Gesetz zum Mietwohnungsneubau: SPD-Fraktion stoppt Entwurf
Sie haben die Verabschiedung im Bundestag verhindert: Das neue Gesetz würde Wohnungen teurer statt billiger machen, fürchten die Sozialdemokraten.
Der Gesetzentwurf war schon zuvor zwischen CDU und SPD umstritten. Mit der sogenannten Sonder-AfA sollten Investoren einen Teil ihrer Kosten (bis zu 35 Prozent in den ersten drei Jahren) für den Neubau von der Steuer absetzen können und dadurch, so die offizielle Begründung, zu Investitionen im „preiswerten Mietwohnungsneubau“ angeregt werden. Die Bundesregierung rechnete dafür mit insgesamt 2,15 Milliarden Euro Steuermindereinnahmen .
Eine Mietobergrenze für die neu errichteten Wohnungen ist nicht vorgesehen. Die Förderung soll für Wohnungen gelten, die bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter kosten. Die Kosten für einen preisgünstigen Neubau liegen allerdings weit darunter: Lisa Paus (Grüne) hatte der Bundesregierung schon im März vorgehalten, dass neuer Wohnraum in Berlin derzeit für im Schnitt rund 1.700 Euro pro Quadratmeter zu haben ist.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürchtete in seiner Stellungnahme für den Finanzausschuss sogar, dass sich angesichts der großzügigen Obergrenze von 3.000 Euro „weitere private Investoren für einzelne Wohnungen interessieren und den starken Preisauftrieb im Neubausegment weiter befeuern“ würden. Cansel Kiziltepe, Berliner SPD-Abgeordnete im Finanzausschuss, rechnet daher mit Kaltmietpreisen der neu errichteten Wohnungen von bis zu 15 Euro.
Kritisch sieht man in der SPD auch, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften wegen ihrer Steuerbefreiung oder geringer Gewinne von der Sonder-AfA nicht profitieren. Sie müssten über eine Investitionszulage statt über eine Abschreibung gefördert werden. Das könnte allerdings wesentlich teurer werden. Kiziltepe kritisierte gegenüber der taz auch, dass eine Nachverdichtung durch Dachgeschossausbauten oder andere Aufstockungen durch das Gesetz nicht bezuschusst werde.
Das weitere Vorgehen soll laut Binding bis Ende dieser Woche mit der Union besprochen werden. „Wir müssen auch mit den Ländern noch einmal reden“, sagte der SPD-Finanzexperte. Der Bundesrat hatte schon vor Wochen zahlreiche Änderungswünsche an dem Gesetz angemeldet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt