piwik no script img

Gesellschaftliches Bild der PeriodeMenstruation ist kein Makel

Wird öffentlich über Menstruation gesprochen, geht es meist um Negatives. Dabei ist der natürliche Zyklus Ausdruck von Leben.

Menstruation ist keine Krankheit Foto: Stefan Boness/Ipon/imago

ber die Menstruation und den Zyklus lässt sich viel sagen. Zum Beispiel, dass jede Veränderung des Zyklus, jede Zwischenblutung, etwas über die Geschehnisse im Leben aussagen kann, jede Veränderung des Zyklus Körper, Psyche und Geist beeinflusst – und andersherum. Die Farbe des Blutes hat Bedeutung, die Menge, die Konsistenz. Der Zyklus lässt sich wie ein Buch lesen, auch ohne Labor und Mikroskop. Es gibt menstruierende Personen, die ihre Termine danach ausrichten, wann sie ihren Eisprung haben, einer Zeit im Zyklus, in der die Energielevel höher sein können als an anderen Tagen. Die Lust auf Sex auch.

Die Menstruation ist vollkommen, sie ist ein Auf und Ab, ein Anfang und ein Ende, ist Licht und Schatten, Niedergang und Aufbruch zugleich, trägt alles in sich, was Leben ist, was Leben ausmacht.

Doch wenn öffentlich über Menstruation gesprochen wird, dann meistens negativ. Die „negativen“ Aspekte des Zyklus können wahrscheinlich die meisten nennen: Schmerzen, Stimmungsschwankungen, überquellender Badezimmermüll.

Zur gesellschaftlichen Perspektive auf die Menstruation gibt es eine Reihe von Untersuchungen. In einer Zusammenfassung verschiedener Studien zur Menstruation schreibt Maureen C. McHugh, Psychologin an der Universität von Indiana, dass die Gesellschaft Menstruation als etwas Negatives „konstruiert“. Und sie damit mit Scham und Makel belegt.

Der Zyklus ist individuell

Was für historische und religiöse Wurzeln dieser verhängnisvolle Zusammenhang hat, soll hier nicht Thema sein. Aber er wird immer weiter reproduziert. So schreibt McHugh, dass Medien und Öffentlichkeit, zum Beispiel in den USA, Menstruation als „unerwünscht“ beschreiben, und damit insbesondere prämenstruelle Frauen als „gewalttätig, irrational, emotional labil, außer Kontrolle und körperlich oder psychisch krank“ darstellen. Natürlich gibt es Menschen, die an der Menstruation leiden, die Schmerzen haben, emotional und körperlich. Ihr Leid muss ernst genommen werden. Das Verhältnis einer Person zu ihrem Zyklus ist etwas zutiefst Individuelles und muss auch als solches anerkannt und respektiert werden.

Aber weiterhin besteht der große Irrtum, dass Menstruation etwas grundsätzlich Belastendes sei. Da wundert es nicht, dass ein paar Männer auf die Idee kommen, ein Produkt zu erfinden, das diese „Last“ erleichtert. Das Problem sind nicht diese paar Männer. Das Problem sind das Tabu und das Narrativ, die die Menstruation seit Jahrhunderten begleiten.

Menstruation ist kein Makel und bedarf auch keiner Scham; der natürliche Zyklus, und alles, was ihn begleitet, ist Ausdruck von Leben und Lebendigkeit. Er ist keine Krankheit, keine Aberration von der Norm. Das Auf und Ab der Hormone, das Zusammenspiel von Uterus und Eierstöcken erscheint in seiner Sensibilität und in seiner Stärke fast wundersam. All das muss mit nichts überdeckt werden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Gilda Sahebi
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Eigentlich habe ich was Klassisches gesucht. Goethe, Tucholsky, Kästner zum Thema Menstruation.



    Nichts passendes gefunden.



    Dann, haleluja, taz sei Dank, bin ich als Überschriftenliebhaber auf

    .. Kolumnieren, menstruieren

    gestoßen.



    Diese Kolumne erscheint so monatlich wie möglich. Da ist sie nicht die einzige, weil ich auch so monatlich wie möglich menstruiere. ..

    taz.de/Kolumne-Hosen-runter/!5292702/

    Schon ist mein Interesse geweckt.



    Ich gebe zu, das dieser Schreibstil( ohne spalt-er-ich zu wirken) meinem Lesewunsch einen Hauch näher kommt.



    Dieser Link hat mir dann als Fremder wieder Laune gemacht:



    www.indiegogo.com/...r-menstrual-pain#/

    !!! Satire!!!!



    ...„Vielleicht wurdet ihr mal von einem Krokodil angefallen, wart im Krieg oder habt euch einen Splitter eingetreten. Aber seid ehrlich, Männer: Gab es jemals einen Moment, in dem ihr das Gefühl hattet, dass sich eine Horde Maulwürfe auf Speed einmal durch euren Unterleib gräbt?“...

  • Vielen Dank für das Teilen der Informationen.

  • "Zum Beispiel, dass jede Veränderung des Zyklus, jede Zwischenblutung, etwas über die Geschehnisse im Leben aussagen kann, jede Veränderung des Zyklus Körper, Psyche und Geist beeinflusst – und andersherum. Die Farbe des Blutes hat Bedeutung, die Menge, die Konsistenz. Der Zyklus lässt sich wie ein Buch lesen, auch ohne Labor und Mikroskop."



    Dasselbe lässt sich ja auch über Kot und Urin sagen. Insofern habe ich nicht das Gefühl, dass die Menstruation stärker tabuisiert oder negativ besetzt ist, als anderr natürliche Ausscheidungsprozesse des Körpers.