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Gebärmutterhalskrebs in JapanImpfskeptiker bestimmen den Diskurs

Impfgegner haben erreicht, dass die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs kaum in Anspruch genommen wird. Eine Journalistin hält dagegen.

Papilloma Virus, HPV unter dem elektronischen Mikroskop Foto: BSIP/via Getty images

Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen ist die wachsende Impfmüdigkeit, vor allem in den Industriestaaten, keine Privatangelegenheit mehr, sondern hat die Dimension einer „globale Gesundheitsbedrohung“ angenommen. So sollten die Masern eigentlich durch die vorsorgende Impfung im Kindesalter bis zum Jahr 2020 weltweit ausgerottet sein. Bei den Pocken war das auch gelungen. Tatsächlich hat sich aber die Zahl der Masern-Infektionen in den letzten Jahren um 30 Prozent erhöht.

Auch in Deutschland stieg die Zahl der Masernfälle von 325 im Jahr 2016 auf 929 im Jahr 2017 an. Um die Ansteckungsgefahr zu bannen, müssten 95 Prozent der Bevölkerung immunisiert sein. Derzeit liegt die Impfquote bei Schulanfängern nach Erhe­bungen des Robert Koch-Ins­tituts jedoch nur bei 92,9 Prozent. Bundesgesundheits­mi­nis­ter Jens Spahn bezeichnete es als „verantwor­tungs­los, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzu­nehmen“.

Wie schnell sich Impf-Ängste in der Bevölkerung verbreiten können und wie schwierig es ist, mit rationalen Argumenten dagegen anzugehen, hat die japanische Medizinjournalistin Riko Muranaka erfahren, die darüber kürzlich vor der Wissenschaftspressekonferenz (WPK) in Berlin berichtete. Eine „Mischung aus Fake News und Fake Science“ führte in dem fernöstlichen Land dazu, dass dort Impfskeptiker den öffentlichen Diskurs über den Nutzen der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) dominieren.

Belege aus der Fake-Science?

Der Virus löst Gebärmutterhalskrebs aus, woran allein in Deutschland jedes Jahr etwa 4.600 Frauen erkranken. Der Heidelberger Krebsforscher Harald zu Hausen entdeckte die Kausalität und entwickelte die HPV-Schutzimpfung, wofür er 2008 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Impfung gilt nach Aussagen des RKI als „sehr sicher, weltweit wurden bereits mehr als 270 Millionen HPV-Impfungen verabreicht, ohne dass wesentliche Impfkomplikationen aufgetreten sind“.

In Japan schien das plötzlich anders zu sein. Kurz nachdem die dortige Regierung 2013 die HPV-Impfung kostenlos und flächendeckend eingeführt hatte, tauchten im Internet Videoclips auf, die Kinder mit Gehstörungen und Verrenkungen auf dem Boden zeigten, die angeblich Nebenwirkung der Impfung sein sollten. Eine Regierungskommission stellte zwar noch in gleichen Jahr fest, dass die Symptome mit hoher Wahrscheinlichkeit auf psychosomatische Ursachen und nicht auf das Serum zurückzuführen sein. Doch der Schaden war bereits entstanden: Die HPV-Impfraten, die in Japan mit rund 70 Prozent überdurchschnittlich hoch waren, stürzten auf unter ein Prozent ab.

Flankiert wurden die „Fake News“ durch vermeintlich Belege aus der „Fake Science“. 2015 wurde von dem Forscher Dr. Shuichi Ideda von der Shinshu-Universität eine Studie veröffentlicht, wonach der Impfstoff im Maus-Experiment krankhafte Veränderungen im Gehirn verursacht hätte.

Ich hoffe, dass der Richter auf Grund­lage der wissen­schaftlichen Wahrheit entscheidet

Riko Muranaka, Medizinjournalistin

Als sich die Journalistin Muranaka näher mit dem Versuchsaufbau beschäftigte, stellte sich eine Reihe von fragwürdigen Verfahrensschritten fest. „So war die Impfstoffdosis, die den Mäusen verabreicht wurde – im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht –, hundertmal so hoch wie die normale Dosis bei Menschen“, stellte sie fest.„Ich bezeichnete die Präsentation von Dr. Ikeda als eine Fälschung.“ Für ihre Recherche wurde die Journalistin zwar später mit dem John Maddox Prize des renommierten Wissenschaftsjournals Nature ausgezeichnet. Doch nach einem ersten Artikel 2015 nahmen japanische Medien keine Bericht mehr von ihr an.

Klage gegen Kritikerin

Schlimmer noch: Der betroffene Wissenschaftler klagte gegen die Autorin. Das Rechtsverfahren dauert bis heute an. Die nächste Verhandlung steht für den 26. März an. „Ich hoffe, dass der Richter auf Grundlage der wissenschaftlichen Wahrheit entscheidet und nicht auf Grundlage der Versuche des Klägers, der offenbar die Wissenschaft zum Schweigen bringen will“, sagt Riko Muranaka in einem Gastartikel für den von Medizinjournalisten kürzlich gegründeten Fachinformationdienst MedWatch.

Japan ist ein gravierender Fall, wie Impfgegner die Meinungshoheit gewinnen können, aber keineswegs ein Einzelfall. In der WPK-Veranstaltung berichtete die japanische Journalistin von ähnlich gelagerten Entwicklungen in Dänemark, Großbritannien und Irland. In Irland sank die HPV-Impfrate nach Medienberichten im Tenor der Skeptiker von 90 auf 55 Prozent. „Diese Entwicklungen sind auch in Deutschland möglich“, ist die Auffassung von Muranaka, die inzwischen in Deutschland lebt.

Ende 2018 sah sie hier in der ARD die Enthüllungsreportage „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs: Werden Risiken systematisch verschwiegen?“ Das Argumentationsmuster kennt sie aus ihrer Heimat: „Die Impfzurückhaltung ist am Anfang nicht offensichtlich“, so Riko Muranaka. „Aber es ist normalerweise zu spät, erst dann zu reagieren, wenn man merkt, dass sie bereits da ist.“

Mit dem Problem der Impfmüdigkeit beschäftigte sich kürzlich auch der Deutsche Ethik­rat. In einer Anhörung äußerten sich Sachverständige aus den Bereichen Virologie, Epidemiologie und Politikwissenschaft, ob in Deutschland eine Impfpflicht eingeführt werden solle. „Wir brauchen ein Impfregister als Forschungsressource und als Möglichkeit zur gezielten Kommunikation“, gab Wolfram Henn, Leiter der Arbeitsgruppe „Impfen als Pflicht?“ des Ethikrates, die Empfehlungen wieder.

Bei „pauschalen Zwangsmaßnahmen in die Allgemeinbevölkerung hinein“ sei jedoch Zurückhaltung geboten. Zunächst solle die Ärzteschaft umfassender über den Nutzung der Impfung informieren. Dies betreffe laut Ole Wichmann, Leiter des Fachgebiets Impfprävention am Robert Koch-Institut, „die Gruppen mit besonderem Handlungsbedarf“. Dies seien neben den Jugendlichen auch jene Bevölkerungsgruppen „mit potenzieller Unterversorgung, wie zum Beispiel im Ausland geborene Menschen“. Die Impfakzeptanz hänge, bekräftigte Wichmann, „besonders von der Beratung durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte ab“. Auch das Impfen in Schulen oder im Betrieb könne zur Steigerung der Impfquoten beitragen.

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39 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich lebe autark, und ich bin noch dadurch garantiert kein Schmarotzer.



    Ich bin jetzt 68 und lebe sehr gesund.



    Diese für die Reifung des körpereigenen Immunsystems wichtigen Kinderkrankheiten hab ich alle problemlos überstanden, meine Kinder ebenso.



    Ich lasse mich jedenfalls nicht von der Pharmaindustrie instrumentalisieren oder manipulieren.



    Ich mag keine Sicherheitsgurte aber sie haben gegenüber den Impfungen den Vorteil das man sie wieder abmachen kann. Bei Impfungen die massiv in das Immunsystem eingreifen ist das nicht der Fall.



    Mein Körper gehört mir, der geht niemanden etwas an.



    Alls Schmarotzer sehe ich die Menschen, die nicht auf ihren Körper achten und sich mit billigen Medikamenten vollstopfen und dan jammern wenn der Körper nicht mehr funktionieren will und durch Leiden streikt. Lassen sie sich impfen krank therapieren die Pharmaindustrie freut sich.



    Das ist ihre persönliche Entscheidung. Die Entscheidung anderer Menschen geht sie nichts an!



    Ich hatte auch noch nie eine Grippeimpfung höchstens mal einen Schnupfen. Sie mein Immunsystem funktioniert.



    In Madagaskar würde es keine Masern gebe würden die weißen bleiben wo sie hingehören!



    Diese Krankheiten wurden und werden von Europäern in diese Länder eingeschleppt.



    Da muß sich das Immunsystem erst darauf einstellen.



    S

  • Kommentar entfernt. Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen mit Quellen und verzichten Sie auf NS-Vergleiche. Danke, die Moderation

    • @Tigerlilie:

      Krankheiten wirksam vorzubeugen hat absolut nichts mit dem industriellen Massenmord der Nazis zu tun. Ihr Vergleich ist widerwärtig.

      Jetzt mal klar und deutlich:

      Impfungen sind wirksam. Das ist eine Tatsache.

      Nichtimpfung ist auch wirksam, leider aber in die falsche Richtung. Man wird selber krank und überdies Multiplikator der Krankheit, d.h. man schadet auch anderen.

      Denken hilft.

      • @Ein alter Kauz:

        Impfschäden sind auch eine Tatsache und wer sich einem Eingriff mit möglichen Nebenwirkungen unterziehen will, muss dies selbst entscheiden können und darf nicht dazu gezwungen werden.

        Punkt.

        Dafür wurde nach der Nazi-Zeit das Grundgesetz geschaffen an dem nun wieder gerüttelt wird.

        Das ist das wirklich erschütternde bei dieser Diskussion.

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    In einen solchen Artikel würden ein paar Fakten gehören, z. B Wieviele Menschen sind an dem Gebärmutferkrebs gestorben? Wieviel sind gestorben als noch geimpft wurde? Wieviele unwesentliche Impfschäden gab es? Was war das? Etc.



    Ansonsten ist so ein Artikel eher Werbung.

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Im Artikel steht wieviele Menschen jährlich erkranken. Nun müssten sie nur etwas Eigeninitiative zeigen und raussuchen wie hoch die Überlebensrate ist und schon haben sie zumindest eine groben Überblick über die Todesfälle.

      Der Artikel dreht sich auch nicht um das für und vermeintliche wieder dieser Impfung, sondern, wie die Überschrift klar sagt, darum wie Impfgegner den Diskurs mit ihren Pseudoargumenten bestimmen.

      Zudem gibt es die Daten die sie fordern zum Teil nicht zeitnah, viele Krankheiten dauern nunmal ihre Zeit etc. pp.



      Ich glaube sie verwechseln die Taz mit einer medizinischen Fachzeitschrift, aber auch dort werden sie die gesuchten Informationen unter Umständen nicht finden.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Hanzo Tanaka:

        Ich bin immer erschüttert, wie unlogisch, unwissenschaftlich und oft irrational Impfpflicht-Befürworter argumentieren.



        Und auch Sie können anscheinend keine Absätze schreiben, ohne sich selbst zu widersprechen.



        Im ersten Abschnitt sagen Sie, dass es nur ein wenig Eigeninitiative bedarf, um die von mir angemahnten Informationen zu finden, in den folgenden Absätzen, dass es die Informationen teilweise gar nicht gibt und selbst in Medizinischen Fachzeitschriften nicht zu finden sind.

        Und wenn Krankheiten oft erst Jahre später auftreten, so gilt dasselbe wohl für Impfschäden.



        Das sind dann ja wohl keine Pseudoargumente, sonst wäre Ihrs ja auch eins.

        Was den Diskurs betrifft, habe ich mir den 9 minütigen Bericht, der von Ihrer Journalistin kritisiert wird, angeschaut.

        Der ist nach meinem Eindruck sehr viel objektiver als Sie, der Artikel und Ihre Journalistin zusammengenommen und mitnichten von Impfgegnern erstellt.

        Kann sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen:



        www.daserste.de/in...schwiegen-102.html

        Und nein, ich habe die taz nicht mit einer medizinischen Fachzeitschrift verwechselt. Sondern anscheinend mit einer Zeitung, die den Anspruch hat, qualitätsvollen Journalismus zu betreiben. Denn die von mir angemahnten Informationen gehören in einen qualitätsvollen Artikel. Ohne diese Informationen ist das nur BILD-Niveau.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich sehe das so: Wenn ich meinem Arzt vertraue und er sagt zu mir, mach das, warum sollte ich das dann nicht tun?

    Ich kann ja nicht vor jeder medizinischen Maßnahme ein Studium absolvieren.

    Und was die Pharmaindustrie angeht. Würde es sie nicht geben, wäre die Hälfte meiner Familie tot.

    Das die damit Geld verdient, ist ein Klein-Fritzchen-Argument. Im Kapitalismus wird nichts verschenkt. Schon gar keine Waren.

    Diese paranoiden Impfgegner sitzen mit ihren Chemtrail-Kumpeln auf der Flacherde und jonglieren mit Globoli.



    Wäre ja egal, würden sie keinen Schaden anrichten.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Sollten sie einmal vom Facharzt mit einer existentiellen, d.h. lebensumkrempelnden Diagnose konfrontiert sein (Sie wissen das in dem Moment allerdings noch nicht), man schickt Sie nach Hause, ohne jede (literally: ohne jede) weitere Information über die Krankheit, von der Sie jetzt erst mal nur den Namen wissen, ohne jede spontane Vorstellung vom wahrscheinlichen Krankheitsverlauf in den nächsten Jahren und für den ganzen Rest des bescheidenen Lebens, aber mit einem Rezept in der Tasche für Medikamente, die Ihr Immunsystem zusammenklatschen, aber das erfahren Sie erst später aus Wikipedia, wie auch alles Weitere über die Krankheit, und man fordert Sie schließlich vor dem Hinausgehen auf, in ein paar Monaten wieder vorbei zu kommen, eine etwas überraschende Aufforderung, da Sie sich ja lediglich mit äußerster Mühe noch zu diesem Termin hingeschleppt hatten und irgendwie gedacht hatten, dass man da bald wieder nachschauen sollte (macht man ja bei jeder Grippe auch), wenn Sie daraufhin zu Hause erst mal anfangen, alles an Information was Sie über diese Krankheit verstehen wollen, sich selbst zu beschaffen und zu studieren, und wenn Sie dann später feststellen, bei aller Mühe die Sie haben, als Kranker und als massiv Beeinträchtigter zurecht zu kommen, zu Hause, am Arbeitsplatz, und bei allen Fragen, die offen geblieben sind, bleibt es aber dabei, Ihr Facharzt hat nur alle 4 Monate 7 oder 8 Minuten Zeit für Sie, aber stets Empfehlungen welche Medikamente zu probieren seien und dem Hinweis dass man ja als chronisch Kranker durchaus in der Zielgruppe für Impf-Kampagnen sei



      Wenn Sie also diesen Quatsch mal eine Weile mitgemacht haben (manche Patienten, eher die meisten, bleiben ja mangels Perspektive und Alternative und aus einer gewissen Furcht heraus lebenslang beim Hopping von 7-Minuten zu 7-Minuten Termin), stellen Sie irgendwann doch fest, dass Ihre ehemals stets positive Sicht und Ihr Vertrauen den Fachleuten gegenüber nicht völlig unbeeinträchtigt geblieben sind

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        Ja natürlich würde so etwas mein Vertrauen in die Medizin und die Mediziner erschüttern. Gar keine Frage.

        Und ich leugne ja auch gar nicht, dass Ärzte Fehler machen, zuviele Fehler. In meinem Umfeld kenne ich zumindest eine Person, der in der Hinsicht übel mitgespielt wurde.

        Und dagegen vorzugehen ist schwieriger, als einen Handwerker zu verklagen.

        Ich danke Gott und Äskulap, dass dieser Klech bisher an mir vorüber ging.

        Ich möchte mich nur gegen die Vorstellung aussprechen, beim medizinisch-pharmazeutischen Komplex handle es sich um eine Spielart der kalabresischen Mafia.

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Die, die man dem sicheren Tod von der Schippe geholt hat, die habe ich natürlich auch in meiner Bekanntschaft. Selber naturwissenschaftlich gebildet, bin ich begeistert was westliche Medizin heute kann. Unser Gesundheitssystem aber ist ein krankes System und das gilt für weite Bereiche davon. Solange man gesund ist, kriegt man davon herzlich wenig mit und man will es auch gar nicht so genau wissen. Das nur nebenbei.



          Die Frage der Impfprävention ist in vielen Fällen eine sonnenklare, in manchen Fällen aber hat man den Eindruck von wissenschaftlich-medizinischer Seite mit einer Irrationalität konfrontiert zu sein, die zwar nicht mit esoterischen Heil(s)versprechen gleichzusetzen ist, die aber harten naturwissenschaftlichen Prüfungen kaum Stand hält. Epidemiologie ist seit Jahrhunderten eines der schwierigsten und eines der wichtigsten Fächer der Medizin. Diejenigen die hier forschen können sich auch heute noch nur selten mit Ruhm bekleckern, liegen aber im Normalfall bei Voraussagen häufig daneben und das ist ihnen nicht vorzuwerfen, es liegt an der Natur der Sache. Impfempfehlungen die auf halbseidenen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, müssen aber irgendwie identifiziert werden und verworfen werden. Ein schwieriger Prozess, ohne Patentlösungen. Ob eine Impfempfehlung richtig ist, erfahren wir i.a.R. erst im Großversuch, der gar kein Versuch mehr ist, sondern bereits die Anwendung. Im Grunde ein ethisches Dilemma, das aber nicht zugegeben wird.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @61321 (Profil gelöscht):

            Ok, das es um unser Gesundheitssystem nicht zum besten bestellt ist, das mag ich wohl glauben. Und wenn man noch nie durch dieses Räderwerk gedreht wurde, kennt man wohl nur die Oberfläche.

            Aber stellen sich vor, Walter White wäre bei der AOK versichert und nicht bei einer halbseidenen US-amerikanischen Krankenversicherung.

            Er hätte die notwendige Therapie bekommen und niemand hätte Meth gekocht. Ein paar Dutzend Leute wären nicht gestorben und das beste Meth der Welt hätte es nie gegeben.

            Und das alles wegen der AOK.

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Mir scheint, während ich bei jeder Episode bei "Borgen" schmachtend auf die nächste Szene mit Katrine Fønsmark gewartet habe, haben Sie mal wieder die wirklich relevante Serie reingezogen. Kannte ich bis dato nicht - die DVD muss her

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @61321 (Profil gelöscht):

                "Borgen" kenne ich leider nicht, aber Katrine Fønsmark scheint zu den Frauen zu gehören, zu denen man sagt, wenn sie deutlich verspätet zum Date kommen:

                "Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, es kommt darauf an, auf wen man wartet".

                Zu "Breaking Bad" muss ich sagen, wenn Netlix der Himmel ist, ist diese Serie (der wichtigste) Gott.

                Die Figuren entwickeln sich, es passieren schreckliche Dinge und sie tun schreckliche Dinge. Und sie haben so viel Erfolg, dass sie sich ein ganzes Krankenhaus kaufen könnten. Aber die Gier treibt alles in ein gewaltiges Fiasko.

                Guter Stoff.

                • @88181 (Profil gelöscht):

                  Schön das mal jemand die Charakterentwicklung und die Beschäftigung mit dem "Gut/Böse" Konzept als den entscheidenden Dreh und Angelpunkt der Serie erkennt.



                  Zu viele sehen darin einfach nur ne nette Geschichte über nen drogenkochenden Krebskranken und verpassen völlig was die Serie überhaupt sehenswert macht!

  • Wenn ich die Kommentare hier les, dann spüre ich ganz deutlich, dass die Behörden etwas ins Trinkwasser machen, um eine Massenparanoia auszulösen, wie auch Studien von Dr.Stupido ergeben haben.



    Erkennt das denn niemand außer mir? ERWACHET!

    • @swordeli:

      Hanni und Nanni von Touche warten schon...

  • Die WHO arbeitet mit der Pharma- Industrie zusammen, diese ist an Gesundheit nicht interessiert, siehe Glysophat als Mittel zu "Desinfektion" in Impfmitteln. Gerade bei Kindern.



    Industrie arbeitet Gewinnorientiert.



    Die WHO ist nach meiner Meinung nicht glaub würdig.



    Impfen kann sich lassen wer will.



    Impfpflicht lehne ich für mich grundsätzlich ab, die Nebenwirkungen und Zusätze sind für mich Körperverletzung und



    das ganze überflüssig. Wichtiger ist die Wiederherstellung einer gesunden Umwelt, gesunde natürliche Nahrung und ein ethischer



    Umgang mit allem lebendigen.

    • @Sofia Dütsch:

      Wie sehen Sie die Nebenwirkungen von Erkrankungen, die durch eine Impfung hätten verindert werden können?

      Begehen Eltern, die ihre Kinder z.B. nicht gegen Masern impfen lassen, Körperverletzung beim Eintreten einer möglichen geistigen oder körperlichen Behinderung als Folge von Masern?

      In Madagaskar sind in den letzten Monaten über 1.000 Menschen an Masern gestorben. Wäre so etwas in Deutschland, wo Impfungen finanzierbar sind, im Sinne eines ethischen Umgangs mit allem lebendigen nicht fahrlässige Tötung und sollte bestraft werden?

      Eine Frage noch: Sind Sie für die Anschnallpflicht im Auto? Die Automobilkonzerne verdienen weltweit Milliarden alleine an den Sicherheitsgurten.

    • @Sofia Dütsch:

      Wer sich nicht impfen lässt, ist im besten Fall Schmarotzer, weil er sich darauf verlässt, dass der Rest der Gemeinschaft ihn schon beschützen wird.



      Meist aber ist er eine echte Bedrohung, denn Ungeimpfte sind der Übertragungskanal, über den es die betrifft, die sich nicht impfen lassen konnten. D.h., nix mit "kann sich lassen wer will", solange man nicht als Einsiedler irgendwo alleine lebt.



      Und bzgl, Pharmaindustrie: die Artikel, die jedes Jahr wieder darauf hinweisen, dass zuwenig Impfstoff produziert wird, z.B. für Grippeimpfungen, weil es so unlukrativ ist, die lesen Sie nicht?

      • @BigRed:

        Schlecht geimpfte sind gefährliche, unwissende Überträger!

        So z.B. ein Kinderarzt, der selbst geimpft im Krankenhaus Masern an einen Säugling übertragen hat, weil sein "Schutz" nur für ihn ausgereicht hat, nicht aber dazu die Weitergabe zu verhindern.

        Passiert auch tausendfach mit Keuchhusten.

        Das passiert an der Infektion tatsächlich Erkrankten nicht.

      • @BigRed:

        Nicht nur Schmarotzer sondern 3fach-Schmarotzer!



        1) Der Herdenschutz, der eigene Krankheit abwendet. 2) Im eigenen Krankheitsfall wird das Solidarsystem der Krankenkasse gerne in Anspruch genommen. 3) Das Leid der Anderen, das zynisch in Kauf genommen wird.

  • Im angesprochener ARD-Sendung ging es im nachgewiesene, aber verschwiegene Nebenwirkungen, für die Betroffene wegen mangelhafter Information erst mal keine Hilfe fanden.

    Darin die "Argumentationsmuster der Impfgegner" zu sehen, ist eine paranoide Unterstellung, falls der Autor uns damit nicht sagen will, daß jegliche Kritik an Pharma-Informationen auf fundamentalistische Impfgegnerschaft hindeutet. Wäre etwa so sachlich, als würde man Kritik an Boings Informationspolitik (die im Fall 737 rund 600 Menschen das Leben gekostet hat), als Maschinenstürmerei denunziert.

    Bei solchen Beiträgen hat man das unangenhme Gefühl, daß hier auf beiden Seiten noch noch fundamentalistische Missionare am Werk sind.

    Wo ist denn eigentlich die gemäßigte Mitte, etwa:



    a) die wichtigen Sachen sind zu impfen und



    b) impft nicht jeden Scheiß, das Zeugs ist ja kein Ambrosia und hört auf mit der übertriebenen Impfung von Säuglingen. (In der guten alten masernfreien Zeit (also als in DLand immer schön geimpft wurde, gab es auch keine 8fach Impfungen für Säuglinge, und die sind trotzdem nicht reihenweise gestorben)

    Oder ist das eben die Strategie: Mit Masern argumentieren, wenn es um den sehr seltenen Gebärmutterhalskrebs geht, um noch jeden Scheiß in den Markt zu drücken? Mit voller medialer Macht und dem Kreuzzug der WHO, die ja nun auch den gemäßigten Impfkritiker als Pestilenz und Ketzer ansieht?

    Im ARD-Beitrag war Japan übrigens nicht das einzige Land, das vor der Gebärmutterhalskrebsimpfung warnt. Hätte man ja mal erwähnen können -

    • @eremit:

      Erstens wurden auch weitere Länder erwähnt, zweitens erklären sie doch bitte mal wieso eine sichere Impfung die zuverlässig vor Gebährmutterhalskrebs schützt in die Kategorie "jeder Scheiss" fällt und was dort Ihrer Meinung noch so reingehört. Würde mich interessieren.

  • Der allerwichtigste Satz ist nach meiner Meinung:

    [...]



    Derzeit liegt die Impfquote bei Schulanfängern nach Erhe­bungen des Robert Koch-Ins­tituts jedoch nur bei 92,9 Prozent.



    [...]

    Traurig dass soviele Menschen sich von solch einen Irrsinn beeinflussen lassen.

  • "Der Virus löst Gebärmutterhalskrebs aus, .." Dieser Satz gehört auch in den Bereich Fake Science.



    Humane Papillomaviren erhöhen die Wahrscheinlichkeit an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Dieser Satz käme dem Begriff Science etwas näher. Bei den meisten Frauen passiert gar nichts, wenn sie sich mit diesem Virus anstecken, andere bekommen Warzen und wenige einen Tumor. Zudem gibt es weitere Risikofaktoren für die Erkrankung und sie ist selten, sie betrifft ca. 1 von 100 krebskranken Frauen, aber etwa 70-80% der Bevölkerung machen eine Ansteckung mit dem Virus durch.

    Die Perspektiven sind teilweise schon ziemlich verschroben. Es herrscht Hysterie wegen der Masern und es werden Ängste verbreitet wegen Gebärmutterhalskrebs, aber die Chance an einer vermeidbaren Krankenhausinfektion zu sterben ist ungleich viel höher.



    Die gleiche Berufsgruppe, die die mangelnde Durchimpfung der Bevölkerung beklagt, verursacht jährlich tausende von Todesfällen, weil sie nicht hygienisch genug arbeitet. Das ist schon krass.

    • @ecox lucius:

      Das ist doch völlig bescheuerter Whataboutism. Die Impfung ist sicher und HPV dadurch vermeidbar. Die Kosten sind vergleichsweise gering und die Risiken der Erkrankung dagegen hoch. Also warum sich nicht impfen lassen? Aus potentiell tödlichem Trotz gegen die Pharmaindustrie. Es läuft sicherlich viel schief in der Medizin, aber die grundsätzliche Existenz der HPV-Impfung ist dabei nicht das Problem. Abgesehen davon werfen sie Ärzt*innen vor vermeidbare Erkrankungen nicht konsequent genug zu bekämpfen. Sie sind aber offensichtlich auch nicht bereit eine vermeidbare Erkrankung zu bekämpfen.

    • @ecox lucius:

      An den Folgen einer Grippe sterben auch jährlich viele, aber da wird auch nicht so ein Tamtam gemacht. Entweder man lässt sich impfen oder nicht.

      Da läuft die Gelddruckmaschine aber anscheinend, weil sich ja jährlich viele (erfolgreich oder nicht erfolgreich) gegen Grippe impfen lassen. Bei Masern und HPV reichen ein bis zwei Impfungen und danach alle 10 Jahre, da muss schon nochmal ein wenig Angst gemacht werden, damit der Verkauf der Impfdosen weiter steigt. daher jetzt HPV auch für Männer, steigert die Zahl der potentiellen Kunden gleich um 100 %.

      • @Hanne:

        Pharma INDUSTRIE eben!

      • @Hanne:

        Grippe ist ja virologisch auch komplexer als HPV. Wären Grippeviren so einfach gestrickt, gäbe es vermutlich eine umfassende Impfempfehlung und Sie würden sich trotzdem weigern sich impfen zu lassen. Schließlich stecken Sie offenbar lieber Menschen mit vermeidbaren Krankheiten an und das nur, um der Pharmaindustrie eins auszuwischen.

        • @LesMankov:

          Ne, um mir gutes zu tun (besser mich eventuell schädigendes zu lassen).

    • @ecox lucius:

      "Die gleiche Berufsgruppe, die die mangelnde Durchimpfung der Bevölkerung beklagt, verursacht jährlich tausende von Todesfällen, weil sie nicht hygienisch genug arbeitet. Das ist schon krass."

      Verursacht? Nee, verhindert nicht.

      Meine Erfahrung: alle lauten Kritiker der Medizin verstummen, sobald sie selbst bedrohlich erkranken und können dann gar nicht genug von der pösen Medizin bekommen ... egal wie aufwendig und teuer.

      • @TazTiz:

        Nö, es gibt da wahrlich auch andere als Sie anscheinend kennen.

        • @Hanne:

          Wahrscheinlich waren diejenigen noch nicht wirklich krank ...

          • @TazTiz:

            Doch und das sind nicht wenige.

            Viele wenden sich auch erst nach oder bei ernster Erkrankung von der Schulmedizin ab - freiwillig oder gezwungenermaßen.

            • @Hanne:

              Ich glaube Ihnen kein Wort. Macht aber nichts. Ich hoffe nur, dass Sie nur sich selbst, aber keinem anderen schaden.

  • Sie schreiben "ohne dass wesentliche Impfkomplikationen aufgetreten sind". Worin bestanden diese unwesentlichen Komplikationen?

    • @Genosse Rudolf Starosta:

      In unwesentlichen, reversiblen und deshalb zu vernachlässigenden Komplikationen, wie der Formulierung zu entnehmen ist würde man meinen...

  • Gähn...