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Fußball unter PandemiebedingungenHolstein Kiel eingelockt

Der Fußball-Zweitligist aus Kiel steckt in der zweiten Quarantäne innerhalb von sechs Wochen. Das setzt den Verein unter enormen Zeitdruck.

Nach der Quarantäne beginnt hier bald die Terminhatz: Stadion von Holstein Kiel Foto: Frank Molter/dpa

Kiel taz | Am Mittwoch endet für das Gros der Profi-Kicker aus Kiel die 14-tägige Quarantäne, die nach drei Infektionsfällen am 9. April behördlich angeordnet worden war. Es ist nach der Zwangspause vom 11. bis 24. März die zweite häusliche Team-Isolation ohne normalen Trainingsbetrieb und Spiel binnen sechs Wochen. Ein Novum im deutschen Profifußball.

Noch dürfen die Kieler von einem goldenen Finale träumen. Den direkten Aufstieg in die Erste Liga können sie aus eigener Kraft realisieren. Und im DFB-Pokal winkt nach dem Jahrhundert-Triumph gegen Bayern München mit dem Halbfinale bei Borussia Dortmund am 1. Mai sogar der Einzug ins Endspiel am 13. Mai in Berlin.

Das fast unlösbare Problem: Die Kieler müssen im Endspurt dieser regulär am 23. Mai endenden Serie – beginnend mit dem Duell in Osnabrück am kommenden Sonnabend – inklusive der vier Nachholpartien mindestens neun Begegnungen in 30 Tagen bestreiten. Neue Infektionen, ganz gleich ob im eigenen Kreis oder bei der Konkurrenz, könnten bei einer Genehmigung durch die UEFA zu einer Saisonverlängerung führen, im schlimmsten Fall aber auch zum vorzeitigen Abbruch.

Am 31. Mai und damit direkt nach der möglichen Aufstiegsrelegation beginnt die Abstellungspflicht für die Nationalspieler im Vorfeld der anstehenden EM. Und ein Pokalerfolg ist im Kieler Mammut-Spielplan noch nicht einmal eingepreist. Muss die KSV Holstein zum Wohle der Termin-Taktung in Dortmund verlieren? Absurd!

Zwei Auswärtsniederlagen

„Ich muss schon sagen, dass das eine harte Nuss ist“, sagt Ole Werner, mit 32 Jahren jüngster Cheftrainer im deutschen Profifußball. Er rede in diesem Zusammenhang, so der Holstein-Coach weiter, nicht von den großen Träumen, sondern davon, dass „man es schafft, sich im Laufe dieser Spiele zu steigern, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Ende sagen zu können: Man hat alles, was unter diesen Umständen möglich war, aus sich herausgeholt“. Beim ersten Re-Start Anfang des Monats kassierten die Kieler in Bochum (1:2) und in Heidenheim (0:1) zwei Auswärtsniederlagen.

Die Spieler haben auch ein Leben außerhalb des Fußballs. Insofern ist ein Rest-Risiko immer vorhanden

Uwe Stöver, Sportdirektor Holstein Kiel

Abseits von Ergebnissen mühen sich die Störche um eine nüchterne Betrachtungsweise. An den Diskussionen, die Gesundheitsämter würden das Infektionsgeschehen bei ähnlichen Fällen von Ort zu Ort unterschiedlich bewerten, beteiligen sie sich öffentlich nicht.

Den Verdacht des eigenen Fehlverhaltens durch eine zu lasche Handhabung der Hygiene-Vorgaben weisen sie ebenfalls von sich. „Gerade nach der Quarantäne im März waren wir extrem sensibilisiert. Dennoch haben die Spieler auch ein Leben außerhalb des Fußballs. Insofern ist ein Rest-Risiko immer vorhanden“, erklärt Sportchef Uwe Stöver.

Erträgliche Symptome

Bleibt nur das wochenlange Quarantäne-Trainingslager ohne private oder familiäre Kontakte als letzte Chance, das Spieljahr zum Abschluss zu bringen? Stöver relativiert die Möglichkeiten einer solchen „Notbremse“. Natürlich biete ein Quarantäne-Trainingslager einen höheren Schutz im Hinblick auf mögliche Ansteckungen.Allerdings berge es im Übergang das Risiko, gegebenenfalls einen asymptomatisch Infizierten mit in diese Blase zu nehmen. „Daher sehen wir ein Quarantäne-Trainingslager zwar als eine durchaus risiko-minimierende Maßnahme, ein Allheilmittel zur Verhinderung und Verbreitung des Virus ist es aber nicht“, sagt Stöver

Die Sonne strahlt am Sonntagvormittag über der Förde. Die drei Infizierten Spieler haben laut Vereinsangaben „Symptome im erträglichen Maße“. Und das ist die wichtigste Meldung. Ganz unabhängig von den dunklen Chaos-Wolken, die sich nicht nur über Kiel für das Milliarden-Geschäft Profifußball abzeichnen.

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