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Geklaute FahrräderAch du Schreck, das Rad ist weg

Anfang Mai erzählten wir von einem geklauten Fahrrad. Viele taz-LeserInnen können da mitreden. Fünf ihrer Geschichten.

Dieses Fahrrad wurde geklaut und durch taz-Recherchen in Berlin-Staaken wiedergefunden Foto: Sebastian Erb

Drei, zwei, eins – wieder meins?

Es war an einem Morgen im Januar, als mein Crossrad im Wert von etwa 600 € verschwunden war. Zwei Polizeibeamtinnen nahmen den Fall lustlos auf, rauchten zwei Zigaretten und verschwanden wieder.

Ich wollte das Rad nicht aufgeben und durchsuchte intensiv diverse Online-Handelsplattformen. Nach zwei Monaten fand ich auf Ebay ein Rad, das meinem auffällig ähnlich sah – sicher machten mich zwei Kratzer auf dem Oberrohr. Ich ging zur Polizei. Wenig motiviert erklärte mir ein Beamter, der Artikelstandort in Köln stelle ein Problem dar: „Bis man da einen Beschluss hat – muss man ja auch noch dorthin schicken – da vergehen, also ich sag ma, mehrere Wochen!“

Enttäuscht wollte ich abziehen und überlegte mir insgeheim, zum Fahrraddieb umzuschulen – so intensiv wie die hier verfolgt wurden, mussten die ja den ganzen Tag stinkreich und gelangweilt in der Sonne liegen. Doch ein weiterer Polizist vom Nachbarschreibtisch war anderer Meinung: „Wenn wir das jetzt dem Staatsanwalt übergeben, haben wir heute Nachmittag einen Beschluss, faxen den nach Köln und der Fall könnte morgen erledigt sein.“

Einen Tag vor Ende der Auktion erhielt ich dann von der Polizei einen Anruf: Es sei nicht möglich, über Ebay den Namen und die Adresse des Händlers zu erfahren. So entschloss ich mich, das Rad kurzerhand auf eigene Faust zu ersteigern. Eine Woche später war die Sendung da, ich öffnete nervös den Versandkarton und glich die Rahmennummer ab – was soll ich sagen: Die Geschichte endet ganz unspektakulär damit, dass ich das falsche Rad gekauft habe.

Cornelius Hempel, Halle

Zweifach dumm gelaufen

Als Junge wohnte ich in einer Wohnsiedlung, wo der Kaminkehrer tatsächlich noch mit einem uralten, schwarzen Fahrrad unterwegs war. Eines Tages fielen zufällig zwei Termine zusammen: Als der Kaminkehrer seine Runde durch die Siedlung machte, war gleichzeitig der jährliche Sperrmülltag. Der war für uns Kinder jedes Mal wie Weihnachten – es gab immer etwas zu finden.

Dass der Kaminkehrer gerade in einem Haus zugange war, wussten wir nicht, doch da stand plötzlich an einem Gartenzaun, ganz nah beim Sperrmüllhaufen, jenes uralte, schwarze Fahrrad: Nur die Reifen samt Felge schienen uns ganz akzeptabel. Diese waren schnell abmontiert und wir machten weiter unsere Runde.

Der Kaminkehrer allerdings fand sein Rad bei seiner Rückkehr ohne Reifen wieder, doch ein Nachbar hatte uns beobachtet. Nach wenigen Minuten – zu Fuß – hatte der Kaminkehrer uns eingeholt und forderte seine Fahrradreifen zurück. Natürlich händigten wir sie ihm wieder aus, es handelte sich ja offenbar um einen Irrtum. Doch in der Zwischenzeit machte auch der Müllwagen seine Runde, ausgestattet mit einer ziemlich starken Müllpresse. Dass ein Fahrradrahmen ohne Reifen auch zum Sperrmüll gehörte, erschien den Müllmännern als logisch.

So hatte am Ende der Kaminkehrer zwar seine zwei Reifen wieder, der Rest seines Fahrrads war aber unwiederbringlich in der Presse des Müllwagens zermalmt worden.

Thomas Breu, Obing

Ups, da war ja was!

Ich wollte Freunde besuchen, die eine Stadt weiter wohnen. Um abends schneller nach Hause zu kommen, dachte ich mir, ich fahre mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Als ich abends zurück kam, guckte ich dann aber auf den Busplan und dachte mir, puh, da lauf ich lieber. Ich hatte ganz vergessen, dass ich mit dem Rad zum Bahnhof gefahren war.

Also lief ich los, fand zufällig noch eine Sprühdose in meiner Jacke, verschönerte die tristen Stromkästen und ging weiter. Als kurz darauf ein Polizeiwagen vorbei kam, dachte ich mir nichts dabei – falsch gedacht. Die Polizei hielt mich an und nahm mich mit aufs Revier. Dort fand der eifrige Polizist auch noch Marihuana, worüber er sich scheinbar sehr freute.

Die Aktion

■ Die Recherche: Wir ließen vor dem taz-Gebäude ein Fahrrad klauen und verfolgten den nichts ahnenden Dieb mithilfe eines GPS-Rücklichts. So bekamen wir das Rad am Ende zurück. Zum Nachlesen: taz.de/fahrradklau

Die Geschichten: 66 LeserInnen schickten uns ihre Fahrradklau-Geschichten über ungeschickte Wiederholungstäter und nächtliche Rückhol-Aktionen. Weitere fünf Geschichten finden Sie in der taz.am wochenende vom 21./22. Mai 2016

■ Der Gewinner: Unter allen Einsendungen haben wir das GPS-Rücklicht verlost: Neuer Besitzer ist Heinrich Miess aus Köln. Nehmt euch vor seinem Rad in Acht, ihr Fahrraddiebe!

Anschließend musste ich von meiner Mutter abgeholt werden, denn ich war damals noch 17 Jahre. Sie übergaben uns alle meine Sachen, unter anderem den Rad-Schlüssel. Ups, da war ja was! Am nächsten Tag wollte ich das Fahrrad wieder vom Bahnhof abholen: Da war aber weit und breit nichts zu sehen. Was für scheiß Tage! Gott sei Dank wurde dafür eine Versicherung abgeschlossen und das Fahrrad ersetzt.

Tobias D., Köln

Gefährliches Basteln

Mein Fahrraddieb musste kreativ werden: Wegen eines Unfalls stand mein Fahrrad kaputt im Keller. Da muss es ja sicher sein, denke ich bis zu dem Moment, in dem ich 15 offene Kellertüren mit 15 aufgebrochenen Schlössern sehe. Ein Nachbar hatte die Tür zum Keller nicht verschlossen und die Diebe haben alle Schlösser mit einem Hammer aufgeschlagen.

Zurück zu meinem demolierten Fahrrad. Scheinbar wollte der Dieb das vordere Rad wechseln und klaute dafür Werkzeug aus der Werkzeugkiste, die im Kellerabteil am Ende des Ganges stand. Eine Felge und ein Schlauch wurden vom Fahrrad aus dem Abteil links neben meinem entwendet und an meinem angebracht. Der Lenker – meiner war verbogen – wurde von einem BMX-Rad zwei Abteile weiter ummontiert. Ich hatte ein Dirt Jumper, also ein großes, schweres Rad mit dickeren Reifen und breitem Lenker. Der dreiste Dieb ist aber in Gefahr: Denn ein Dirtbike mit einer Rennradfelge, einem schmalem Reifen vorne und einem BMX-Lenker – das muss einfach schief gehen. Spätestens, wenn man etwas schneller einen Bordstein hoch oder runterfährt, müsste die Felge brechen.

Alexander K., Berlin

Verflucht sollst du sein!

Ich hab nicht mitgezählt, aber mir wurden bestimmt schon 6 oder 7 Räder geklaut. Die meisten waren einfache Drahtesel. Aber einmal hatte ich ein richtig gutes Rad. Freunde hatten es mir gerade geschenkt, nach einer Woche wurde es geklaut. Ich war so wütend, dass ich am Ort des Diebstahls einen Zettel aufhängte: „Fahrraddieb, du sollst verflucht sein! Wenn du den Fluch auflösen willst, gib mir mein Rad zurück!“ Darunter schrieb ich meine Telefonnummer.

Am nächsten Tag rief mich eine schüchterne Frau an, sie habe sich in der Nähe gerade ein Rad mitgenommen, das offensichtlich seit Monaten nicht mehr benutzt worden war. Ob das mein Rad gewesen sei? Ob sie nun verflucht sei? Da konnte ich sie beruhigen. Aber der Dieb, der steht immer noch unter meinem Fluch.

Soheyla Sadr, Lübeck

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Themen #Fahrrad
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4 Kommentare

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  • Der Skandal ist, dass es bis heute keine vernünftige Fahrradregistrierung gibt und kein Verfolgungsinteresse der Behörden. Wir können viel von Singaput lernen.

  • Auch das Rad vom Fuchsn wurde geklaut. Ich bin euch auf der Spur, Schweinebande.

  • In meinen Augen machen die meisten Menschen dieselben Fehler beim Fahrradkauf.

     

    1. Fehler: Die kaufen einfach zu billige und gammelige Fahrräder, die sie dann mit relativ schlechten Schlössern einfach irgendwo stehen lassen.

     

    Da ist das Unrechtsbewusstsein nicht so sehr vorhanden. Ein Betrunkener nimmt solche Kisten im Vorbeigehen mit. Ein paar Mal hin- und her gerückt und ein billiges Schloss ist hinüber

     

    2. Sie lassen ihr Fahrrad irgendwo stehen, aber eben nicht in der eigenen Wohnung.

    Vielleicht ist das ein wirklich guter Grund für Singlespeed- Räder und Rennräder. Man kann die Kisten auch aus dem 4. Stock auf die Straße tragen. Mit dem Taz- Rad funktioniert das nicht so gut.

     

    3. Sie machen sich keine Gedanken beim Anschließen der Räder. Verstecken ist in meinen Augen konterproduktiv, besser direkt unter der Laterne, angeschlossen an Rahmen und Hinterrad, nicht nur dem Rahmen, ein Profi wird sonst vielleicht einfach den Rahmen durchsägen und die Einzelteile verkaufen.

     

    Vor langer Zeit habe ich mal einen guten Stahlrahmen absolut diebstahlsicher gemacht. Ich habe ihn vor dem Lackieren an der Strebe zur hinteren Radnabe mit Lötzinn verziert. Nach dem Lackieren sah das aus wie eine gebrochene und sehr schlecht geschweißte Stelle und ein Profi, der mein Schloss knacken kann, der sieht so etwas und wird solch ein Rad nicht haben wollen.

  • Allen meinen Freunden,wie mir selbst auch,wurden die Räder stets aus dem eigenen Innenhof geklaut,ob diese nun an-und oder abgeschlossen waren oder nicht,war ganz egal.