Geld ohne Gegenleistung
Die „Expedition Grundeinkommen“ plant einen staatlichen Modellversuch mit 10.000 Teilnehmer*innen. Sie sollen drei Jahre 1.200 Euro pro Monat erhalten
Von Rieke Wiemann
Geld auf dem Konto, ohne etwas dafür tun zu müssen: Viele Deutsche fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Initiative „Expedition Grundeinkommen“ will herausfinden, wie sich das Grundeinkommen auf die Gesundheit, die wirtschaftliche Lage, das Konsumverhalten und das soziale Engagement der Bevölkerung auswirken würde, und hat am Dienstag eine bundesweite Kampagne gestartet. Das Ziel ist, einen staatlich finanzierten Modellversuch zum Grundeinkommen mit 10.000 Teilnehmer*innen ab 2023 durchzusetzen.
Erwachsene sollen drei Jahre lang jeden Monat mindestens 1.200 Euro bekommen, Minderjährige mindestens 600 Euro. Das Grundeinkommen soll allerdings mit der Einkommensteuer verrechnet werden. Es verringert sich also mit der Höhe des eigenen Einkommens. Um Aussagen über die Effekte treffen zu können, soll auch eine Vergleichsgruppe untersucht werden, die kein Grundeinkommen erhält.
An dem Modellversuch können sich deutschlandweit Städte und Gemeinden beteiligen. Pro 1.000 Einwohner*innen erhält eine Person das monatliche Grundeinkommen. Die Kosten pro Teilnehmer*in belaufen sich auf insgesamt 30.000 Euro. Diese sollen die Kommunen übernehmen. Leipzig müsste mit seinen mehr als 600.000 Einwohner*innen demnach knapp 18 Millionen Euro zahlen.
Welche Orte an dem Experiment teilnehmen, entscheiden die Bürger*innen selbst. Bis zum 21. März kann sich jede*r auf der Internetseite der Initiative für die Beteiligung seiner oder ihrer Stadt aussprechen. Stimmen mehr als ein Prozent der Einwohner*innen dafür, organisiert die Initiative eine Unterschriftensammlung vor Ort.
Je nach Gemeindegröße und Bundesland müssen zwischen 3 und 10 Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben, damit sich der Gemeinde- oder Stadtrat mit dem Anliegen befasst. Lehnt dieser eine Teilnahme ab, kommt es zu einem Volksentscheid. „Wenn der Modellversuch tatsächlich kommt, ist auf demokratischem Weg die erste politische Entscheidung zum Grundeinkommen gefällt worden“, sagt Laura Brämswig, Gründerin der „Expedition Grundeinkommen“.