Gefragter Rohstoff für die Energiewende: Noch mehr Lithium vom Oberrhein
Das für die Energiewende wichtige Leichtmetall kann auch in Deutschland abgebaut werden – sogar minimalinvasiv. Vulkan Energy erhöht die Prognose.
Die größere Menge ergebe sich daraus, dass das Unternehmen nunmehr sechs Standorte plant. Vulcan Energy, zu deren Anteilseignern auch der Automobilkonzern Stellantis gehört, hat sich zuletzt fünf weitere Explorationslizenzen am Oberrhein gesichert und damit sein Aufsuchungsgebiet auf mehr als 1.000 Quadratkilometer erweitert. Mit der neuen Prognose will die Firma nun um Finanzierungen werben.
Die Pläne zur Lithium-Gewinnung am Oberrhein stehen stets im Zusammenhang mit Tiefengeothermie. Das macht das Verfahren attraktiv: In den Anlagen wird ohnehin Wasser aus dem Untergrund gefördert und nach Nutzung der Wärme wieder zurückgeführt.
Aufgrund einer geologischen Besonderheit weist das aus Buntsandstein-Horizonten stammende Wasser am Oberrhein recht konstant Gehalte von 150 bis 200 Milligramm Lithium pro Liter auf. Dieser Stoff soll der Sole entzogen werden, ehe diese wieder verpresst wird. „Minimalinvasiv“ nennen Geothermiker das Verfahren gerne, weil damit Lithium gewonnen werden kann, ohne dass zusätzliche Eingriffe in die Landschaft nötig sind.
In anderen Teilen der Welt werden entweder Lithium-Mineralien in Bergwerken abgebaut (das betrifft 60 Prozent des weltweiten Aufkommens), oder der Stoff wird aus Salzseen gewonnen (40 Prozent des Marktes).
Konkurrenz schläft nicht
Die besondere Situation am Oberrhein greifen auch andere längst auf: EnBW erforscht am Geothermiekraftwerk im badischen Bruchsal bereits seit 2020 zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie ein Verfahren, um das Lithium bestmöglich aus dem Wasser zu extrahieren. EnBW und der Mannheimer Versorger MVV Energie erkunden zudem für ein mögliches gemeinsames Projekt die Region Heidelberg-Mannheim.
Vulcan Energy betreibt seit April 2021 eine Pilotanlage am Geothermiekraftwerk im pfälzischen Insheim. Eine deutlich größere Demonstrationsanlage entsteht unweit davon am Geothermiekraftwerk Landau. Diese Kraftwerke wurden gebaut, als an eine parallele Lithium-Gewinnung noch niemand dachte.
Investoren sahen die Erweiterungsankündigung von Vulcan Energy kritisch; der Kurs der Aktie lag am Mittag 6 Prozent im Minus. Zusätzliche Standorte erfordern schließlich auch zusätzliches Geld, und Geothermie ist kapitalintensiv und risikobehaftet. Für die erste Phase rechnet Vulcan Energy mit einem Investitionsbedarf von fast 1,5 Milliarden Euro.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig