Gedenken nach Anschlag in Neuseeland: Im Gesicht, der Schmerz der Nation
Jacinda Ardern, Neuseelands Premierministerin, trauert mit den Opfern des Terroranschlags. Sie zeigt der Welt, was eine gute Regierungschefin ausmacht.
Ein Bild zeigt das Gesicht einer Frau, es ist durch eine Scheibe fotografiert. Ein schwarzer Hijab mit goldenem Rand bedeckt ihr Haar. Blumen spiegeln sich im Glas. Der Fotograf muss aus großer Distanz gearbeitet haben. Denn das Gesicht birgt eine Intimität, wie sie die Frau vermutlich nicht hätte öffentlich zeigen wollen. Die Augenbrauen in Sorge zusammengezogen, Stirnfalten laufen über die kalkweiße Haut, der Mund ist geschlossen. Sie hört zu.
Es ist Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland. Der Schmerz in ihrem Gesicht ist der Schmerz einer Nation. Das Foto, das am Samstag bei einem Treffen mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer des rechtsextremen Terrorangriffs in Christchurch aufgenommen wurde, es wird in den Geschichtsbüchern noch in 100 Jahren symbolisieren, was die derzeit vielleicht beliebteste Spitzenpolitikerin der Welt ausmacht: Mitgefühl, Verständnis, bedingungslose Hilfsbereitschaft – und Entschlossenheit.
Die 38-jährige studierte Politologin zeigt der Welt, wie politische Führungsqualität aussieht. Die Neuseeländer selbst sind wenig erstaunt. Die 40. Premierministerin Neuseelands, die erst 2017 das Regierungszepter übernommen hatte, nach wenigen Monaten an der Spitze der Labour-Partei, beeindruckt selbst harte Konservative mit ihrer Mischung aus Menschlichkeit und Pragmatismus.
Ardern wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, als Tochter eines Polizisten und einer Kantinenarbeiterin. Das hat ihr soziales Gewissen geprägt. Entschlossen packt sie die großen Herausforderungen an: Klimawandel, Immobilienkrise, Arbeitslosigkeit. Taten statt Polemik, mehr zuhören als sprechen.
Sie wurde von der Mode-Zeitschrift Vogue bereits die „Anti-Trump“ genannt. Kein Wunder, denn sie ist tatsächlich das ganze Gegenteil.
Leser*innenkommentare
C.O.Zwei
"Ardern wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf... Entschlossen packt sie die großen Herausforderungen an: Klimawandel, Immobilienkrise, Arbeitslosigkeit. Taten statt Polemik, mehr zuhören als sprechen."
Ganz ähnlich, wie unsere Bundeskanzlerin.
Sebas.tian
@C.O.Zwei Zynismus bringt jetzt genau was...?
Lowandorder
@C.O.Zwei Ach was!
FDJ-Winkelemente - sind Downunder -
Eher selten - kerr.
vergessene Liebe
@C.O.Zwei Dummer Zynismus... gehts noch?
Age Krüger
@vergessene Liebe Ohne zynisch sein zu wollen (btw: Sie meinen "sarkastisch" und nicht zynisch. es sei denn, Sie kennen Herrn Horkheim persönlich und nicht nur das, was er schreibt):
Frau Ardern ist anders als unsere Bundeskanzlerin für eine Obergrenze von ca. 20000 bis 30000 Zuwanderern. Damit dürfte Sie noch Frau Wagenknecht weitaus unterbieten.
www.radionz.co.nz/...mmigration-numbers
Dieser Hinweis soll auch nicht sarkastisch sein, sondern nur einfach eine Wahrheit, die, um es mit Cioran zu formulieren, auch erträglich sein sollte, sei sie für das Bild, was wir uns gerade von Frau Ardern machen auch noch so zerstörerisch.
vergessene Liebe
@Age Krüger Ja .."sarkastisch" wäre passender gewesen..! Ich kenne und mag die Texte von "Herrn" Max Horkheimer.. und @MAX HORKHEIM als Pseudonym impliziert das der Nutzer des Pseudonyms ihn ebenfalls schätzt.. :-) !
Ogott! Ich will nicht plump erscheinen! Es könnte ja auch eine Frau hinter dem Pseudonym sein ! Ich meine das Frau Ardern sich sehr `schön und gut´menschlich, mitfühlend gezeigt hat! Wofür sie sonst steht ist doch nicht das thema.. Danke für ihre Aufklärung!
LeSti
@Age Krüger Aha. 30.000 bei knapp 4,8 Millionen Einwohnern.
Also 0,00625 Zuwanderer pro Einwohner. Wären auf Deutschland umgerechnet über 500.000 als Obergrenze. Jetzt kann man es noch in Relation zum BIP setzen.
Neuseeland: gut 200 Mrd US$ (2017)
BRD: 3677 Mrd US$ (2017)
Wenn wir hier den Faktor 18 übernehmen, entsprächen 30.000 für die BRD einer Obergrenze von 540.000.
Von daher betonen Sie völlig zu Recht, dass Ardern im Vergleich mit Merkel und damit auch NZL im Vergleich mit der BRD fünf mal engagierter und offener im Umgang mit Zuwanderern ist.
LeSti
@LeSti Da hatte ich doch tatsächlich die Obergrenze aus dem Wahlkampf und nicht die beschlossene im Kopf. Neuseeland ist daher nur mehr als doppelt so engagiert wie wir.
Sonntagssegler
@C.O.Zwei Das Attribut "entschlossen anpacken" passt nun wirklich nicht auf eine Person, die eigentlich alle Probleme aussitzt.
Ach so, das war ironisch gemeint.
sorry :-)
What If
Was bringt ein Auftritt im Kopftuch? In vielen muslimischen Ländern kämpfen Frauen dafür, das Kopftuch nicht tragen zu müssen.
tomás zerolo
@What If Sie müssen ja kein Kopftuch tragen wenn Sie nicht wollen.
Ich mach's wie ich will (und nicht wie Sie wollen).
Frau Ardern schliesslich... kennt Frau Ardern Sie überhaupt? Na also.
LajosH
@What If richtig, es nicht zu *müssen*, sondern die Wahl zu haben. es hat wohl etwas mit Respekt zu tun, so man in einem jüdischen Tempel ja auch eine Kippa aufsetzt. aber wozu argumentieren, wenn das 'Argument' ein Whataboutism ist? what about die Muslima in Deutschland, die für ihr Recht, ihr Kopftuch bei der Arbeit zu tragen, kämpfen? hat absolut nichts mit dem Thema zu tun? ach!
What If
@LajosH Ihr Beitrag ist zu suggestiv. In einem jüdischen Tempel setzt man eine Kippa auf, weil das der Tempel so vorschreibt. In einem Flüchtlingszentrum braucht man kein Kopftuch zu tragen. "Für ihr Recht kämpfen" soll so klingen, als ob sie das Recht absolut hätte, obwohl gerade das umstritten ist, denn was hat eine religiöse Uniform auf der Arbeit zu suchen?
vergessene Liebe
@What If Na na.. ! Ein schwarzes Kopftuch ist, seit Alters her , in der britischen Kultur ein Symbol der Trauer und Anteilnahme bei Frauen !
What If
@vergessene Liebe Ein Hijab? Wohl kaum. Jedenfalls nennt der Autor es so.
Don Geraldo
Ein bißchen Recherche, heutzutage genügt dafür Wikipedia, hätte zutage gebracht, daß Frau Ardern keine Staatschefin, sondern Regierungschefin ist.
Staatsoberhaupt von Neuseeeland ist die Queen.
Aber auch als Regierungschefin macht sie eine gute Figur.
Die deutsche Regierungschefin brauchte nach dem Attentat vom Breitscheidplatz ein gutes Jahr, um den Angehörigen der Opfer zu kondolieren.