Gay Pride in Ungarn: 30.000 gegen Orbán
Viele Menschen haben am Wochenende gegen die homophobe Politik der Regierung demonstriert. Es war die größte Regenbogenparade in Ungarns Geschichte.
Zu Abba-Songs wälzte sich die Menschenmenge durch die Innenstadt und über eine der Donaubrücken. Ein gewaltiges Polizeiaufgebot sorgte dafür, dass Grüppchen rechtsextremer Gegendemonstrant*innen, die T-Shirts mit dem Aufdruck „Verteidigt Europa“ trugen, nicht mit der Parade zusammenstießen.
Ein neues Gesetz, verpackt in Legislation gegen Kindesmissbrauch, verbietet jede Art von nicht näher definierter „homosexueller Propaganda“ und untersagt es Lehrer*innen, Lebensformen, die nicht dem christlichen Vater-Mutter-Kind-Schema entsprechen, zu erwähnen. Auch Medien sind angehalten, dem traditionellen Familienbild zu huldigen.
„Viele LGBTQ-Personen haben Angst und meinen, sie haben in diesem Land weder einen Platz noch eine Zukunft“, sagte der Sprecher der Budapest Pride, Jojó Majercsik, gegenüber der Presse.
EU-Abgeordnete in Budapest mit dabei
Für die EU verstößt das neue Gesetz, das im Juni mit den Stimmen der Regierungskoalition Fidesz-KNDP und der rechtsextremen Jobbik durchs Parlament gewinkt wurde, gegen das Diskriminierungsverbot. Sie hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Orbán-Regierung eingeleitet.
Ostentativ waren mehrere Abgeordnete des EU-Parlaments nach Budapest gereist, um an der Kundgebung teilzunehmen. „Ich bin hier als verbündete Aktivistin und deklarierte Lesbe“, wird die irische Abgeordnete Maria Walsh vom in Brüssel herausgegebenen Magazin Politico zitiert.
In einer gemeinsamen Erklärung hatten sich Botschaften und Kulturinstitute aus mehr als 30 Ländern, darunter die USA, Deutschland und weitere 18 EU-Mitglieder, mit der Gay Pride in Ungarn solidarisiert: „Wir unterstützen den Kampf gegen Hatespeech, Gewalt und Diskriminierung, die gegen LGBTQI+-Personen und -Gruppen gerichtet sind, auf internationaler, regionaler und nationaler Ebene“, heißt es da.
Die Regierung feierte die ungestörte Abhaltung der Parade als Beweis dafür, dass Homosexuelle und Andersdenkende in Ungarn weder verfolgt noch diskriminiert würden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben