Geplante Angriffe auf Güterverkehr: Mutmaßliche Saboteure im Auftrag Russlands enttarnt
Die deutschen Behörden haben drei Männer festgenommen, die Sabotageakte geplant haben sollen. Grünen-Innenexperte von Notz mahnt zu Wachsamkeit.

Auftraggeber sollen „russische staatliche Stellen“ gewesen sein. Genauere Informationen darüber, um welchen Nachrichtendienst es sich handelt, gibt es bislang nicht. Die drei Festgenommen sollen sich gegenüber den staatlichen Stellen in Moskau jedenfalls „spätestens Ende März“ bereit erklärt haben, die Sabotageakte umzusetzen, schreibt die Bundesanwaltschaft.
Welche Transportwege genau zum Ziel werden sollten, ist bislang nicht klar. Die Bundesanwaltschaft schreibt, die Festgenommenen wollten „arbeitsteilig von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Spreng- oder Brandvorrichtungen versenden“, die dann auf dem Weg detonieren sollten. T. soll im März dieses Jahres bereits zwei ungefährliche Pakete mit GPS-Tracker versendet haben, um die Praxistauglichkeit des Plans zu testen und mögliche Ziele auszukundschaften. Der Auftrag dazu soll von Yevhen B. erteilt worden sein. Daniil B. soll als Mittelsmann für den Inhalt der Pakete gedient haben und diesen an T. übergeben haben.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach am Mittwoch von einem „sehr ernsten Vorgang“. Es sei klar, „dass Russland mit allen Mitteln versucht, die westlichen Demokratien zu destabilisieren – auch mit gezielter Sabotage und perfiden geheimdienstlichen Methoden“. Diese Bedrohung hätten die deutschen Behörden fest im Blick.
Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste, Konstantin von Notz (Grüne), sagte der taz, die neuen Festnahmen machten „erneut deutlich, wie aggressiv Moskau längst auch auf deutschem Boden agiert“. Und weiter: „Die russische Führung führt einen hybriden Krieg gegen die Verbündeten der Ukraine.“ Es sei deshalb „weiterhin von immenser Bedeutung, die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie sehr schnell zu erhöhen.“
Waren es „Wegwerf-Agenten“?
Westliche Geheimdienste gehen schon länger davon aus, dass Russland mit Sabotageakten, Cyber-Angriffen und Falschinformationskampagnen versucht, EU-Staaten zu destabilisieren. Hintergrund ist die westliche Unterstützung für die Ukraine seit dem Überfall Russlands auf das Land Anfang 2022.
Der Gütertransport war zudem schon früher Ziel der russischen Nachrichtendienste. Im Sommer 2024 waren an mehreren europäischen Flughäfen mit Sprengsätzen präparierte Pakete in Flammen aufgegangen: Im DHL-Logistikzentrum Leipzig, im britischen Birmingham und in der Nähe Warschaus in Polen. Nach den versuchten Anschlägen auf den Luftfrachtverkehr wurde der russische Geheimdienst GRU als Drahtzieher identifiziert. Auch hier soll bereits ein Ukrainer mitgewirkt haben, der von Russland für diese Aufgabe angeheuert worden sein soll.
Neben ausgebildeten Agenten setzen die russischen Geheimdienste bei ihren Tätigkeiten in Europa zuletzt verstärkt auf sogenannte „Wegwerf-Agenten“. Dabei handelt es sich um kurzfristig angeheuerte Personen ohne nachrichtendienstliche Ausbildung, die oft via Social Media dazu bewegt werden, simple Missionen zu übernehmen. Ob dies auch auf die drei jetzt festgenommen Ukrainer zutrifft, ist unklar.
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