Gefahrengebiet in Hamburg: Ruhe in St. Pauli, Angst um Berlin
Nach der Demo am Samstag, mit Klobürsten als Protestsymbol, ist die Nacht in Hamburg friedlich geblieben. Innenexperten fürchten Auswirkungen in Berlin.
HAMBURG/BERLIN dpa | Im Hamburger Gefahrengebiet rund um drei Polizeikommissariate in Altona, St. Pauli und Schanzenviertel ist es in der Nacht zum Sonntag friedlich geblieben. „Es gab keine Ausschreitungen“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmorgen. Es seien lediglich einige Gruppen unterwegs gewesen, die Parolen skandierten.
Am Samstagabend hatten mehrere hundert Menschen friedlich gegen die verstärkten Polizeikontrollen demonstriert. Sie versammelten sich mit Klobürsten als Protestsymbol zu einem sogenannten Flashmob, wie die Polizei mitteilte. Im Anschluss seien etwa 450 Teilnehmer durch den Stadtteil gezogen.
Nach mehreren Angriffen auf Polizeieinrichtungen und Beamte hatte die Behörde am 4. Januar St. Pauli, das Schanzenviertel und Teile von Altona zum Gefahrengebiet erklärt, die Zone aber am Donnerstag vergangener Woche auf drei kleinere, nur nachts geltende Gefahreninseln eingeschränkt.
Sicherheitsexperten halten Auswirkungen der Krawalle auf Berlin für möglich. Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, man könne nicht ausschließen, dass die Auseinandersetzungen zu Unterstützungsaktionen in der Bundeshauptstadt führten. „Es ist davon auszugehen, dass das Thema Mobilisierungspotenzial hat.“
Verfassungsschützer um 1. Mai besorgt
Die Berliner Polizei hat seinen Worten zufolge die Lage im Blick und ist entsprechend sensibilisiert. Der CDU-Politiker verwies darauf, dass in Berlin die linksextreme Szene vor allem das Flüchtlingscamp am Oranienplatz im Visier habe. „Natürlich versucht die Szene, den Protest der illegalen Flüchtlinge mit zu steuern und am Kochen zu halten“, so der Minister.
Der Focus berichtete, Verfassungsschützer in Bund und Ländern rechneten mit weiteren Attacken von Linksradikalen. Sorgen mache ihnen die Größe des gewalttätigen „Schwarzen Blocks“ bei der eskalierten Demonstration in Hamburg kurz vor Weihnachten. Seinerzeit wurden 120 Polizisten verletzt. Berlins Verfassungsschutzchef Bernd Palenda sehe mit Blick auf den kommenden 1. Mai bereits Versuche, „nach Hamburg auch in Berlin die Stimmung anzuheizen“, so das Magazin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen