Geplante Legalisierung von Cannabis: Haschkekse sind vom Tisch
Eine aktuelle Studie benennt die Risiken einer Cannabislegalisierung – auch für Kinder und Jugendliche. Bestimmte Produkte sollen nun verboten bleiben.
Auf eine Cannabislegalisierung hatten sich die Regierungsparteien bereits im Koalitionsvertrag verständigt. Im April hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seine Pläne dafür in die regierungsinterne Abstimmung gegeben.
Demnach soll der Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen künftig straffrei sein. Der Anbau und die Abgabe der Droge soll in speziellen Vereinen ermöglicht werden. Im zweiten Schritt soll in Modellregionen die regulierte Abgabe auch in Fachgeschäften erprobt werden. Lauterbach betont immer wieder, dass der Prozess der Legalisierung auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgen solle.
Die aktuelle Studie vom Hamburger Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung trägt nun den Forschungsstand aus Ländern zusammen, in denen Cannabis bereits legal für den Freizeitkonsum erworben werden kann – Kanada, Uruguay und 18 US-Bundesstaaten.
Als positive Effekte einer Legalisierung werden in einer Zusammenfassung der Studie die Kontrolle der Qualität sowie bessere Informationsmöglichkeiten der Konsument*innen aufgeführt. Der illegale Markt für Cannabisprodukte könne erheblich zurückgedrängt werden, je unkomplizierter der Verkauf gestaltet wird. Dies berge aber auch das Risiko einer Zunahme des Konsums.
Zumindest mit einer kurzfristigen Konsumsteigerung sei nach einer Legalisierung ohnehin zu rechnen, so die Studienautor*innen. In vielen der untersuchten Regionen wurde auch ein leichter Anstieg von Notfällen und Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum beobachtet. Eine Zunahme psychotischer Diagnosen werde aber nicht berichtet.
Gefährliche Cannabis-Lebensmittel
Der Anstieg im Konsum kann laut Studie auch Kinder und Jugendliche betreffen, da sich die subjektive Verfügbarkeit von Cannabis erhöhe. In den US-Bundesstaaten, in denen mit Cannabis versetzte Lebensmittel (sogenannte Edibles wie Haschkekse) legal verkauft werden, seien auch die Zahlen der Vergiftungs- und Rauschzustände bei Kindern unter 10 Jahren beträchtlich angestiegen.
Das Bundesgesundheitsministerium will diesen Risiken mit einer gezielten Aufklärungskampagne für Kinder und Jugendliche und einem generellen Verbot von Edibles begegnen. Auch bei den Erwachsenen soll eine Aufklärungskampagne sowie der stark regulierte, aber für bereits Konsumierende gut zugängliche Erwerb einen Konsumzuwachs eindämmen.
Kritiker*innen wie die Bundesärztekammer überzeugt das nicht. Die aktuelle Studie bestätige die Gefahren einer Legalisierung, so Präsident Klaus Reinhardt. Die Gesetzespläne sollten noch einmal überdacht werden.
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