-Laden um die Ecke immer mehr Dosen im Kühlschrank stehen – überraschend, denn ich hielt sie eher für ein Proll-Accessoire. Doch die kleine Szene der Biersnobs schätzt die Dose, weil sie Licht und Luft (geschmacksmindernd!) am besten fernhält. Dann las ich noch irgendwo, dass die Ökobilanz der Aluminiumdose durch ihr Gewicht, bessere Herstellungstechnik sowie die inzwischen sehr hohe Recyclingquote – danke, Mr. Dosenpfand! – inzwischen kaum noch schlechter sei als die der schweren Mehrwegflaschen. Und wir kennen das ja alle, auch wenn es um Fleisch, Zucker oder Alkohol geht: Hat man erst mal eine Studie gefunden, die den eigenen Konsum rechtfertigt, dann … wie gesagt, ich bin nicht stolz drauf.

Neugierig wurde ich dafür, als ich jüngst sogar Charitea Mate in der Dose entdeckte. Charitea ist eine Untermarke von Lemonaid, die laut eigener Aussage „mit Getränken die Welt verändern“ wollen. Alles ist fairtrade, bio, vegan, usw. Die werden nicht einfach unbedacht in Dosen abfüllen? Eine Anfrage brachte eine durchaus zerknirscht klingende Antwort: Nein, auch bei Lemonaid sieht man weiterhin Pfandflaschen als nachhaltigste Getränkeverpackung. Die im April eingeführte Dosenvariante sei nur für Märkte ohne Glasmehrwegsystem oder für Events mit Flaschenverbot konzipiert. Damit man da trotzdem Bio und Fairtrade trinken kann. Klingt soweit legitim.

Die Deutsche Umwelthilfe hat im Frühjahr übrigens auch klargestellt: Die Umweltbilanz der Dose ist schlechter als die der Mehrwegflasche. Und ich? Muss mich dann mal wieder umgewöhnen. Das allerleckerste Bier kommt ohnehin aus dem Fass.

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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1 Kommentar

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  • Ernsthaft?



    Es gibt Menschen, die Bier aus der Dose für kulinarisch wertvoller halten als eines aus einer anderen Verpackung?



    Da fällt mir nichts zu ein.



    Wenn Dose wirklich die nachhaltigste Verpackung wäre, würde ich lieber auf Bier verzichten, als es aus der Dose zu trinken. Wie gut, dass Geschmack und Gewissen hier einer Meinung sind.