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Geschlechtertrennung am KickertischDem großen Ball nacheifern

Frauen sollen nicht mehr an der Männerbundesliga teilnehmen dürfen. Damit gleicht man sich dem Fußball an – und nimmt sich ein Alleinstellungsmerkmal.

Entscheidend für den Sieg ist die Technik – und nicht, was man in der Hose hat Bild: dpa

„Asimenia Kiroglou gehört zu den besten Tischfußballerinnen im Defensivbereich weltweit – und zu den besten Tischfußballern!“, sagt Oke Harms, selbst Weltmeister und Nationalspieler im Tischfußball.

Doch ab dieser Bundesligasaison darf Kiroglou nicht mehr mitspielen wie bisher: Der Deutsche Tischfußballbund (DTFB) hat entschieden, dass Frauen nur noch in der Damenliga spielen dürfen. Nur ab der Landesliga abwärts sind weiterhin gemischte Teams möglich. Bei Kiroglou stößt das auf Unverständnis: „Wenn ich gut genug bin für die Herrenliga, warum werde ich dann da ausgeschlossen?“

Auch Sandra Ranff, die jahrelang die Damenrangliste der Weltverbandes anführte, findet: „Das geht gar nicht! Auf regionaler Ebene kann ich mir ein Bein ausreißen für mein Team, aber wenn es ans Eingemachte geht, darf ich nicht mehr mitmachen.“

Deutschland hat im Tischfußball die stärkste Damenliga der Welt. Seit ihrer Gründung 2010 hat sie für viel weiblichen Zuwachs gesorgt. „Das ist eine wichtige Plattform für Mädels“, sagt auch Kiroglou. „Wenn es die nicht gäbe, würden die meisten Frauen früher oder später wieder aufhören zu spielen.“ Eine offene Bundesliga schwäche jedoch das Image, meint DTFB-Präsident Klaus Gottesleben: „Es ist wenig konstruktiv, wenn die Damenliga nur als Sprungbrett für die Herrenliga wahrgenommen wird.“

Ein ganz anderer Sport als Fußball

Dass es zwischen den beiden Spielklassen deutliche Niveauunterschiede gibt, ändert aber auch die neue Regelung nicht. Sie sorgt vielmehr dafür, dass das längerfristig auch so bleibt: „Wenn ich immer nur gegen Frauen gespielt hätte, wäre ich nie so gut geworden“, sagt Kiroglou. Viele Tischfußballerinnen ziehen es vor, in offenen Teams zu spielen, weil sie sich dort besser gefördert sehen. Möglicherweise werden sie sich daher künftig vermehrt auf die Turniere von „Players4Players“ konzentrieren, dem wesentlich demokratischer organisierten Konkurrenzverband des DTFB.

Tischfußball ist seit einigen Jahren offiziell als Sportart anerkannt, kämpft jedoch immer noch um öffentliche Akzeptanz. Derzeit steht der DTFB in Verhandlungen mit dem TV-Sender Sport1: Tischfußball soll fernsehtauglich werden. Zu diesem Zweck wurde für die kommende Saison der Spielmodus geändert. Bei alldem orientiert man sich stark am Fußball: Heißt es dort DFB, heißt es hier DTFB, aus der DFL wird die DTFL. Dabei wird offenbar vergessen, dass Fußball, abgesehen vom Namen, nicht viel mit Tischfußball gemein hat.

Statt den Großen nachzueifern, sollte es darum gehen, die eigene Größe zu erkennen: Wenn beim Tischfußball in den Topteams auch Frauen mitspielen, ist das ein Alleinstellungsmerkmal unter anderen Sportarten. Statt die Gleichberechtigung jedoch als Aushängeschild zu nutzen, erhofft sich der DTFB mehr Anerkennung durch Anpassung – ein krasser Rückschritt und womöglich ein Schnitt ins eigene Fleisch. Vor allem aber eine verpasste Chance, der konservativen Genderauffassung der Sportwelt etwas entgegenzusetzen.

Eine Trennung der Ligen sorge für mehr Gerechtigkeit, behauptet indessen Gottesleben: Die Damen würden den Herren, die rein zahlenmäßig ohnehin weniger Chancen hätten, in die Bundesliga zu kommen, zusätzlich Plätze wegnehmen. „Das ist doch Quatsch!“, sagt Kiroglou. „Wer sich für die Bundesliga qualifiziert, sollte auch dort spielen dürfen, egal ob Mann oder Frau.“

So sieht das auch Oke Harms. Nicht Körperkraft, sondern Technik entscheide, wer gut spielt, betont er. Aber er kennt auch seine Spielerkollegen: „Ich denke, da gibt es auch Typen, die haben einfach Angst davor, gegen eine Frau zu verlieren.“

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8 Kommentare

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  • „Wenn ich immer nur gegen Frauen gespielt hätte, wäre ich nie so gut geworden“, sagt Kiroglou.

    Also erst im Spiel gegen männliche Tischfussballer wird eine Frau eine gute Tischfussballerin? Wieso? Physische Unterschiede kommen wohl kaum zum Tragen, eher etwas was auch auf Hobbyebene auffällt: eine unterschiedliche Spielattitüde. Aber auch da unterscheiden sich die Vertreter des jeweiligen Geschlechts untereinander noch gehörig, entsprechend ihres individuellen Charakters.

    Während Frau Kiroglou sagt: lasst Frauen mit Männern spielen, damit die Frauen besser werden, sagt der Verbandsheinz: lasst uns getrennt spielen, denn nur eine männliche Liga schafft das Leistungsoptimum.

    Beiden geht es um Leistung, bei diesem lustigen Kneipensport. Und beide schießen am Ziel vorbei: Spass und Bier!

    • @Parateckxs:

      Nach meinem Verständnis geht es dem Verband vielmehr darum, die reinen Frauenligen, insbesondere die starke Bundesliga, nicht zu schwächen oder zu marginalisieren, indem man eine Hierarchie mit einer (weiterhin männerdominierten) offenen Bundesliga als deutlich höchste Leistungsklasse etabliert.

       

      Es geht also Beiden nicht um Leistungsoptimierung bei den Männern. Das wäre auch unlogisch, denn die Frauen, die sich sportlich in einer offenen Bundesliga durchsetzen können, sind ja kein Quotenballast sondern im Zweifel echte Verstärkungen. Der Konflikt liegt eher zwischen den individuellen Ambitionen der in den Frauenligen "gefangenen" Spitzenkickerinnen und dem Verbandsinteresse an einem möglichst hohen Niveau in diesen Ligen.

  • Dass die Ligen beim Tischfußball offen waren, war der Hauptgrund für mich, mich in dem Sport zu engagieren und bin auch Vereinen beigetreten und spiele aktiv in der Kreisliga.

     

    Diese Entscheidung allerdings nimmt mir den Spaß und die Perspektive und ich werde mich wahrscheinlich aus dem Sport zurückziehen.

  • In der Online-Zeit erfährt, wer lesen kann, unter "Die Ausbeulung der Frau", dass sich weltweit nur 2 Prozent der Damen als schön, 29 Prozent hingegen als durchschnittlich bezeichnen – und dass die Dove-Werbung dies auf ihre Art nutzt. Dreist behauptet Dove, dies zeige klar ein Defizit, dass sich per Cremeseife beheben ließe. Wer Dove-Produkte kaufe, sei nachher selbstbewusster und würde sich viel schöner finden als zuvor.

     

    So weit so blöd. Wer sich von Dove einreden lässt, "durchschnittlich" sei schlecht und nicht schön, die entsprechende Einordnung der eigenen Person aber Beweis für eine krankhafte Bescheidenheit, kann Frauen weder kennen noch besonders lieben. Die aller meisten Frauen nämlich wirken auf die Mehrheit aller Männer attraktiv, und zwar ganz unabhängig von ihrer Haarfarbe, Körbchengröße oder ihrem BMI. Im Zweifel ist selbst Cellulite nur sehr selten mal ein Hindernis.

     

    Durchschnitts-Frauen wissen ziemlich gut, dass auch die anderen Damen gut aussehen. Zumindest im begehrlichen Auge männlicher Betrachter. Im Zweifel manchmal sogar viel zu gut. Aber seit wann ist es ein Zeichen mangelnden Selbstbewusstseins, wenn man seine Konkurrenz realistisch einschätzt? Ich meine: Männer, die Frauen nicht mit an den Kickertisch lassen wollen, weil sie um ihre Titel bangen, kämen schließlich nie auf die Idee, sich selbst das Selbstbewusstsein abzusprechen!

     

    Players4Players möchte mehr Frauen das Gefühl vermitteln, sie könnten es zu einer gewissen Klasse bringen beim Tischfußball. Das ist natürlich löblich, gar kein Zweifel. Genau besehen allerdings ist es nicht viel moralischer als das, was Dove tut. Beide sagen, nur siegreiche Frauen könnten selbstbewusst und glücklich sein - und für den Sieg braut es nur eins, in dem Fall eben Players4Players. Wer's auch glaubt, ist nie Durchschnittsfrau gewesen, behaupte ich. Er will die Frauen einseifen, lehrt uns die Zeit. Vermutlich, um sie nachher über'n Löffel zu balbieren.

  • Wenn nur die Technik entscheidet, wieso gibt es überhaupt getrennte Ligen und nicht eine Unisex-Liga?

    • @Questor:

      Warscheinlich wäre es zu vielen Männern peinlich Frauen nicht gewachsen zu sein.

      Ich werde hier regelmäßig von Damen abgebügelt. Aber das zu ertragen braucht ein gewisses Maß an Selbstbewustsein.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @Eimsbüttler:

        Aber doch nicht mehr als von anderen Männern, oder?

    • @Questor:

      Mir würde eine Unisex-Liga reichen, aber die Idee hinter der Damen-Liga (wie auch Senioren- und Junioren-Liga) war die zahlenmäßige Unterlegenheit.

       

      Da es viel weniger Frauen (Senioren, Junioren) gibt, gibt es natürlich auch nicht so viele Spitzenspielerinnen und hatten so in der separaten Liga eine höhere Chance auf bessere Plätze.

       

      Jetzt allerdings dürfen plötzlich nur die Damen nicht mehr in der Hauptliga spielen, die männlichen Junioren/Senioren dürfen das aber weiterhin.