Futter für Geflügel: Hähnchen bekommen Gentech-Soja
Es gibt zu wenig normales Futter, sagt der Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft. Umweltschützer sehen das anders. Normales Soja kostet mehr.
BERLIN taz | Deutschlands größte Geflügelfleischlieferanten verfüttern wieder gentechnisch veränderte Soja. Die beiden Marktführer PHW/Wiesenhof und Rothkötter/Emsland setzen das Futter bereits in der Hähnchen- und Putenmast ein, wie die Lebensmittel-Zeitung berichtet. Laut Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft habe die Branche 14 Jahre lang „in weiten Teilen“ auf Gentech-Soja verzichtet.
Dieses Versprechen lasse sich nun nicht mehr halten, teilte die Organisation mit. Schließlich werde 2014 weniger Gentech-freie Soja als bisher angeboten. „So hat einer der weltweit größten Sojaproduzenten im Hauptlieferland Brasilien erklärt, nur noch 50 Prozent der Vorjahresmenge bereitstellen zu können“, schreibt der Verband. Begründet werde dies damit, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auf immer mehr Flächen angebaut würden.
Die Branche missachte die Interessen der Verbraucher, antwortete die Umweltorganisation Greenpeace. „Die Mehrheit der Bevölkerung will keine Gentechnik auf dem Acker und im Essen“. Anders als die Geflügelfleischlobby behaupte, gebe es genügend konventionelle Soja auf dem Markt.
Tatsächlich gingen Analysten von einem steigenden Anbau und Angebot von gentechnikfreiem Sojaschrot aus Brasilien in diesem Jahr aus, teilte der „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik“ mit, der mehrere Hersteller vertritt und das Siegel „Ohne GenTechnik“ vergibt. Laut Branchenkennern kämen dieses Jahr neue und große Anbieter für gentechnikfreies Sojaschrot auf den Markt.
Nach Informationen der Lebensmittel-Zeitung spielten denn auch die höheren Kosten von etwa 180 US-Dollar pro Tonne „ebenfalls eine Rolle“ bei der Entscheidung der Geflügelkonzerne. 60 bis 70 Prozent des Hähnchenpreises entstünden durch das Futter.
Für Greenpeace zeigt der Fall: „Jetzt muss schleunigst die Kennzeichnungspflicht für tierische Produkte eingeführt werden, die mit Genfutter hergestellt wurden“. Bisher ist nur vorgeschrieben, dass Lebens- und Futtermittel, die gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten, entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Für Fleisch und Milchprodukte zum Beispiel gilt das nicht, wenn etwa Kühe Gentech-Futter bekommen haben.
Gentechnik-Gegner kritisieren, die Risiken der Pflanzen für Mensch und Natur seien zu wenig untersucht. Zudem erleichtere Gentech-Saatgut Monokulturen, die langfristig zu einem höheren Verbrauch umweltschädlicher Pestizide und Dünger führten sowie die Artenvielfalt gefährdeten.
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