Gesundheitspolitik unter Trump: Impfgegner Kennedy entzieht Gavi-Allianz die Mittel
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. streicht der internationalen Impf-Allianz Gavi die Gelder. Das hat Folgen vor allem in armen Ländern.

Er erklärte, dass die USA die Impf-Allianz erst dann wieder unterstützen würden, wenn die Organisation „das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewonnen“ habe. Der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy hat über Jahre hinweg Impfstoffe – ohne wissenschaftliche Beweise – immer wieder als Ursache oder Auslöser für eine Reihe von Krankheiten bezichtigt, darunter Autismus.
„Ich fordere Gavi heute auf, das öffentliche Vertrauen zurückzugewinnen und die 8 Milliarden Dollar zu rechtfertigen, die Amerika seit 2001 bereitgestellt hat“, sagte RFK Jr. in einer aufgezeichneten Videoansprache, wie Politico und die New York Times berichteten.
Der 71-Jährige gab der Organisation auch einen Ratschlag, wie sie diese bewerkstelligen könnte. „Berücksichtigen Sie die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, auch wenn diese etablierten Paradigmen widersprechen. Solange das nicht geschieht, werden die Vereinigten Staaten Gavi nicht weiter unterstützen.“
Gavi wehrt sich gegen Kennedys Vorwürfe
Gavi bestritt die von RFK Jr. geäußerten Anschuldigungen und erklärte in einer Pressemitteilung, dass die Sicherheit und Gesundheit von Kindern oberste Priorität hätten.
„Jede Entscheidung von Gavi hinsichtlich seines Impfstoffportfolios erfolgt im Einklang mit den Empfehlungen der Strategic Advisory Group of Experts on Immunization (SAGE) der Weltgesundheitsorganisation WHO, einer Gruppe unabhängiger Experten, die alle verfügbaren Daten in einem strengen, transparenten und unabhängigen Prozess überprüft“, hieß es in der offiziellen Erklärung.
Die Ankündigung des US-Gesundheitsministers, dass die USA sich zumindest vorläufig aus der Impf-Allianz zurückziehen, kommt nicht ganz unerwartet. Die Vereinigten Staaten haben sich seit dem Beginn von Präsident Donald Trumps zweiter Amtszeit aus mehreren multilateralen Organisationen verabschiedet, darunter auch aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch die von der Trump-Regierung eingeleiteten Sparmaßnahmen im Bereich der Auslandshilfen wirkten sich finanziell auf Gavi aus.
Die Impf-Allianz Gavi, die 2000 ins Leben gerufen wurde, soll laut eigenen Angaben in den vergangenen 25 Jahren dazu beigetragen haben, mehr als eine Milliarde Kinder gegen vermeidbare Krankheiten wie Polio oder Masern geimpft zu haben. Das Hauptaugenmerk der Organisation liegt auf Menschen in Entwicklungsländern.
Private Spender und andere Länder müssen einspringen
Die USA gehörten in der Vergangenheit zu den größten Geldgebern für Gavi. Die Regierung von Ex-Präsident Joe Biden versprach der Impf-Allianz Spendengelder in Höhe von 1,58 Milliarden Dollar in den kommenden fünf Jahren.
Für Gavi ist der Verlust von US-Geldern zwar ein Rückschlag, doch aus öffentlichen und privaten Spenden finanzierte Organisation sollte darin nicht zu Ende gehen. Die Impf-Allianz hat viele Unterstützer, dazu zählen Länder wie Großbritannien oder Deutschland, aber auch private Organisationen wie die Gates-Stiftung des Milliardärs und Microsoft-Gründers Bill Gates.
„Ich denke, [Kennedy] bringt seine seit langem vertretenen Ansichten ein, die auf Verschwörungstheorien sowie Fehl- und Desinformationen rund um Impfstoffe basieren“, sagte der Kinderarzt und Professor für Epidemiologie an der Johns Hopkins University, Dr. William Moss, gegenüber NPR.
Trotz seiner Kritik an Gavi fand Kennedy Jr. auch ein paar lobende Worte. Er sagte, dass er die Bemühungen, Medizin für alle erschwinglich zu machen, bewundere. Auch in den USA ist RFK Jr. in seiner Rolle als Gesundheitsminister gerade dabei, die Impfverordnungen im Land zu überarbeiten.
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