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Gefechtsfeuer in Sudans HauptstadtUnklare Lage in Khartum

Der Versuch, eine Zivilregierung zu bilden, steckt fest. Jetzt sollen sich das sudanesische Militär und die paramilitärische RSF laut Berichten Gefechte liefern.

Aus einem Wohnviertel in Khartum steigt am Samstag Rauch auf Foto: Marwan Ali/dpa

KHARTUM ap/rtr | In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Samstagmorgen andauerndes Gewehrfeuer zu hören gewesen. In dem nordostafrikanischen Land hat ein eskalierender Konflikt zwischen dem Militär und den mächtigen paramilitärischen Kräften des Landes Angst vor einem neuen Staatsstreich aufkommen lassen. Schweres Gefechtsfeuer war unter anderem in der Innenstadt und im Viertel Bahri zu vernehmen.

In einer Reihe von Erklärungen beschuldigte die paramilitärischen Einheit „Rapid Support Forces“ (RSF) das Militär am Samstag eines Angriffs auf einen ihrer Stützpunkte in Süd-Khartum und erklärte, sie habe den Airport der Hauptstadt übernommen und kontrolliere den Republikanischen Palast, den Präsidentensitz, vollständig. Zudem habe sie einen Flughafen und einen Luftwaffenstützpunkt in der Stadt Marawi übernommen, rund 350 Kilometer nordwestlich von Khartum. Die Nachrichtenagentur AP konnte die Angaben nicht überprüfen.

Die sudanesische Armee erklärte, die Kämpfe seien ausgebrochen, nachdem RSF-Mitglieder im Süden der Hauptstadt einen Angriff auf Regierungstruppen unternommen hätten. In einer weiteren Erklärung bezeichnete das Militär die RSF als Rebellentruppe und deren Angaben als Lügen.

Verkehrsflugzeuge aus Saudi-Arabien im Anflug auf den Internationalen Flughafen von Khartum verzichteten auf eine Landung und kehrten um, wie Daten auf Flugtracking-Seiten am Samstag zeigten.

Die Spannungen zwischen dem Militär und der berüchtigten RSF sind in den vergangenen Monaten eskaliert und haben zur Verschiebung der Unterzeichnung eines Abkommens für den Übergang zu einer Zivilregierung im Sudan geführt.

Ein erster Versuch des Übergangs zu einer zivilen Regierung wurde im Oktober 2021 mit einem von General Abdel Fattah Burhan angeführten Putsch beendet. Die Verschiebung des neuen Anlaufs erfolgte Anfang April in einer Phase, in der Verhandlungen für eine Reform der Sicherheitskräfte zwischen dem Militär und der RSF offenbar in einer Sackgasse angelangt waren. Deren Ziel ist die Integration der RSF in die regulären Streitkräfte. Der Streit darüber mit dem Militär blockiert das Übergangsabkommen.

Die paramilitärische Truppe und viele prodemokratische Gruppen hatten bereits im Dezember ein vorläufiges Abkommen zur Wiederherstellung des Übergangs zu einer Zivilregierung unterzeichnet. Zivile Parteien riefen am Samstag zu einem Ende der Kämpfe auf. Sie baten zudem internationale und regionale Mächte um Hilfe dabei, die Gewalt zu beenden.

US-Außenminister Antony Blinken erklärte, die Lage im Sudan sei fragil. Es gebe aber weiterhin die Chance für den Übergang zu einer Zivilregierung. Die britische Botschaft rief ihre Staatsbürger im Sudan auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Lage werde genau beobachtet, teilte sie über Twitter mit.

Zahlreiche Mitglieder der RSF gehörten einst der Dschandschawid-Miliz an, die den Aufstand in der Krisenregion Darfur niederschlug und dabei nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen Kriegsverbrechen verübte. Der langjährige sudanesische Machthaber Omar Al-Baschir ernannte General Mohammed Hamdan Dagalo einst zum Anführer der RSF.

Ein Volksaufstand erzwang im April 2019 den Sturz von Al-Baschir und seiner islamistischen Regierung durch das Militär. Seitdem ist der ehemalige Präsident, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen des Darfur-Konflikts gesucht wird, in Khartum inhaftiert.

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1 Kommentar

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  • Ich weiss nicht, was das für eine „demokratische“ Zivilregierung im Sudan werden soll, an der die RSF beteiligt ist. An deren Hände klebt doch das Blut zahlreicher Menschen in Darfur, ein Verbrechen, das durchaus als Genozid betrachtet werde kann.



    Die Wahl zwischen Militär- und Zivilregierung ist für die Sudanesen die zwischen Pest und Cholera, die vielen bewaffneten, gewalttätigen und unkontrollierbaren Milizen bzw. die failed-state-Problematik sind doch - wie in einigen afrikanischen Staaten - das Hauptproblem auf dem Weg zur Demokratisierung.



    Da hilft auch nicht die Protegierung bestimmter Gruppen durch die USA und den Westen, im Gegenteil, es dürfte die Lage verschlimmern.