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Gastkommentar zur SozialdemokratieDer Sieg des Liberalismus war keiner

Kommentar von Nils Heisterhagen

Linker Realismus – das wäre der richtige Weg für die politische Linke. Stattdessen waltet der „Hochmut der Vernünftigen“ – und erzeugt Trotzreaktionen.

Der Sieg des neoliberalen Liberalismus hat die Welt nicht befreit, sondern eine neue Spaltung erzeugt Illustration: Eléonore Roedel

N ach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bejubelte man im Westen Anfang der 1990er-Jahre den Sieg des Liberalismus. Die Demokratie und der Kapitalismus hätten die epochale Schlacht um das richtige System für sich entschieden.

Jede historische Verklärung der Sowjetunion verbietet sich zwar angesichts der Willkür des Staats und der ökonomischen Not vieler seiner Bürger. Das heutige Russland ist – trotz aller Defizite – ein besseres Land, als es die Sowjetunion je war. Das gilt noch mehr für einige ehemalige Satellitenstaaten. Dennoch gibt es deutliche Rückschritte.

Polen, die Slowakei, Ungarn oder Tschechien, die lange als Musterbeispiel einer Demokratisierung galten, erleben einen heftigen Rollback. Etliche GUS-Staaten werden von Autokraten oder Diktatoren regiert. In den Staaten der ehemaligen Sowjetunion war der Sieg des Liberalismus keiner.

Dies gilt umso mehr für die ganze Welt. Der „Kampf der Kulturen“ ist kein pessimistisches Horrorszenario mehr. Der Politologe Samuel Huntington, Schöpfer dieser These, wurde in den 1990er Jahren noch als notorischer Mahner diffamiert. Schließlich war doch die Mehrzahl aller Politikwissenschaftler und Journalisten im Rausch des vermeintlichen Siegs des Liberalismus beseelt von der Idee, dass nun alles gut würde. Der Kosmopolitismus als Form eines liberalen Internationalismus entstand in den 90er-Jahren. In den 90er Jahren durfte man hoffen. Damals schien das „goldene Zeitalter“ keine Utopie zu sein.

Der Neoliberalismus bestimmte die Politik

Vielleicht waren die 90er-Jahre die schönste Zeit für alle Idealisten der Welt. Selbst die Linken befanden sich im Rausch des Liberalismus. Sie haben daher nur allzu naiv enorme Deregulierungen des Markts mitgemacht oder gar forciert. Der Neoliberalismus war auf einmal das neue Emanzipationsding. Dieser bestimmte die Politik – von Mitte-links bis Mitte-rechts.

Überhört blieb so etwa Willy Brandts Mahnung vom Herbst 1991, wo er über die Wirksamkeit des demokratischen Sozialismus sinnierte, den er stets als Freiheitskampf verstand. Er sagte damals, es werde sich noch „als geschichtlicher Irrtum erweisen, das dem demokratischen Sozialismus zugrunde liegende Ideal – die Zusammenfügung von Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – als überholt abtun zu wollen“.

Weil Sozialdemokraten – national wie international – das aber vergaßen, wurde auch im Westen nichts aus dem Sieg des Liberalismus. Denn wo Freiheit in einem substanziellen Sinne nur die wenigen haben, kann der Liberalismus nicht siegen. Dort wird der Liberalismus vielmehr zu einem Instrument, um eine Neofeudalgesellschaft möglich zu machen, und somit zum Herrschaftsinstrument einer globalen Elite. Der Sieg des neoliberalen Liberalismus hat die Welt nicht befreit, sondern eine neue Spaltung erzeugt.

Das „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama), von dem (neo)liberale Denker und Politiker fantasierten, hat sich daher als naive Chimäre erwiesen. Liberale Werte allein sind nicht genug, um die Demokratie stabil zu halten. Wo die Demokratie nicht „Wohlstand für alle“ schafft, sondern eine Zwei- bis Dreiklassengesellschaft wiederauferstehen lässt, ist sie nicht stabil. Und neue Klassengesellschaften lassen sich mittlerweile in so gut wie allen liberalen Demokratien beobachten.

Revolte gegen den Liberalismus

So verwundert es kaum, dass Bernie Sanders und Teile der Labour-Partei „Sozialismus“ als Kampfbegriff wiederentdecken, um zu symbolisieren, dass der Freiheitskampf noch nicht zu Ende ist, und das vor allem in sozioökonomischer Hinsicht. Freiheitskampf als reines Liberalisierungsprojekt – in kultureller wie wirtschaftlicher Hinsicht – hat zu dessen Gegenteil geführt: nämlich zu einer Revolte gegen den Liberalismus.

Bild: SPD
Nils Heisterhagen

Nils Heisterhagen arbeitet als Grundsatzreferent bei der SPD. Von ihm erschien gerade bei Dietz Die liberale Illusion. Warum wir einen linken Realismus brauchen“.

Eine Kombination aus ökonomischem Neoliberalismus und postmodern geprägtem Linksliberalismus ließ eine neue Regression im Schatten der liberalen Ära wachsen und spülte in vielen Ländern Rechtspopulisten an die Regierung. So wuchs durch mehr und mehr Liberalisierung die Antithese zum Liberalismus heran. Das verwundert nicht. Denn als reines Liberalisierungsprojekt kann der Freiheitskampf nicht erfolgreich sein.

For the many, not the few. Nur so kann der ­Freiheitskampf gelingen. Als sozialdemo­kratisches und solidarisches Projekt. Naiver (Neo-)Liberalismus und Kosmopolitismus werden die westlichen Demokratien dagegen weiter schwächen.

Aber ein naiver diffuser Liberalismus ist immer noch in der kulturellen Hegemonie. Die neuen Liberalen von Mitte-links sind heute darin verliebt, von der Aufgabe globaler Gerechtigkeit und Internationalisierung zu schwärmen. Aber weil sie ihre Systemkritik größtenteils aufgaben, bleibt ihnen nur, darauf zu hoffen, dass sich ihre Vorstellungen von „globaler Gerechtigkeit“ durch die Macht der globalen Zivilgesellschaften von allein realisieren. Was sie wollen, ist ein „guter Kapitalismus“. „Gute“ Unternehmer und die Arbeit von NGOs würden schon diejenigen Kapitalisten ständig ermahnen, die noch nicht verstanden haben, dass sie sich nicht alles nehmen dürfen, was sie bekommen können.

Sympathische Verwalter des Status quo

Heute sind Liberale oft auch nur noch kulturelle Kosmopoliten, die etwa über die Bedeutung der EU moralisieren und für einen internationalen Fokus werben. Konkrete Lösungen für mehr globale Gerechtigkeit haben sie kaum. Obgleich ihre kos­mopolitischen Ideale gerade an der ­Realität zerbersten, können sie auch nicht anerkennen, dass der Nationalstaat heute immer noch viel tun kann. Der Blick auf die Möglichkeiten des Nationalstaates ist ihnen verstellt.

Der Soziologe Wolfgang Streeck hat daher recht, wenn er fordert, mehr im Nationalstaat zu regeln, um dem auswildernden Neoliberalismus etwas entgegenzusetzen. Und zwar jetzt und konkret.

Das bedeutet nicht etwa, sich von der EU zu verabschieden, sondern nur, die Realität zur ­Kenntnis zu nehmen, dass der große Wurf mit Europa in absehbarer Zeit nicht gelingen wird und der Nationalstaat gerade das einzige Instrument ist, mit dem sich hierzulande etwas sofort ­substanziell zum Besseren wenden lässt.

Wer hingegen nur aus kosmopolitischem Antrieb abwartet, bis überall die Macronisten an die Schaltstellen der Macht kommen, um den großen kosmopolitischen Traum weiter voranzutreiben, wird erstens zwischenzeitlich eine härtere Re­gression miterleben und zweitens am Ende einsehen müssen, dass gerade die Macronisten nicht jene „globale Gerechtigkeit“ hervorbringen können, die man von ihnen erwartet. Die ­Macronisten sind nur die sympathischeren Verwalter des Status quo.

„Hochmut der Vernünftigen“

Im Macronismus drückt sich par excellence aus, was zurzeit durch liberale Kräfte sehr oft passiert. Sie führen einen Verteidigungsdiskurs für die offene und liberale Gesellschaft und merken nicht, dass sie durch eine oft rein werteorientierte und zum Teil belehrende Haltung diese offene und liberale Gesellschaft auch kaputtverteidigen können.

Viele Menschen haben den Eindruck, dass die Profiteure der Globalisierung nur den Status quo bewahren wollen. Denn über Ökonomie und Soziales wird wenig gestritten. Vielmehr lautet die Formel einer liberalen Elite: „Seht doch bitte ein, dass die jetzige offene und liberale Gesellschaft die Ultima Ratio ist. Seid doch bitte gefälligst liberal. Lauft nicht den Rattenfängern von rechts hinterher. Bitte denkt doch so wie wir.“ Die Botschaft ist: Wir denken richtig. Denkt so wie wir.

Aber dieser Verteidigungsdiskurs funktioniert nicht. Der „Hochmut der Vernünftigen“ (Hans Monath) erzeugt sogar Trotzreaktionen. So wird die offene Gesellschaft von der liberalen Elite „zu Tode verteidigt“, wie Monath in einem Essay für den Tagesspiegel schrieb. Das Problem für die westlichen Demokratien sind also nicht nur Rechtspopulisten, sondern in gewisser Weise auch die Demokraten der liberalen Elite.

Was aber tun?

„Sagen, was ist“ (Rudolf Augstein) ist der richtige Ausgangspunkt für einen neuen Aufbruch. Brexit, Trump, Le Pen, aber auch die Ankunft der Flüchtlinge 2015 sind ein Einbruch der Wirklichkeit in die liberal-postmoderne kulturelle Hegemonie, die dazu neigt, sich die Welt schönzureden.

Diese Schönrednerei ist das Ergebnis einer „liberalen Illusion“. Es gilt aber, die Wirklichkeit aufzunehmen: „Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit. Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und dem Bemänteln dessen, was ist.“ Das sagte der Mitbegründer der Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, einst. Es könnte aktueller nicht sein. Von der Wirklichkeit muss die Linke ausgehen. Darin besteht sogar schon, wie die linke Rosa Luxemburg einst sagte, die „revolutionärste Tat“, nämlich darin „immer das laut zu sagen, was ist“.

Wirtschaftspolitische Alternative zum Marktradikalismus

So ein „linker Realismus“ ist Sozialdemokratie schlechthin. Erst sagen, wo die Probleme sind, und dann sie beheben – auch gegen Widerstand des „Großkapitals“. Linker Realismus, das wäre der momentan richtige Weg für die politische Linke.

Die Aufgabe ist allerdings nicht nur ein neuer realistischer Kurs in der Migrations- und Integrationspolitik. Viel entscheidender für die Linke (zu der die SPD gehört) ist jetzt, die „soziale Frage“ zu thematisieren und ein wirtschaftspolitisches Alternativkonzept zum Marktradikalismus anzubieten.

So könnte das gehen: 12 Euro Mindestlohn, Steuererhöhungen für Reiche, ein New Deal für Integration, ein New Deal für bezahlbaren Wohnraum, neue konzertierte Aktionen für die Zukunft der deutschen Industrie, eine neue sozialdemokratische Digitalpolitik. Der Staat muss zurückkommen. Auch und gerade national.

Freiheit und sozialen Fortschritt muss man ­erkämpfen. Am besten fängt man im Nationalstaat damit an. Man muss aber dort ja nicht aufhören.

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60 Kommentare

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  • gab es im zeitalter des klassischen liberalismus demokratie?



    waren die historischen liberalen jemals demokraten-?ist der liberalismus eine demokratische ideologie?haben die neoliberalen ihre siege auf demokratischem weg errungen?ist die gesellschaft in der ära des neoliberalismus demokratischer geworden?hat die demokratie noch eine zukunft wenn der neoliberalismus nicht entsorgt wird.?



    Ich würde alle diese fragen tendentiell mit einem nein beantworten.

    1.gab es im zeitalter des klassischen liberalismus demokratie?

    .im zeitalter des klassischen liberalismus gab es keine demokratie sondern das zensuswahlrecht.nur eine reiche minderheit hatte das wahlrecht.alle armen-und die mehrheit der gesellschaft war damals arm -waren von der politischen partizipation ausgeschlossen.

    2.waren die historischen liberalen jemals demokraten-?



    als die liberalen noch die freiheit hatten sich nicht zur demokratie zu bekennen haben sie sich nicht zur demokratie bekannt.



    von einer sogenannten liberalen demokratie sprach keiner

    keiner der politischen ideologen des historischen liberalismus war für die demokratie



    einige liberale wie beispielsweise Locke und Montesquieu waren sogar für freien sklavenhandel und die freie profitmaximale ausbeutung von sklaven



    3.ist der liberalismus eine demokratische ideologie?



    der liberalismus bejaht die ungleichheit der menschen und ist darum keine demokratische ideologie



    4.haben die neoliberalen ihre siege auf demokratischem weg errungen?



    die neoliberalen haben die staatenkonkurrenz entfessselt um die souveränität und damit die möglichkeit von demokratie systematisch zu zerstören mit hilfe der vermeintlichen sachzwänge ausser kontrolle geratener märkte und durch undemokratische institutionen haben sie programme des sozialabbaus durchgesetzt und aufgezwungen für die es keine mehrheiten gab.



    in der ära des neoliberalismus ist die gesellschaft immer ungleicher geworden



    die demokratie hat nur eine zukunft wenn der neoliberalismus überwunden wird.

  • Der promovierte Philosoph Nils Heisterhagen steht in Diensten der SPD und rechnet in seinem neuen Buch mit der liberalen Illusion ab.

    In den Talkshows sitzen sie ja auch immer – die Schauspieler, die Sänger und die Schreiberlinge – um für ihr "Produkt" zu werben. Nils Heisterhagen scheint auch auf Werbetour zu sein, denn er erzählt nicht nur in der taz von seinem neuen Buch, sondern auch in anderen Medien (Zeitungen, Rundfunk, etc.). Vielleicht sollte er seine Erkenntnisse lieber der Partei erzählen, in deren Diensten er steht – also der SPD.

    Heisterhagen: „Viel entscheidender für die Linke (zu der die SPD gehört) ist jetzt, die „soziale Frage“ zu thematisieren und ein wirtschaftspolitisches Alternativkonzept zum Marktradikalismus anzubieten.“

    Die SPD ist eine linke Partei? Womöglich ist sie sogar sozial? - Da hat Herr Heisterhagen wohl etwas falsch verstanden. Die SPD ist seit Gerhard Schröder weder sozial noch links, sondern nur noch asozial gegenüber dem kleinen Bürger.

    Gerhard Schröder (SPD) hat damals als Bundeskanzler den Spitzensteuersatz von 53% unter Helmut Kohl (CDU) auf 42% gesenkt. Mit den SPD/Schröder/Bertelsmann/Hartz-Reformen wurde der Ausbau des Niedriglohnsektors gefördert und mit dem § 10 SGB II wurde den Jobcentern ein Instrument in die Hand gegeben, um arbeitslose Bürger zu Arbeitssklaven umwandeln zu können. Mit der Agenda 2010 der SPD sind Millionen Menschen doch erst in Armut geraten.

    Heisterhagen: „Viele Menschen haben den Eindruck, dass die Profiteure der Globalisierung nur den Status quo bewahren wollen. Denn über Ökonomie und Soziales wird wenig gestritten.“

    Bringen wir es doch auf den Punkt. Warren Buffett (ein reicher Finanzspekulant) hat schon 2006 in einem Interview in der New York Times gesagt: "There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning." („Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“).

    • @Ricky-13:

      ;)( - anschließe mich.



      Bitter - aber wahr.

      • @Lowandorder:

        btw - Solange er nicht Koppheister geht!



        Wollemers mal nicht beschreien - hm?

  • Gut gebrüllt, Löwe.

    Für Sozialdemokraten, so sie denn tatsächlich noch bei der SPD zu finden sind, geht's erst mal ans Aufräumen.

    Erst mal ans Aufräumen von distanzierenden Anführungszeichen.



    Das Großkapital ist der Hauptfeind von Sozialdemokratie und von Demokratie überhaupt. Anführungzeichen überflüssig.

    Als zweites muss in von der SPD geführten Bundesministerien aufgeräumt werden. Ehemalige Goldman-Sachs Banker -mit oder ohne Juso-Vergangenheit- haben als Staatssekretäre im Bundesfinanzministerium absolut nichts verloren, und alles, was wie Klientelpolitik für Goldman Sachs et al. aussehen könnte, auch nicht.

    Schließlich muss die SPD wieder sozialdemokratisch werden. Das erfordert eine von der Basis ausgehende gründliche, ich bin fast versucht zu schreiben: stalinistische, Säuberung des Parteiapparats von Seeheimern.



    Nachdem Kevin Kühnert jetzt schon vor denen zu Kreuze kriecht, nimmt sich Nils Heisterhagen mit seiner nötigen und berechtigten Kritik ja viel vor.

    Ich kann ihm dazu nur allen erdenklichen Erfolg und Glück wünschen:



    Make the SPD sozialdemokratisch again!

    • @Tatzelbrumm:

      stalinistische säuberungen erfolgten von oben.sie gingen nicht von der basis aus.



      insofern hinkt der vergleich

      aber es stimmt dass die spd sich personell und programmatisch erneuern muss.solange sie von seeheimern dominiert wird verdient sie fast jedes misstrauen dass ihr entgegengebracht wird und ist nicht nur für linke sondern auch für sozialdemokraten die im gegensatz zu den seeheimern noch solche sind unwählbar

  • „immer das laut zu sagen, was ist“

    Ok, soweit einverstanden!



    Fragt man 10 zufällig ausgewählte Leute „was ist“, so bekommt man - je nach Auskunftsfreude der Probanden - entweder bis zu 10 verschiedene Zustandsbeschreibungen, oder bis zu 10-mal ein „muss ja“ - womit gleichzeitig auch der Zustand der SPD nach Willi Brandt schon hinreichend beschrieben ist.



    „Immer das laut zu sagen, was ist“, erweist sich in der Praxis als weitaus komplexere Aufgabe, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

    • @Rainer B.:

      Ja, das stimmt, aber trotzdem muss immer (wieder) gesagt werden, was ist. ^^Vielleicht entspinnt sich ja daraus doch mal die erwünschte Diskussion und das Nachdenken über dieses Land.^^

      • @Frau Kirschgrün:

        Bevor man immer (wieder) sagen kann, was ist, muss man doch zunächst mal genau wissen, was ist. Wissen Sie's?

        • @Rainer B.:

          Ge' bitte, wächst mích Grás aus die Tásche?!

          Es gibt m. W. leider keine Rezepte gegen eine neoliberale Herrschaft.



          Mehr Solidarität, anstatt Konkurrenz.



          Mehr Miteinander, statt Gegeneinander.



          Niemandem scheint die Sonne aus dem Ar….

          Es reicht doch schon das Offensichtliche immer wieder zu benennen, die Gegebenheiten zu formulieren, zu hinterfragen, verbessern wollen.

          Und wir wissen doch alle, was hier zu sagen ist, weil so viel ungerecht und unmenschlich läuft.

          Es zeigt sich (Ludwig Wittgenstein).

          Es zeigt sich IMMER – meine Erfahrung.



          Es geht beim "Sagen, was ist" nicht darum, Lösungen zu präsentieren oder allwissend zu sein. Wir wissen alle genug.



          Schluss mit political corectness (das ist ein Maulkorb, sonst nichts).



          Aussprechen.



          Widersetzen.



          Anders machen.



          Ein wenig "Guerilla" (so wie Guerilla-Gardening z. B.) im Alltag und im Job.

          Wir haben doch noch ein wenig Restphantsie, oder?! Schonnnn.

          • @Frau Kirschgrün:

            Sie wissen nicht „was ist“, bedauern aber im selben Atemzug fehlende „Rezepte gegen eine neoliberale Herrschaft“ und gleichzeitig behaupten Sie, es ginge nicht darum, „Lösungen zu präsentieren oder allwissend zu sein“, denn - so ihre These - „Wir wissen alle genug.“



            Vergleichbare Logiksprünge finden sich sonst wohl nur beim Mathematiker Kurt Gödel, womit ich nicht behaupten will, dass der Gödelsche Unvollständigkeitssatz falsch gewesen wäre.

            Wußte denn Ludwig Wittgenstein, was ist? Wittgenstein war ein hochbegabter, hochintelligenter Philosoph, der zeitlebens unter massiven psychischen Störungen litt. „Er sagte von sich, dass er jeden Morgen voller Hoffnung beginne, aber jeden Abend in Verzweiflung ende.“ (B. Russel)



            Sein berühmtester Satz war: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Redet so jemand, der weiß „was ist“?



            Weiß Donald Trump, oder wissen Recep Tayyip Erdogan, Vladimir Putin, Günter Jauch, Volker Bouffier, Sandra Maischberger und Wolfgang Bosbach auch „was ist“ und ist es nur die „ political correctness“, die sie daran hindert, es endlich preiszugeben? Weiß der Papst, was nach dem Tode ist und hängt das davon ab, wieviel „Restphantasie“ noch so zur Verfügung steht. Nein! Tatsache ist doch, dass wir alle gar nicht wissen, „was ist“.



            Gut - wenn es Bomben auf uns herunterregnet, wissen wir, dass Krieg ist; wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, wissen wir, was wir an ihm hatten; wenn der Strom ausgeht, wissen wir, wie es früher ohne Strom war; wenn der Regen ausbleibt, bekommen wir eine vage Ahnung davon, warum unzählige Menschen jedes Jahr verhungern usw. usw.



            Vielleicht wissen wir ja wirklich genug, aber könnten wir nicht eigentlich noch viel mehr wissen und - vor allem - was machen wir dann damit?

            • @Rainer B.:

              Mhm.



              Wissen Sie denn "was ist"?

              Ich finde, das was Sie da sagen, bedeutet:



              "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."



              Das ist mir zu wenig.



              Logik allein hilft auch nicht weiter. Die ist oft weit "vom Leben weg".

              Naja, jedenfalls Danke für Ihre Antworten.

              • @Frau Kirschgrün:

                Da haben Sie mich aber gründlich missverstanden. Ich weiß natürlich auch nicht „was ist“, weiß aber immerhin, dass man regelmäßig auf ein wirres Geflecht aus Widersprüchen stößt, wenn man versucht, sich dem „was ist“ zu nähern. Nicht mehr und nicht weniger. Nehmen Sie's einfach mal nicht persönlich, denn so war es doch gar nicht gemeint.

                btw.: „Einfach mal die Fresse halten“ ist so'n Spruch von Dieter Nuhr, den ich für reichlich unreflektiert halte, der aber beim Publikum garantiert immer Zustimmung auslöst, zumal Dieter Nuhr danach ja meist noch stundenlang - unbeeindruckt von seinem eigenen Ratschlag - weiterplappert.

                • @Rainer B.:

                  Alles gut.



                  Ich nehm's nicht persönlich.



                  Mein Gerechtigkeitssinn und mein Veränderungs- bzw. Verbesserungswille der Umstände ist nur so groß…

                  Zu meinem "Gegebenheiten benennen" bin ich heute über ein Beispiel gestolpert…

                  Ein Großgrundbesitzer verpflichtet Arbeiter, die er (schlecht) bezahlt und die nur in einem Laden einkaufen können, der wiederum diesem Großgrundbesitzer gehört. Es bleibt also nichts für die Arbeiter zur freien Verfügung. Sie arbeiten für Kost und Logis.



                  Das Geld aber "bleibt" praktisch – über einen kleinen Umweg – in ein und derselben Hand.

                  Diese kurze Geschichte zu erzählen, ist in meinen Augen etwas, "was ist". Die Offensichtlichkeit der Ungerechtigkeit wird deutlich ohne auf diese Ungerechtigkeit explizit hinweisen zu müssen.



                  Und deswegen finde ich es wichtig, immer zu sagen, was ist.



                  Dadurch werden das Leben und die Bedingungen sichtbar und verstehbar, und das angeblich ach so plausible Vortäuschen von "alternativlosen" Machenschaften, die ganz anderen|anderem dienen sollen, nicht mehr so leicht möglich.

                  Das mag Ihnen jetzt sehr naiv erscheinen (ist es vllt. sogar), aber mit der gleichen "Naivität" geht m. E. auch eine massiv manipulierende "BLÖD" Zeitung zu Werke.



                  Schon wieder ein Grund, zu sagen, was ist.

                  Naja, ich hätt's halt versucht…



                  nixx für ungut…

  • "Schließlich war doch die Mehrzahl aller Politikwissenschaftler und Journalisten im Rausch des vermeintlichen Siegs des Liberalismus beseelt von der Idee, dass nun alles gut würde."

    Ob es der Rausch des "Siegs des Liberalismus" war, kann ich nicht beurteilen. Wenn auch sicherlich Liberale und Liberal-konservative in dieses Horn bliesen. Es wurde auch als eine Art Sieg des Westens und somit des Kapitalismus , teils wohl auch der amerikanisch dominierten Welt verkauft. Aber im Mittelpunkt stand vielfach die Freude, dass diese Teilung der Welt in 2 Hemisphären, mit all den Ängsten wie unentwegt apokalyptische Atomkriegsalbträume nun ein Ende hatte. Die Hoffnung, dass das, was sich noch gestern propagandistisch auf's Messer beäugte und bekämpfte, nun zusammenwachsen könne. In den 80ern hatte Sting noch gesungen: "We share the same biology, regardless of ideology. But what might save us, me and you, Is if the Russians love their children too". Dass Russen ihre Kinder lieben könnten...Bei allen Gelegenheiten, Kinofilme usw. wurden Russen als solches mit Kälte, Hinterlistigkeit, Dunkelheit bis Bosheit in Verbindung gebracht - und wenn es nur Rocky oder Top Gun war...Im ehemaligen Ostblock war die Hoffnung groß, so in 20 Jahren würde der Wohlstand einkehren, wie man es vom Westen her gewohnt war. Im Kalten Krieg war der Westen gezwungen, seine Leute bei Lust und Laune zu halten, sich als besseres System darzustellen. Es galt ja zu verhindern, dass weitere Teile der Welt in den Ostblock integriert werden. Dieser Zwang fiel nach dem Fall der Sowjetunion weg. Der Liberalismus ging von Brot und Spielen über in friss oder stirb, dir bleibt sonst nichts!



    "In den 90er Jahren durfte man hoffen. Damals schien das „goldene Zeitalter“ keine Utopie zu sein." Davon beschwipst, noch im Rausch, hoffnungsvoll, wollte man die Zeichen nicht erkennen. Und bis heute, gibt es eine Art Nibelungenträue, Arroganz und Überheblichkeit, innerhalb der "ancient" western world...

  • Was bezweckt der Grundsatzreferent der SPD mit diesem luciden Kommentar in der taz gegen die neoliberale Grundausrichtung von SPD-Fraktion und SPD-Parteiführung?



    Wird er dort nicht gehört ?

    Muss sich angesichts des irgendwann demnächst drohenden Ansitegs der Arbeitslosenzahlen nicht ausgerechnet die SPD dafür bereithalten, "linken Realismus als den momentan richtigen Weg für die politische Linke" zu thematisieren und ein "wirtschaftspolitisches Alternativkonzept zum Marktradikalismus anzubieten"?.

    Über " Ökonomie und Soziales wird wenig gestritten," beklagt sich der Vordenker im Willy-Brandt-Haus. "Erst sagen, wo die Probleme sind, und dann sie beheben – auch gegen Widerstand des Großkapitals“.

    Ja, wann eigentlich will diese deutsche Sozialdemokratie den "linken Realismus" umsetzen, den ihr Mastermind Heisterkamp verschreibt, wenn nicht in der Zeit, wo sie (noch) in der Regierung sitzt ?

    Anstatt klar und eindeutig immer wieder laut zu sagen, dass die SPD nur noch gezwungenermaßen die neoliberale Realität der sozialen Schieflage mitmacht, müsste die SPD grundsätzlich umdenken.

    Mit weniger Rücksicht auf den "nicht funktionierenden Verteidigungsdiskurs der liberalen Illusion" und auf die Schönrednerei von Scholz und Kahr könnte die SPD wieder zum Sprachrohr derer werden, die sich von der konzernhörigen "Elite" an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen.

    • @unSinn:

      Und wo soll das Umdenken in der SPD, die AlG2 und hedgefonds zugelassen hat, herkommen.



      Die SPD ist doch seit Jahrzehnten Teil des Problems.



      Ich bewundere Ihre Hoffnung, aber in diesem Zusammhang habe ich keine mehr.

  • Ähm. Von welcher Linken wird hier geredet? Linke Parteien, also alles links von "Die Linke" und teilweise auch eben diese vertreten doch besagte Positionen und noch weit radikalere und damit realistischere. Auf die Wahl der Bündnispartner muss man da aber schon aufpassen (siehe Sarah Wagenknecht), sonst wird aus Realismus schnöder Pragmatismus.



    Aber wir reden hier von der SPD, ne? Voll links.

  • Was wir in der EU und auch Weltweit brauchen sind Vorreiter, die zeigen, dass es möglich ist ein Sozial gerechtes Land aufzubauen, ohne das die Wirtschaft dabei unnötig belastet wird und der Einzelne weder übervorteilt noch benachteiligt wird!

    Leider ist es, obwohl gerade von der BRD her möglich, politisch wie wirtschaftlich nicht gewollt!

    Unsere Regierung hat aber auch rein Garnichts mehr mit Politik für die Menschen zutun.



    Alle Entscheidungen der Regierung in Deutschland wie auch in der EU sind von der Wirtschaft, der Industrie und den Banken bestimmt.

    Schaut man sich sie Hauptstädte der europäischen Lander und auch Brüssel mal an, sieht man sehr deutlich, wie viele Lobbyisten aus diesen drei Ressorts dort arbeiten, um der Politik deutlich machen zu können, was eben diese Drei Interessengruppen für wichtig erachten und was gefälligst umgesetzt werden soll, damit es eben keiner Arbeitsplatzverluste gibt.

    Die Arbeitsplätze sind das ultimative Kryptonit, mit dem die Politiker EU weit unter Druck gesetzt werden können!



    Die Politik aller Länder weiß genau, sollte sich die Arbeitslosigkeit weiterhin ausbreiten, würden die Menschen es nicht mehr hinnehmen auch prekäre Arbeitsplätze und menschenunwürdige Vertragswerke zu akzeptieren, durch die sie momentan unter Kontrolle gehalten werden können!

    Es ist mehr als an der Zeit, das Parteien, die sich Sozial nennen wie die SPD die Alten, verbrauchten Köpfe wie Nahles, Schulz, Heil usw. aus der Verantwortung zu nehmen und dafür zu sorgen, dass junge, unverbrauchte Menschen, wie Kühnert auf Positionen mit Gestaltungsmacht vorrücken!

    Zum Thema sollten sich diese jungen Sozialdemokraten machen, die Eliten der Finanzwelt zur Finanzierung des Allgemeinwohles Zwangsverpflichten, denn freiwillig tun sie das sicher nicht!

    Lasst eben diese Leute Zweckgebundene steuern Abgaben zahlen z.B. für freie Lehrmittel an den Schulen, Sanierung öffentlicher Gebäude usw.!

    Dadurch würde ihnen sogar ein bisschen mehr Ansehen zu Teil werden!

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Es war vor allem ein Sieg des Nationalismus, ein Sieg der Rechten.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Es gab neben Willy Brandt schon noch ne ganze Menge nachdenklicher Leute, die in den 90ern nicht ins unisono Freudengeheul mit einstimmen mochten. Das Bild, das Herr Heisterhagen über diese Zeit zeichnet, lässt sie aus. Nachlässigkeit oder Intention?

    • @61321 (Profil gelöscht):

      ;) anschließe mich

      unterm——



      Ja - etliche Weggefährten Kollegen Freunde darunter.



      Mit recht unterschiedlichen Konsequenzen.



      In ihrer Zerrissenheit integre Begleiter.



      & ja!



      (Meine ironischen Sotissen - auch immer etwas unfair - Zahnfühltest!;)(

  • Na da schau an. „Grundsatzreferent“ der SPD ist der Mann, der hier solche Einsichten zum Besten gibt. Ob die wohl alsbald Eingang in die Programmatik seiner Partei finden? Wenig wahrscheinlich, möchte ich annehmen.



    Freut mich trotzdem.

    • @Ruhig Blut:

      Gemach Gemach - Alter!;))

      Nur nicht zuu genügsam werden! Woll.



      “Kinder - die nix wollen. Newahr.



      Die kriegen auch nichts!“

      unterm——



      Als ich in meinem allgemein bekannten Größenwahn mal einen Think-Tank bei - Übergeraschung den Grünen -;)(



      Anvisierte! Doch doch - einst!



      “Wennste da offenlegst - daß es dir nur um die Sache ginge - du ein politisches Amt aber nicht anpeilst!



      Kannste alles deins auch gleich in die Tonne treten!“



      Beschied mich einer der damals öberschten grünen Strippenzieher & Backgroundplayer.

      So geht das.

      kurz - Wartenmers mal ab! Gell.



      &



      Schaugmer mal - Dann sehnmers scho.



      Aber - Na si‘cher dat. Die Hoffnung stirbt zuletzt!



      Klar “…die Enkel fechtens besser aus!“



      Nun - s.o.!;)

      • @Lowandorder:

        Tja. Ein Bekannter von mir ist vor mehreren Jahren in den SPD-Ortsverein eingetreten. Wurde von vielen belächelt, stand aber dazu und wollte was bewirken, dafür meinen großen Respekt. Und nu ist er vor kurzem wieder ausgetreten, klagte sehr über die Stromlinienförmigkeit und Karrieregeilheit der Genossen, wie wenig neue Ideen diskutiert und Meinungsabweichler ernst genommen würden.



        Dass nun Generalkritik wie hier in dieser Partei Gehör finden könnte, wie plausibel ist das?



        Vielleicht mit zunehmendem Druck; der Tiefpunkt dürfte mit einem de-facto- „Weiter so“ noch lange nicht erreicht sein.

  • Vielleicht sollte man auch darauf hinweisen, dass sowohl in Russland als auch in den "Satellitenstaaten" die Armut nach der "Wende" massiv zugenommen hat und das Wirtschaftsniveau aus sozialistischen Zeiten in vielen Bereichen bis heute nicht erreicht wurde ...

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Der Sieg des Liberalismus bedeutet die totale Vernichtung der Menschheit. Denn das Wasser steigt mit den Profiten. Die Stürme werden heftiger und unberechenbarer wie die Börsenspekulation. Der Zusammenbruch des Geldsystems, der Banken und Finanzen kommt hoffentlich früher als der Zusammenbruch des Weltklimas.



    Wenn sich die landlosen Massen aufmachen, um ein Stück Land zu ergattern. Wenn die hungernden und durstenden Massen sich aufmachen zu den Quellen, die noch nicht versiegt sind und zu den Weiden, auf denen noch Tiere grasen.



    Wer aber wird auf die Arche kommen? Wird denn eine Arche kommen?

  • Sehr informativer und guter Artikel (Kommentar)! DANKE.

    Jetzt bräuchten wir nur noch die Politiker, die gewillt sind, das auch umzusetzen. So richtig sehe ich da nur Sahra…



    Gedanklich offen für vieles und nicht "fundamental"|blind dagmatisch festgelegt. Linker Realismus. Gefällt mir…



    Und dass die EU der verlängerte Arm des Kapitals ist|dazu wurde ist m. E. doch offensichtlich. Immerhin ist die EU (noch) demokratisch, kann also (noch) "berichtigt" werden.

    Und das Offshore-Geld muss (wieder) zum On-shore-Geld werden, sonst ist die Macht (+Gier) des Kapitals nicht zu kontrollieren.



    Die Staaten müssen diese Macht innehaben, um zu die Geldströme zu kontrollieren, woran die Inhaber des Kapitals selbstredend keinerlei Interesse haben.



    Das ließe sich m. E. leicht organisieren und umsetzen. Auch da muss der Wille dazu vorhanden sein.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Freiheit und sozialen Fortschritt muss man ­erkämpfen. Am besten fängt man im Nationalstaat damit an."

    Wie man sieht, ist auch dies schon nahezu unmöglich. Der "Marsch durch die Institutionen" führte lediglich zu Kretschmann, Özdemir und Göring-Eckart, zu dritt so konterrevolutionär wie ein Adenauer oder zwei Kohls.

  • Klingt so, als ob sich viele, die aufgrund ihrer Identität im Kapitalismus verkacken (nicht-weiße, queers, Migranten, Frauen) nicht auf diese aufstehen-Linke zählen dürften... Mehrheiten nur mit armen weißen Männern dürfte es aber kaum geben. Wie wäre es mal linke Sozialdemokratie und Antidiskriminierung offensiv zusammen anzugehen.

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @LesMankov:

      "linke Sozialdemokratie und Antidiskriminierung offensiv zusammen anzugehen." Lustig, andersherum fordere ich genau dasselbe schon seit Jahren, aber solange man gesellschaftlich Oberwasser hatte, schien man sich herzlich wenig für die Belange der Unterschicht zu interessiert. Denn immerhin gehören zu der ja privilegierte, weiße Männer ...

    • @LesMankov:

      Wenige sagen expressis verbis, dass das nicht zusammenginge. Ein Entweder/Oder wird meist nur von Rechten explizit formuliert, die meisten Texte, die wie dieser auf die Vernachlässigung des Sozialen hinweisen, sprechen nur davon, dass identitätspolitische Themen als eine Art Ersatz-Gerechtigkeit dienen, mit deren "Hilfe" sich der blinde Fleck ausblenden lässt. Sie schreiben aber nicht, die Rechte von Unterdrückten seien nicht teil des Gesamtpakets.

  • Det Gewinner des Nach- Wende-Systems war China.

  • "Polen, die Slowakei, Ungarn oder Tschechien, die lange als Musterbeispiel einer Demokratisierung galten, erleben einen heftigen Rollback."

    Ist dem Autor bewusst, dass es die rot-grüne Regierung war, die 1999 zum ersten mal seit dem 2WK eine europäische Hauptstadt bombardiert hatte und deren Außenminister an den Lippen dieser Frau hing:



    www.youtube.com/watch?v=omnskeu-puE

    Der Rollback im Westen fing schon vor 20 Jahren an...

    • @agerwiese:

      Warum gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass die Freunde des Kriegsverbrechers Milosevic auch jene sind die nicht den Mund aufbekommen gegen die militärischen Opposition Russland in Serbien, der Ukraine, auf der Krim, ...

  • ''Das gilt noch mehr für einige ehemalige Satellitenstaaten.''

    Damals hatten mehr als 80 Prozent der Roma in Rumänien und Bulgarien eine bezahlte Arbeit. Heute, im weltweiten heiligen realen Kapitalismus, sind mehr als 80 Prozent der Roma arbeitslos und kämpfen um ihr und ihrer Kinder soziales Überleben.

  • Mit den Regleungen des Lissaboner Vertrags ist die EU selbst ein neoliberaler Akteur.



    Dies wird insbesondere in den sogenannten Freihandelsabkommen CETA, JEFTA und TTIP ersichtlich.



    Insofern ist auch eine Korrektur der EUzwingend erforderlich.

    • @J_CGN:

      Da bin sofort dabei!

  • Es freut mich, in der taz in letzter Zeit einige Kommentare in dieser Richtung zu sehen.

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    guter beitrag. wasser auf die mühlen der aufsteher. zu fukuyamas "ende der geschichte" ließe sich mutmaßen, dass diese these nicht einmal eine im nachhinein als "naive chimäre" empfundene verirrung war, sondern von anfang an das elitäre narrativ von der alternativlosigkeit des neoliberalismus befördern half. und eine weitere frage drängt sich mir nach diesem artikel auf: wenn die spd grundsatzreferenten wie herrn heisterhagen mit so luziden ansichten ihr eigen nennt, warum entsorgt diese partei dann nicht endlich mal steuergerechtigkeitsverhinderer wie scholz, rentenpolitische eiertänzerinnen wie nahles oder diplomatenzwerge wie maas? da decken sich, wie so oft, mal wieder theorie und praxis nicht.

    • @99663 (Profil gelöscht):

      Wer soll denn Leute wie Scholz, Nahles und den Diplomatenzwerg und Transatlantiker Maas "entsorgen", wenn schon Kevin, der Hoffnungsträger, innerhalb kürzester Zeit von den Seeheimern domestiziert wurde? Die Basis ist zu kraftlos. Junge Wilde gibt es nicht, dafür aber junge Gezähmte mit Karriereambitionen innerhalb des Apparates der Bewegungslosen.

  • Endlich gibt mal jemand zu, dass das, was seit 1990 als "links" reüssierte, größtenteils Neoliberalismus mit Kulturgekasper war.

    • @El-ahrairah:

      Moin. Sind Sie aussem Winterschlaf - MehrMehrjährig grad erwacht*¿* Fein.

      Das pfiffen doch - & da halt ich mal a weng zum guten Beitrag gegen - die Spatzen von den Dächern bzw - War jedem! Der “Erkenne die Lage“ - als Windrose hat - offensichtlich!

      Also mal weg mit der Schlafmaske! Nö!!



      &



      Daach in ehren Michels Nachtmütze!



      Gerndannichfür - servíce!;)



      &



      Dank im Voraus! Woll.

      • @Lowandorder:

        ps - & Wer nur a weng & am Rand!

        Realisierte - Was&Wie - da via “Einigungs“Vertrag - Angeschlossen!



        Wurde!! & die Maggie-Renegaten - jaja!



        Schröder Blair - tönen agiern



        Kosovo-Bombardieren Harzt4ren etc - atemlos wahrzunehmen - ja geradezu erlitt! “Wer nicht arbeitet - soll auch nicht essen!“ Münte sich ausGoebbeln!

        Der konnte sich doch darüber nicht in die Tasche lügen! Dazu noch etwa ala tazis - “der Leviathan ist tot“ - faseln!



        &



        Stattdessen - parellel - die - doch doch -



        Die Kaidiekmannisierung der taz -



        Fortschreitend zu VerDöpfnerung iSv



        Klaus Theweleit - rahtlos konstatieren!

        Na Mahlzeit



        & wie ironisch-selbstreferentiell - wa!



        Friede sei mit euch

        • @Lowandorder:

          Wunderschön.

  • und der Nationalstaat gerade das einzige Instrument ist, mit dem sich hierzulande etwas sofort ­substanziell zum Besseren wenden lässt.

    Ist das das neue SPD Konzept? Kuscheln mit der AFD?

    • @danny schneider:

      Also besser alles lassen wie es ist, weil sonst Nazi. Oder was wäre Ihr Vorschlag?

      • @Ruhig Blut:

        "Nazi" fängt nicht bei der AfD an ...

  • Vielen Dank für den Artikel.

    Was zu tun ist, ist sicher eine schwierige Frage. Aber anfangen offen darüber zu reden ist wichtig. Die liberalen Kosmopoliten sind dabei im Moment ein Teil des Problems, nicht der Lösung. Ihnen ist der Zugang zu anderen Menschen, die nicht zu ihrer kosmopolitischen Gruppe gehören, abhanden gekommen. Auch stellt man sich selber nicht die ehrlichen Fragen, was "kosmopolitisch" heißen soll.

  • Ein guter Kommentar mit einigen prägnanten Aussagen, die zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.

    Dass der Neoliberalismus die Gesellschaft zerstört, werden wohl nur noch die Profiteure behaupten. Der konservative freie Journalist Frank A. Meyer ging sogar so weit, den Neoliberalismus als eine Form des Faschismus zu bezeichnen.

    Das Hauptproblem unserer Gesellschaft wird hier verdeutlicht:

    "Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und dem Bemänteln dessen, was ist.“ Das sagte der Mitbegründer der Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, einst. Es könnte aktueller nicht sein."

    Das ist das, was ich unter Mehltau verstehe, der sich über unsere Gesellschaft ausgebreitet hat. Das Establishment ist weder diskursfähig und erst recht nicht bereit, soziale Fragen ernst zu nehmen. Geradezu beängstigend ist m.E. die Tatsache, dass noch nicht einmal die Sozialdemokratie den Versuch unternimmt, sich vom Neoliberalismus tatkräftig zu distanzieren. Warum sollte man es dann von den Grünen erwarten, die in wesentlichen Punkten Macronisten sind?

    Ein Nationalstaat, dessen sozialstaatliche Grundlagen aus dem Ruder laufen, der soziale Probleme verschärft und nicht beseitigt, ist nicht willens, sich auch in Europa oder anderswo für mehr soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Wir brauchen deshalb einen starken Sozialstaat der sich auch um die ärmeren Länder kümmert und sich für fairere Handelsbedingungen und bessere Hilfe einsetzt. Ein Nationalstaat, dem schon die eigene Bevölkerung wenig wert ist, der Lohndrückerei unterstützt und die Armut beschleunigt, hat kein Interesse an einer Bekämpfung von Armut und Leid.



    Ich sehe nicht, dass die SPD sich bewegt und bemüht ist, ihrem Namen nur ansatzweise gerecht zu werden.

    • @Rolf B.:

      Korrektur des ersten Satzes:



      Dass der Neoliberalismus die Gesellschaft NICHT zerstört, werden wohl nur noch die Profiteure behaupten.

      • 9G
        98589 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Wieder einmal sehr zutreffend!



        Erspart mir eigene Kommentare :-)

  • 9G
    96486 (Profil gelöscht)

    " Das heutige Russland ist – trotz aller Defizite – ein besseres Land, als es die Sowjetunion je war."

    Das sehen vor allem die Rentner, die von 30 - 50 Euro für ihre Lebensleistung gar nicht leben können, auf die Hilfe der Familie angewiesen sind oder betteln gehen, genauso anders, wie die vielen Menschen, die der Arbeit hinterher reisen und ihre Familien nur selten zu Gesicht bekommen. Wer keine Familie hat die im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit hilft, landet auf der Strasse und stirbt. Während dessen hauen sich Oligarchen die Taschen voll und korrupte Politiker bahnen dieser Selbstbedienung den Weg. So sieht es in den ehemaligen Sowjetrepubliken aus und da wird jedes Quäntchen an Stabilität begrüsst - auch wenn es weniger Freiheit bedeutet.

    Machen wir uns doch nichts vor - in unserer Konsumgesellschaft sind nur die Wenigsten bereit für irgendwas zu kämpfen und bei sich selbst mit der Veränderung anzufangen - auf Konsum zu verzichten, mit anderen Menschen zu teilen.

    Schon Rio Reiser hat erkannt - "Der Traum ist aus!"

    Da hilft nur noch Abgrenzung von der Masse die schnurgerade auf die Klippe zurennt und es sogar wie aber immer hofft, da es nur die Anderen trifft und nie einen selbst. Es wird uns alle treffen - mit Sicherheit.

    • @96486 (Profil gelöscht):

      Abgrenzung zum Zwecke der Distinktionsmasturbation. Der Inbegriff des infantilen Linksseins.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        @EL-AHRAIRAH



        Distinktionsmasturbation ist nicht immer nur Selbstzweck. Das wissen Sie als ostinativer Verfasser pointierter kontroverser Zweizeiler doch am besten ;)

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Mein lieber Schollie! Blanker Neid!;) Aber Hallo.



          Liggers. Seh das erst jetzt!;) Whow!

          "...ostinativer Verfasser...!;))



          Die Wortkomi - "obstinat(sch;)&ostentativ" - ;))



          In einem Wort! Herrlich. Chapeau.

          Jau. Das Wort zum Sonntag!;))



          Yes. You made 'My day&night - You are the one'!;))

          Dafür - unterm----instrum.---



          www.youtube.com/watch?v=5WX_fKVWX2s



          &



          www.youtube.com/watch?v=0amBQrLDORE



          klar - Ella!;)

      • @El-ahrairah:

        Ach das - war‘s

        Weswegens o’nanie was mitbekommen haben! - s.o. Verständlich!



        Bitter - aber‘s erklärt‘s! Newahr.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Polen, die Slowakei, Ungarn oder Tschechien, die lange als Musterbeispiel einer Demokratisierung galten..."

    Wie lange denn? So lange, bis man kapiert hat, dass nicht demokratische Kräfte, sondern vor allem rechts-nationalistische es waren, die die UdSSR und den Ostblock zu Fall brachten.

    Der "Sieg über den Sozialismus", wenn man es mal plump so nennen will, war nicht ein Sieg des Kapitalismus oder der Demokratie, sondern einer des Nationalismus und gemäßigten Faschismus.

    Einzig Gorbatschow war es, der zu jener Zeit ernsthaft um eine demokratisch-freiheitliche Ordnung bemüht war.

  • Auf die EU zu wettern hilft aber nicht, denn sie ist momentan das einzige funktionierende "nationalistische" Element gegen die pur neoliberal aufgestellte WTO. Allein über die durchaus demokratisch organisierte EU lassen sich heutzutage - und das passiert auch seit Jahren - unsere Sozial- Arbeitsrechts- und Umweltstandards effektiv retten, wozu der einzelne Mitgliedstaat gegenüber der Allmacht "der Märkte" gar nicht mehr fähig ist.

    • @hedele:

      Es gibt keine "Allmacht der Märkte", es gibt eine Allmacht des Kapitals, das die EU zur Durchsetzung seiner Interessen braucht. Von Demokratie keine Spur. Beispiel: Rechte des Parlaments.

      Und bisher wurden Arbeitsrechte innerhalb der EU nach UNTEN "korrigiert". Z.B. Kündigungsschutz. Zuletzt durch Macron. Und wenn, dann wurden Mindeststandards betoniert auf niedrigstem Niveau.



      Billiglöhner haben jetzt innerhalb der EU die FREIHEIT, besser ausgebeutet zu werden.