Fußball-Bundesliga, 20. Spieltag: HSV mit neuem Niederlagenrekord

Das 0:3 gegen Hertha BSC war die sechste Pleite in Folge für die Hamburger. Noch höher verlor am Nachmittag Werder Bremen. Frankfurt und Wolfsburg schafften wichtige Siege.

Die Berliner heben ab, Hamburg ist am Boden: Hertha-Spieler bejubeln das 1:0 Bild: dpa

BERLIN/HAMBURG dpa | Der Hamburger SV trudelt immer weiter Richtung Abstieg aus der Fußball-Bundesliga und hat einen traurigen Vereinsrekord aufgestellt. Die Hanseaten verloren am Samstagabend ihr Heimspiel gegen Hertha BSC mit 0:3 (0:3) und liegen damit weiter auf dem vorletzten Tabellenplatz. Noch nie in seiner 51-Jährigen Bundesliga-Geschichte hat der HSV zuvor sechs Spiele nacheinander verloren.

Der FC Bayern München hat den kurzen Rückrunden-Höhenflug des 1. FC Nürnberg beendet und seine Rekordserie fortgesetzt. Der deutsche Fußball-Meister setzte sich am 20. Spieltag mit 2:0 (1:0) im Derby durch. Nach dem 1:0 von Bayern Leverkusen am Vorabend gegen Borussia Mönchengladbach bauten die Münchner ihren Vorsprung wieder auf 13 Punkte in der Tabelle der Fußball-Bundesliga aus. Vizemeister Borussia Dortmund deklassierte Werder Bremen am Samstag mit 5:1 (2:0).

Der VfL Wolfsburg festigte einen Europapokalrang durch ein 3:0 (0:0) gegen den vor dem Spiel punktgleichen FSV Mainz 05. Im Kampf gegen den Abstieg feierte Eintracht Frankfurt einen 3:0 (3:0)-Erfolg gegen Schlusslicht Eintracht Braunschweig. Der SC Freiburg trennte sich im badischen Duell von 1899 Hoffenheim mit 1:1 (0:0).

Zweimal Torjäger Adrian Ramos (23., 38. Minute) und Sami Allagui (16.) erzielten vor 48.593 Zuschauern in der Arena im Volkspark die Treffer für die Gäste, die damit 2014 ihren ersten Sieg verbuchten. Die Berliner können nach verpatztem Rückrundenauftakt mit zwei Niederlagen aufatmen. Sie rangieren im Mittelfeld der Eliteliga und richten den Blick sogar wieder zu den internationalen Startplätzen.

Beim Krisen-HSV verschärft sich die desaströse Situation dagegen weiter. Hält sich aber der HSV-Vorstand an seine Worte der vergangenen Tage, muss Trainer Bert van Marwijk auch nach dem nächsten schwachen Auftritt nicht um seinen Posten fürchten. „Der Trainer ist weiterhin 100-prozentig der richtige Mann – selbst bei einer Niederlage gegen Hertha“, hatte Sportchef Oliver Kreuzer zuvor gesagt.

Vergebliche Sonderschichten

Mit Einzel- und Teamgesprächen sowie Sonderschichten im Training hatten sich die Hamburger auf das wichtige Duell im Kampf um den Klassenverbleib vorbereitet. Nach einem Mannschaftsabend schwor Kapitän Rafael van der Vaart: „Wir steigen 100-prozentig nicht ab!“ Trainer van Marwijk hatte seine Profis aufgefordert, nicht mehr „zu lieb zueinander“ zu sein.

Die erhofften Trotzreaktion des HSV war nur in den ersten Minuten zu sehen. Da zeigten die Profis Leidenschaft und Kampfgeist, ohne allerdings gefährlich zu werden. Selbst aus dem verletzungsbedingten Fehlen von Hertha-Kapitän und Abwehrchef Fabian Lustenberger konnten die Gastgeber keinen Nutzen ziehen.

Eigentlich hätte eine Aktion von HSV-Torhüter René Adler, der nach überstandener Sprunggelenksverletzung wieder ins Team zurückgekehrt war, das Signal zum Aufbäumen sein können. Er parierte in der 15. Minute einen von Heiko Westermann verschuldeten Foulelfmeter von Ramos. Doch wenige Sekunden später patzte die HSV-Abwehr wie so oft in letzter Zeit, und Allagui beförderte den Ball zum 1:0 für Hertha ins Tor.

Nervös, verunsichert, verstolpert

Danach wurden die Gastgeber gegen die keineswegs brillierenden Gäste immer nervöser. Sie wollten zwar, aber sie konnten nicht. Verunsichert gingen die Profis in die Zweikämpfe, verloren diese zumeist und leisteten sich reihenweise technische Fehler. Die Torgefahr tendierte gegen null. Vor allem Jacques Zoua verstolperte den Ball ein ums andere Mal. Er traute sich erst gar nicht, aufs Tor zu schießen. Hertha-Leihgabe Pierre-Michel Lasogga, der mit neun Toren gefährlichste HSV-Stürmer, saß nach auskuriertem Muskelfaserriss nur auf der Bank.

Als Innenverteidiger Johan Djourou, der den Platz des nervlich angeschlagenen 17-jährigen Jonathan Tah in der Startelf eingenommen hatte, Hertha-Torjäger Ramos zum 2:0 einköpfen ließ, war es endgültig um die Hamburger geschehen. Die Berliner zogen fortan ihr Kombinationsspiel auf, der HSV lief hinterher. Schließlich ließ Ramos seinem Gegenspieler Djourou erneut stehen und schoss zum 3:0 ein.

Das einzige Trostpflaster für HSV-Fans war die noch höhere Heimniederlage von Nordkonkurrent Bremen, das damit ebenfalls in der Tabelle abrutscht. Das Straftraining unter der Woche nützte Bremen gegen Dortmund offenbar nichts. Die Gäste ließen sich auch nicht vom Fehlen des verletzten Mats Hummels beeindrucken. Bis zur 26. Minute konnten die Bremer die Partie offenhalten, dann traf Robert Lewandowski zu seinem 12. Saisontor.

Die Zeiten, in den die Werder für den BVB noch so etwas wie ein Angstgegner war, sind vorbei: Den sechsten Sieg nacheinander des deutschen Vizemeisters gegen Bremen besiegelten Henrich Mchitarjan (41./62.) und der Ex-Werderaner Manuel Friedrich (48.) sowie erneut Lewandowski (85.). Für den SVW und Trainer Robin Dutt bedeutete das: Nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen in diesem Jahr. Das Tor durch Levent Aycicek (89.) änderte daran nichts.

Nürnbergs Mini-Serie schon wieder beendet

Auch das Überraschungsteam der ersten beiden Rückrundenspieltage musste sich nach einem dem Triplesieger aus München geschlagen geben. In den ersten Minuten des 2:0-Erfolgs der Bayern im 188. fränkisch-bayrischen Duell in Nürnberg legten die Gastgeber gut los. Manuel Neuer mit starken Paraden und einmal das Aluminium bei einer Chance von Hiroshi Kiyotake bewahrten die Bayern vor einem Rückstand.

Mit der Führung durch Mario Mandzukic in der 18. Minute übernahmen die Gäste das Kommando. Aus Mittelstürmerposition legte Kapitän Philipp Lahm (49.) nach. Die Bayern bauten ihre Rekordserie mit Spielen ohne Niederlage in der Fußball-Bundesliga auf 45 aus.

Der VfL Wolfsburg hat den Abwärtstrend gestoppt. Nach Niederlagen in den ersten beiden Rückrundenspielen setzten sich die Niedersachsen 3:0 gegen den bis dahin punktgleichen FSV Mainz 05 durch. Ricardo Rodriguez (59.), Bas Dost (66.) und Luiz Gostavo (75.) ließen VfL-Coach Dieter Hecking nach dem Seitenwechsel aufatmen. Im Kampf um die Europapokal-Plätze schlossen die Wolfsburger mit 33 Punkten zu den fünftplatzierten Gladbachern auf.

Meier trifft gegen den Lieblingsgegner

In Frankfurt wollte die gastgebende Eintracht die 0:5-Demütigung durch die Bayern nicht lange auf sich sitzen lassen. Im Kellerduell gegen die Eintracht aus Braunschweig leitete Johannes Flum den 3:0-Sieg bereits in der siebten Minute ein. Mit einem Doppelschlag binnen 60 Sekunden sorgten Alexander Meier und Stefan Aigner noch vor der Pause für klare Verhältnisse.

Für Meier war es im fünften Pflichtspiel gegen Braunschweig bereits der achte Treffer. Mit dem fünften Saisonsieg kletterten die Frankfurter (21 Punkte) vom 14. auf den 12. Platz. Für Braunschweig (18. Platz/12 Punkte) werden die Hoffnungen nach der 14. Saisonniederlage immer geringer.

Den 16. Tabellenplatz verließ der SC Freiburg, allerdings verpasste der Sportclub seinen dritten Heimsieg nacheinander nur knapp. Fünf Minuten fehlten der Mannschaft von Trainer Christian Streich beim 1:1 gegen Hoffenheim. In der 68. Minute gelang Jonathan Schmid das Führungstor. Kurz vor Schluss glich Anthony Modeste für die Gäste aus. In der Tabelle kletterten die Breisgauer (18) auf Rang 15, die TSG ist Elfter mit 22 Punkten.

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