Fußball-Nationenmeisterschaft in Afrika: Ein Zeichen der Entspannung
Bei der Afrikanischen Nationenmeisterschaft kommen sich die verfeindeten Nachbarn Ruanda und Gewinner Kongo dank Fußball näher.
Mit 3:0 gewannen Kongo ausgerechnet in Ruandas Hauptstadt Kigali, wo das Turnier ausgetragen wurde, das Finale gegen Mali. Im Unterschied zum Afrika-Cup dürfen bei diesem Kontinentalturnier nur Spieler teilnehmen, die in den jeweiligen nationalen Ligen einen Vertrag haben.
Das Amahoro Stadium war am Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt. „Amahoro“ bedeutet übersetzt übrigens „Friede“. Die meisten Zuschauer waren Kongolesen, die aus dem Nachbarland angereist waren oder als Kriegsflüchtlinge in Ruanda leben.
Sie schwangen die himmelblaue Flagge der Demokratischen Republik Kongo, sangen Kongos Nationalhymne. Ein Freundschaftslied wurde auch angestimmt: „Kommt ihr Ruander, macht euch keine Sorgen, freut euch ein wenig mit uns.“
Grenze ist wieder offen
„Es war ein wirklich außergewöhnliches Gefühl“, sagte Christian Ilunga dertaz. Der 35-jährige Kongolese gehört zu jener Generation, die im Ostkongo geboren sind, doch als Flüchtlinge in Ruanda aufwuchsen. Verwandte und Freunde waren aus der 130 Kilometer entfernten Grenzstadt Goma angereist.
Diese berichteten, man habe nicht damit gerechnet, dass die Ruander sie so herzlich empfangen würden. Man habe umgekehrt gesehen, wie sehr sich Ruanda entwickelt habe und wie sicher es dort selbst nachts sei. Im Kongo ist diese Sicherheit noch immer eine Seltenheit.
Seit Beginn des Turniers vor drei Wochen hat sich auch an der sonst so hart umkämpften Grenze Wundersames ereignet. Der Schlagbaum steht jetzt wieder die ganze Nacht offen. Die Kongolesen konnten nach den Spielen ohne Probleme von Ruanda nach Hause fahren – eine kleine Sensation.
Der Grenzpfosten war im vergangenen Krieg nachts über geschlossen worden, nachdem Kongos Regierung Ruanda anklagte, Truppen und Waffen an die Tutsi-Miliz M23 (Bewegung des 23. März) zu liefern, die 2012 Goma erobert hatte. Seitdem war das Verhältnis zwischen den Nachbarländern stark gestört.
Unruhen in Kinshasa
So kann dieses siegreiche Endspiel zumindest als kleiner Schritt zur Entspannung betrachtet werden. Selbst Ruandas Präsident Kagame saß auf der Stadiontribüne und feierte mit. Noch vor zwei Wochen haben die Kongolesen Ruanda 2:1 geschlagen. Kagame bekam dafür jetzt eine Trostpflaster: eine Medaille, überreicht vom provisorischen Fifa-Präsidenten Issa Hayatou, für die erfolgreiche Ausrichtung des Turniers.
Ein solches Event über drei Wochen hinweg mit 16 afrikanischen Mannschaften zu organisieren und Sicherheit zu garantieren, ist für Ruanda wichtig, will sich das kleine Land doch als Austragungsort für internationale und afrikanische Konferenzen etablieren. 24 Millionen Dollar hat sich die Regierung dieses Fußballturnier kosten lassen.
Politisch konnte Kagame zumindest einen Punktsieg über Kongos Präsident Joseph Kabila landen: Unweit von Kagame saßen zwei kongolesische Oppositionelle auf der VIP-Tribüne: Moise Katumbi, Ex-Gouverneur der einstigen kongolesischen Provinz Katanga und Pate des kongolesischen Fußballs, sowie Vital Kamerhe, Spitzenkandidat der Oppositionspartei UNC (Kongolesische Nationalunion). Beide sind Führer der Opposition gegen Präsident Kabila“
In der 2.000 Kilometer entfernten kongolesischen Hauptstadt Kinshasa kamen ebenfalls Fußballfans zusammen, um zu feiern. Sie grölten dabei Anti-Kabila-Slogans. Die Polizei feuerte Tränengas. Christian Ilunga in Kigali bedauert dies: „Zum ersten Mal sind wir Kongolesen wieder vereint und unterstützen alle eine Mannschaft und dann darf man das nicht einmal in der eigenen Hauptstadt feiern.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!