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Gender Pay GapVorteil Ost

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der Gender Pay Gap ist im Osten geringer als im Westen. Der Osten ist nicht so prekär und defizitär, wie auch heute noch gern behauptet wird.

Feinoptikerin bei der Carl Zeiss AG in Jena Foto: Thomas Koehler/photothek/imago

D as klingt top: Frauen sind heute zunehmend häufiger berufstätig als kurz nach dem Mauerfall – sowohl im Osten als auch im Westen. In Niedersachsen, Bayern, Hessen und den anderen Westländern arbeiten laut einer aktuellen Studie zur Gleichberechtigung der Hans-Böckler-Stiftung mittlerweile gut 71 Prozent der Frauen. In Sachsen, Thüringen, Brandenburg und dem Rest des Ostens sind es 74 Prozent.

Die schlechte Nachricht dabei: Die höhere weibliche Erwerbsquote ist einer allseits gestiegenen Rate an (weiblichen) Teilzeitjobs geschuldet. Das ist nicht überraschend, sondern eine Folge der vergangenen 30 gemeinsamen Jahre in Ost und West: Westfrauen orientieren sich an Ostfrauen, für die Berufstätigkeit die normalste Sache der Welt war und ist. Egal, wie viele Kinder sie haben. Und Ostfrauen nehmen jetzt ein Recht in Anspruch, das ihnen in der DDR nahezu verwehrt geblieben war, für Westfrauen aber das gängige Erwerbsmodell darstellte: mehr Zeit für Kinder, Familie, (unbezahlte) Care-Arbeit.

Diesen Aspekt der deutsch-deutschen Entwicklung – unabhängig davon, wie man ihn bewertet – zeigt deutlich, wie der Osten den Westen beeinflusst hat. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass der Gender Pay Gap im Osten geringer ist als im Westen, zumindest bei den nicht ganz jungen Frauen. Wer sein Leben lang Vollzeit gearbeitet hat, bekommt (in der Regel) auch eine bessere Rente.

Wer nach Ausbildung und Studium unmittelbar in den Job eingestiegen ist und durchgängig berufstätig war, landet in der Firma eher auf einem Chefinnensessel. Der Osten ist nicht so prekär und defizitär, wie das manche auch 30 Jahre nach der Wende immer noch gern behaupten. Auch wenn man eine ostdeutsche Elite fast mit der Lupe suchen muss.

Ungeachtet dessen sind Frauen in Ost und West in Führungspositionen unterrepräsentiert. Das allerdings hat keine speziell ost- oder westdeutschen Ursachen, sondern ist ein Relikt männlicher Machtgebahren und -strukturen, die überall in Deutschland zu finden sind. Auch noch 30 Jahre nach der Wende.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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3 Kommentare

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  • Warum denken Leute das so viele auf eine Chefposition wollen?

    Ich arbeite in einer Firma mit ziemlich flachen Hierarchien und kaum einer will irgendwie aufsteigen. Meistens wird man eher dazu genötigt jemanden den ganzen HR Kram zu übernehmen, ständig erreichbar zu sein, natürlich auch nach der Arbeit.

    Warum wird uns das immer als 'wichtig' verkauft wenn es sehr vielen Bereichen nicht erstrebenswert bzw. mit sehr viel Mehraufwand, Stress verbunden ist und die eigene Produktivität auch nur noch übers Eck ersichtlich ist.

    • @lord lord:

      eine typische Antwort. Es ist eben nicht nur "Machtgebaren". Lebensqualität ist auch ein erstrebenswertes Ziel.

      • @Monika Frommel :

        Ich verstehe ihren Kommentar nicht, wie kommen Sie auf "Machtgebahren"? Davon rede ich doch gar nicht.

        Mein Kommentar bezieht sich eher darauf das die Lebensqualität nicht steigt weil man der arme Wurm ist der Chef spielen muss ...