Geplante Lauterbach-Entführung: Weitere Verdächtige verhaftet

Coronaleugner wollten Karl Lauterbach entführen. Nun wurde eine weitere mutmaßliche „Rädelsführerin“ festgenommen – eine 75jährige Reichsbürgerin.

Portrait von Karl Lauterbach

Gesundheitsminister Karl Lauterbach während einer Pressekonferenz im September Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN taz | Es war ein kühner Plan. Einrichtungen der Stromversorgung sollten zerstört werden, um einen bundesweiten „Black Out“ herbeizuführen. Dazu sollte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entführt werden. Schon im April wurden deshalb vier Männer festgenommen. Nun erfolgte eine weitere Verhaftung: von Elisabeth R. in Mittelsachsen – die ebenfalls „Rädelsführerin“ der Gruppe gewesen sein soll.

Schon seit Herbst 2021 war gegen die Gruppe ermittelt worden, im April übernahm die Bundesanwaltschaft den Fall. Den vier damals in Rheinland-Pfalz, Bayern, Niedersachsen und Brandenburg Festgenommenen – Thomas O., Sven B., Michael H. und Thomas K. – wurde die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Sie hatten sich zuvor in Telegramgruppen wie den „Vereinten Patrioten“ vernetzt. Ihr Ziel sei ein Bürgerkrieg und der Sturz der Regierung gewesen, glaubt die Bundesanwaltschaft. Für die Entführung von Lauterbach sei auch die Tötung von dessen Personenschützern in Betracht gezogen worden.

Dieser Vorwurf trifft jetzt auch Elisabeth R., eine 75-jährige, pensionierte Lehrerin, die schon länger der Reichsbürgerszene angehören soll. In den vergangenen Jahren fiel sie durch wirre Schreiben und Strafanzeigen gegen die „BRD Germany“ auf, in denen sie über einen „Hochverrat an den Deutschen“ oder einen „Corona-Weltkrieg“ klagte. Nach taz-Informationen soll sie wegen ihrer Reichsbürger-Äußerungen zuletzt bereits ihr Ruhegehalt verloren haben, weil sie damit als verbeamtete Lehrerin gegen die Treuepflicht zum Staat verstieß.

Laut Bundesanwaltschaft soll sie ab spätestens Januar 2022 den „administrativen“ Teil der Gruppe mitgeleitet haben, hatte eine „übergeordnete Stellung“ inne. So habe Elisabeth R. Vorgaben gemacht, um die Pläne der Gruppe voranzutreiben und zu koordinieren. Auch sei sie in die Waffenbeschaffungspläne des Rheinland-Pfälzers Thomas O. und des Brandenburgers Sven B. eingebunden gewesen.

Faeser: „Neue Qualität der Bedrohung“

Ermittler hatten die Pläne letztlich mitbekommen und einen Waffenverkauf fingiert – darauf erfolgten die Festnahmen. Beschlagnahmt wurden damals 17 Schusswaffen und 59 Hieb- und Stichwaffen, sowie 8.900 Euro Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen sowie Devisen von gut 10.000 Euro.

Jenseits der Bewaffnungspläne habe Elisabeth R. immer wieder eine rasche Umsetzung der Umsturzpläne eingefordert und dafür auch konkrete Termine genannt, so die Bundesanwaltschaft. Zugleich soll sie versucht haben, weitere Mitglieder zu rekrutieren und dafür Anwerbegespräche geführt haben. Sie selbst soll auch Schriftsätze verfasst haben, die im Fall der Aktionen veröffentlicht worden wären.

Lauterbach bedankte sich als Reaktion auf die Festnahme via Twitter „bei den Kollegen des BKAs, die jeden Tag auch ihre Gesundheit für meinen Schutz riskieren“. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte die Entführungspläne gegen Lauterbach schon nach den Festnahmen im April als „eine neue Qualität der Bedrohung“ bezeichnet.

Aktualisiert und ergänzt am 13.10.2022 um 15:15 Uhr. d. R.

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