Gefechte um Berg-Karabach: Aus Propaganda wird Krieg
Um Berg-Karabach wurde schon einmal ein vollkommen sinnloser Krieg geführt. Armenien und Aserbaidschan betreiben eine verantwortungslose Propaganda.
![Ilham Alijew, Präsident der Republik Aserbaidschan spricht gestenreich an die Nation Ilham Alijew, Präsident der Republik Aserbaidschan spricht gestenreich an die Nation](https://taz.de/picture/4403429/14/Aserbaidschan_Ilham_Alijew_Krieg_Karabach_Armenien-1.jpeg)
E s ist nicht mehr auszuschließen, dass die Gefechte zwischen Aserbaidschan und Armenien rund um die armenische Enklave Berg-Karabach sich zu einem veritablen Krieg entwickeln. Seit nach dem Ende der Sowjetunion bereits einmal Krieg um das Gebiet geführt wurde, den Armenien gewann und das seitdem auch Gebiete rund um Karabach besetzt hält, die unzweifelhaft zu Aserbaidschan gehören, sinnt Aserbaidschan auf Rache.
Der Alijew-Clan, der Aserbaidschan seit Jahrzehnten diktatorisch regiert, hat den Konflikt immer genutzt, um den Nationalismus der Aseris anzustacheln und damit Unterstützung für das eigene Regime zu generieren. Das Geld aus den Ölverkäufen wurde für Waffenkäufe verschwendet, statt für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Jetzt scheint Alijew zum Opfer seiner eigenen Propaganda zu werden. Er muss mit einem Krieg liefern, was er seinem Volk versprochen hat.
Während Aserbaidschan immer unter der Knute des Alijew-Clans blieb, wechselten in Armenien häufig die Regierungen, doch eines blieb immer gleich: die Propaganda, dass Armenien in Karabach das heilige Christentum gegen die aserisch-türkischen muslimischen Barbaren verteidigt, die im Ersten Weltkrieg schon einmal einen Völkermord an den Armeniern verübt haben. Die Propaganda beider Seiten machte in den letzten 30 Jahren einen pragmatischen Kompromiss unmöglich.
Russland, das als einzige auswärtige Macht die Möglichkeit gehabt hätte, einen Kompromiss zu erzwingen, hat im Ernst überhaupt kein Interesse daran, weil der Konflikt seine militärische und politische Dauerpräsenz im südlichen Kaukasus zementiert. Die Türkei sieht dagegen in dem Konflikt die Möglichkeit, durch die Unterstützung des „aserischen Brudervolks“ selbst wieder einen Fuß in den Kaukasus setzen zu können. So könnte es Krieg geben um ein Stück Land, das eigentlich niemandem nutzt. Es ist landschaftlich schön, aber es ernährt seine Bewohner nicht, weshalb die jungen Leute auch scharenweise von dort weggehen. Es würde ein Krieg der ideologischen Verblendung.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss