Fritten-Konflikt Kolumbien und Belgien: Europäische Pommes verteidigen
Kolumbien hat eine Importbeschränkung für Fritten angekündigt. Belgien bittet die EU um Unterstützung – die bereitet eine WTO-Klage vor.
Die Kommissarin reagierte damit auf die Ankündigung des kolumbianischen Agrarministers Andrés Valencia Pinzón, Importbeschränkungen auf „gefrorene Kartoffeln aus Belgien, Holland und Deutschland, die zu Dumpingpreisen exportieren“ zu verhängen. Wie exportoffensiv Belgien ist, rechnet der nationale Kartoffelverband Belgapom vor. So sei die Produktion zwischen 1990 und 2017 von 500.000 Tonnen auf 4,6 Millionen Tonnen gestiegen. 90 Prozent würden exportiert, ein Drittel davon in Nicht-EU-Länder.
In Kolumbien ist die Kartoffel fester Bestandteil der nationalen Küche. Der Durchschnittsverzehr liegt bei jährlich 44 Kilo pro Person und damit nur 14 Kilo unter dem deutschen Pro-Kopf-Verbrauch. Nach Angaben des kolumbianischen Verbands der Kartoffelproduzenten Fedepapa wurden 2018 in dem lateinamerikanischen Land gut 2,7 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet.
Die rund 50 Millionen Importkartoffeln, so die Sorge in Kolumbien, könnten die heimische Produktion zerstören. Bedroht sind vor allem Kleinproduzenten, die nach Regierungsangaben etwa 80 Prozent der Ente einbringen und nicht mehr als einen Hektar bestellen. Rund 100.000 Familien lebten unmittelbar von Kartoffelanbau.
Dumping soll untersucht werden
Schon Anfang 2017 forderte Fedepapa die Regierung auf, das mutmaßliche Dumping bei den Kartoffelimporten aus Belgien, Holland und Deutschland zu untersuchen. Im Fokus standen vor allem Herstellerfirmen von halbgaren, eingefrorenen Fritten. Laut Fedepapa würden die Pommes zwischen 13 und 29 Prozent unter dem Preis liegen, der in anderen Ländern üblich sei. Als Vergleichsgrundlage dienten die Durchschnittspreise von Fritten, die von 2014 bis 2016 aus Belgien, Holland, Deutschland und Frankreich nach Großbritannien exportiert wurden.
Im August 2017 nahm Kolumbiens Handelsministerium entsprechende Ermittlungen auf. Im November 2017 stellte man offiziell die Dumpingpraxis der Belgier fest: Sie führe zu einem erheblichen Schaden für die heimische Kartoffelproduktion. Sollten jetzt wie angekündigt tatsächlich Importbeschränkungen erfolgen, stünde Kolumbien nicht allein da. Südafrika und Brasilien haben bereits vor längerer Zeit Restriktionen gegen belgische Fritten wegen Dumping verhängt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
BSW scheitert, Schwarz-Rot hat eine Mehrheit
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Bundestagswahl 2025
Mehr gewollt und links verloren