Geplanter Auftritt von Nizar Akremi: Comedian soll woanders diskriminieren
Der Hamburger Antisemitismusbeauftragte will Comedian Nizar Akremi nicht auftreten lassen. Der äußerte sich antisemitisch, zuletzt auch ableistisch.
Schon länger steht der Auftritt in der Hamburger Arena fest, doch der Zeitpunkt für Hensels Forderung kommt nicht zufällig: Akremi hatte in der vergangenen Woche für bundesweite Empörung gesorgt, als seine aktuelle Podcast-Folge veröffentlicht wurde. Den Podcast betreibt er seit 2019 gemeinsam mit Youtuber Shayan Garcia und er wird auch auf Youtube als Video-Podcast veröffentlicht.
Nach eigener Aussage seien die Podcaster „für ihren lustigen und humorvollen Stil“ bekannt. Zu Gast hatten die beiden diesmal den Komiker Luke Mockridge, gegen den seit 2021 Vorwürfe einer versuchten Vergewaltigung im Raum standen. Die drei machten darin diverse ableistische Witze anlässlich der zu Ende gegangenen Paralympischen Spiele in Paris. Akremi etwa äffte paralympische Athlet:innen nach.
Während sich Mockridge, als die Kritik schon auf ihn eingeprasselt war, für die behindertenfeindlichen Witze entschuldigte, kam bei Akremi Selbstkritik anschließend nicht auf: „Ich freue mich auf das Rumgeheule“, postete er auf X, vormals Twitter, vor der Veröffentlichung – und meint damit offensichtlich die „Woke Bubble“, die sich über die Diskriminierung echauffieren würde. Später betonten Akremi und Garcia in einem Video, sich bei der „Cancel Culture“ nicht entschuldigen zu wollen. „Wir werden uns euch niemals beugen.“
Antisemitismusbeauftragter sieht Hetze
Für Hensel ist auch der Podcast ein Anlass zur Absage, als ehrenamtlicher Antisemitismusbeauftragter, aber vor allem wegen früherer Äußerungen Akremis. Seit mehreren Jahren schon hetze er in der Öffentlichkeit. Und seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober betreibe er „ungehemmt antisemitische Hetze in Form von Dämonisierungen und Propaganda gegen Jüdinnen und Juden sowie den Staat Israel“.
Auf X habe er „wiederholt den Holocaust“ relativiert. Sich hinter der Kunstfreiheit zu verstecken, könne Akremi nicht. „Offener Hass gegen Jüdinnen und Juden sowie den Staat Israel ist eben nicht von der Kunstfreiheit gedeckt“, sagt Hensel.
Einige von Akremis Veranstaltungen wurden in der Vergangenheit schon abgesagt, nachdem auf dessen antisemitischen Äußerungen hingewiesen wurde. Auch nun sind wieder erste anstehende Veranstaltung abgesagt, etwa in Berlin, Fulda und Kaiserslautern. Die Sprach-App Babble, die den Podcast zuvor sponserte, zog sich zurück.
Veranstalter kommentiert Auftritt nicht
Veranstalter des Auftritts in der Barclays-Arena ist die S-Promotion Event GmbH mit Sitz im hessischen Schaafheim. Das Unternehmen organisiert Bühnenshows Dutzender Künstler:innen – von Götz Alsmann und Eckart von Hirschhausen bis Mario Barth, Chris Tall und auch Nizar Akremi. Die Nachfrage der taz, ob man der Forderung Hensels nachkommen wolle, blieb unbeantwortet.
Die Eigentümerin der Barclays-Arena, die Anschutz Entertainment Group, antwortete auf taz-Anfrage, man verurteile jede Form des Antisemitismus, Ableismus und anderer Diskriminierungen, sei „aber immer bemüht, Kunstschaffenden eine offene Plattform und ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Ansichten unzensiert und unvoreingenommen äußern können“. In diesem Fall sei man außerdem weder Veranstalterin noch Ausrichterin, sondern bloß Vermieterin.
Stefan Hensel, Hamburgs Antisemitismusbeauftragter
Bis zum zweiten Auftritt von Akremi im Januar ist es in Hamburg noch etwas hin. Da könnten die Chancen für Hensel, dass seiner Forderung nachgekommen wird, größer sein. Die Friedrich-Ebert-Halle in Harburg ist schließlich in städtischer Hand. Und die hatte eben jenen Posten des Antisemitismusbeauftragten 2019 angeregt, auch um dem Antisemitismus „entschlossen“ entgegenzutreten. „Städtisch geförderte Veranstaltungsorte sollten solchen Leuten unter keinen Umständen ein Podium bieten“, sagt Hensel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Titel Thesen Sexismus
Warum Thilo Mischke nicht TTT moderieren sollte