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Geografischer Wandel in der AntarktisRiesiger Eisberg droht abzubrechen

Die Geburt eines der größten Eisberge der Welt kündigt sich in der Antarktis an. Er hängt nun nur noch an einem „seidenen Faden“ – der 20 Kilometer lang ist.

Inzwischen ist der Riss im Larsen-C-Schelfeis etwa 160 Kilometer lang und 300 bis 500 Meter tief Foto: ap

Swansea dpa | In der Antarktis könnte bald einer der größten jemals registrierten Eisberge entstehen. Der Koloss wird sich nach Angaben von britischen Forschern vermutlich vom Larsen-C-Schelfeis im Polarmeer lösen.

Er ist mit einer Fläche von etwa 5.000 Quadratkilometern doppelt so groß wie das Saarland. In den Eismassen entdeckten die Wissenschaftler einen enormen Riss, dessen Ausmaße jetzt rasant zunehmen.

„Der Spalt ist insgesamt wahrscheinlich 160 Kilometer lang und 300 bis 500 Meter tief“, sagte Martin O'Leary vom Midas-Projekt der Universität Swansea am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

„Der Eisberg hängt am seidenen Faden“, berichtete Projektleiter Adrian Luckman. „Ich wäre erstaunt, wenn er nicht in den nächsten Monaten abbricht.“

Der Gigant würde dann zu den zehn größten je registrierten Eisbergen gehören. Das Team um Luckman beobachtet die Stabilität des Larsen-C-Schelfeises und wertet Satellitenbilder aus.

Langfristig wird das Eis wahrscheinlich instabil

Seit längerem hatten die Forscher dort einen großen Riss im Eis beobachtet. Im Dezember hat sich dieser Spalt um 18 Kilometer verlängert, wie die Hochschule mitteilte. Nun wird der Koloss nur noch von einer etwa 20 Kilometer langen Verbindungsstelle gehalten.

Kurzfristige Folgen dürfte das Abbrechen des Eis-Giganten nach Angaben der Forscher nicht haben. Sie fürchten aber, dass das Schelfeis weiter kalbt und eventuell langfristig instabil wird.

„Dadurch könnte das Schelfeis auch empfindlicher auf Klimaerwärmungen reagieren“, sagte O'Leary. Der Riss selbst sei aber nicht durch eine Temperaturerhöhung entstanden – „das ist ein natürlicher Prozess“.

Als Schelfeis bezeichnen Experten schwimmende Eismassen, die mit Gletschern und Eisströmen verbunden sind. Das Larsen-Schelfeis besteht aus vier einzelnen Bereichen, von denen Larsen C das größte ist. Die Schelfeise A und B sind nach Angaben des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, das auch in Polarregionen forscht, bereits vor einigen Jahren zerfallen.

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3 Kommentare

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  • Bei einer Fläche, die grö9er ist, als die des Saarlandes und Luxemburgs zusammengenommen, klingt "Eisberg" schon fast niedlich... Auch, wenn es keine direkte Folge des Klimawandels ist: wenn solche gigantischen Süßwassermengen in Bewegung geraten und dann von fest nach flüssig wechseln, bleibt das mit Sicherheit nicht ohne Folgen - das Szenario aus "Day after Tomorrow" ist leider nicht aus der Luft gegriffen...!

    • @Joel Klein:

      Da muss ich Ihnen wiedersprechen. In dem Film bricht die „Eiszeit“ innerhalb von Tagen ein. In einem System mit derartigen Schwankungen würde es uns nicht geben.

      Nichts destotrotz Arbeiten wir fleißig daran die "Dynamik" auf der Erde zu unseren Ungunsten zu erhöhen.

      • @FriedrichH:

        Dass dieser Wandel nicht innerhalb von Tagen passiert, ist mir auch klar! Mit einer realistischen Zeitspanne lässt sich aber halt nur sehr schwer ein unterhaltsamer Film realisieren... Das ändert aber nichts daran, dass das zugrundeliegende Szenario, nämlich die Verlangsamung des Golfstroms durch das Abschmelzen der Polkappen mit verheerenden Folgen insbesondere für das Klima in der nördlichen Hemisphäre, sehr wohl eine reale Bedrohung darstellt.

        Momentan werden dafür noch 300 Jahre geschätzt - aber irgendwas sagt mir, dass diese Zahl noch drastisch nach unten korrigiert werden muss...