Friedrich Merz kandidiert als Parteichef: Der CDU-Mann von gestern
Mit Merz als Parteivorsitzendem würde die CDU wieder als konservative Partei kenntlich. Er wäre der ideale CDU-Chef für die Ampelregierung.
Bloß der nicht! Friedrich Merz, aussichtsreicher Kandidat für den Posten des CDU-Vorsitzenden, muss gestoppt werden! Der Mann ist in Habitus wie seinen politischen Auffassungen ein Mann von gestern, dazu Millionär und ein übler Neoliberaler, der den Armen das Wenige nehmen und es in die Taschen der Reichen stecken will. Die Rechte von Minderheiten sind ihm schnuppe, zum Klimaschutz fällt ihm nicht viel ein und außerdem fliegt er auch noch gerne.
Solche und ähnliche Argumente sind landauf, landab in den Debatten zu hören, geht es um die Zukunft der Christdemokraten. Sie kommen aber nicht aus der CDU, sondern vom linken bis linksliberalen Publikum, dem es bei der Vorstellung graust, Merz könnte zum Widerpart der kommenden Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP werden. Offenbar liegt diesen Stimmen nichts näher, als sich um die Zukunft einer Partei zu sorgen, die sie selbst niemals wählen würden.
Nun wäre es selbstverständlich höchst wünschenswert, wenn alle Bundesbürger so weltoffen, vernünftig und ideologisch gestählt wären, dass sie nur noch SPD, Grüne, Linke und ganz im Notfall FDP wählen würden. Tun sie aber nicht. Diese bockigen Konservativen bleiben einfach konservativ. Das ist auch gut so, denn welche Folge hätte es, wenn Konservative heimatlos würden?
Erste Erkenntnis bei der Beschäftigung mit der CDU muss deshalb sein, dass die Partei immer noch weite Teile der Bevölkerung anspricht, auch wenn das nicht jedem gefällt. Der zweite, daraus folgende Schluss ist, dass es nicht schlecht wäre, wenn dies auch in Zukunft der Fall wäre. Denn es gibt da eine Alternative, hart am Rand der Demokratie bis darüber hinausgehend, die nur darauf wartet, der Union das Wasser abzugraben. Und das wäre wirklich eine Gefahr für die Demokratie.
Am rechten Rand die AfD im Zaun halten
Es macht folglich wenig Sinn, wenn die CDU sich zu einer Art SPD light oder Ähnlichem verwandeln würde. Im Gegenteil: Lange genug ist es der modernisierten CDU unter Angela Merkel in der Großen Koalition gelungen, die Erfolge der Sozialdemokraten wie den Mindestlohn für sich abzusaugen und in Wählerstimmen umzumünzen.
Zudem, das darf hier unterstellt werden, wünschen sich weder Anhänger von SPD, Linken oder der Grünen ein Erstarken der CDU zuungunsten der von ihnen favorisierten Parteien. Erstrebenswert wäre es demzufolge, wenn die Christdemokraten an ihrem linken Rand keine allzu großen Ausflüge in fremde Gefilde wagen, zugleich aber am rechten Rand die AfD im Zaum halten.
Und deshalb ist die weitverbreitete Furcht von einem Gottseibeiuns-Friedrich-Merz falsch. Als Vorsitzender einer CDU in der Opposition ist der Mann ideal dazu geeignet, um ein Anwachsen der christdemokratischen Stammklientel in die Mitte zu verhindern. Seine gesellschaftlichen Vorstellungen würden vielmehr den Abstand zu SPD et al. vergrößern und damit dafür sorgen, dass die CDU als konservative Partei wieder kenntlicher und wählbarer wird.
Braun und Röttgen stehen in der Tradition Merkel
Die beiden anderen Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Helge Braun und Norbert Röttgen, hingegen stehen eher in der Tradition Angela Merkels. Das mag vielen Menschen, die sich nicht zu Unions-Anhängern zählen, sympathischer erscheinen. Doch eine liberale CDU besäße viel geringere Möglichkeiten, AfD-Wähler wieder einzufangen. Zugleich bestünde das Risiko, dass eine solche CDU erfolgreich unter sozialdemokratischen und grünen Wählerinnen und Wählern agieren könnte.
Mit Friedrich Merz hingegen besteht die begründete Hoffnung, dass es dem Sauerländer gelingen könnte, zumindest kleinere Teile der AfD-Wählerschaft in den Schoß einer demokratischen Partei zurückzuführen, wobei hier besonders betont werden muss, dass von Friedrich Merz keine rassistischen Wortkombinationen überliefert sind und er sich zu keinem Zeitpunkt an die AfD herangewanzt hat – was man von der einstigen Kanzlerhoffung Markus Söder (CSU) nicht unbedingt behaupten kann.
Wenig wünschenswert wäre es dagegen, wenn Friedrich Merz nicht nur eine Oppositionspartei anführte, sondern als Bundeskanzler die Richtlinien der bundesdeutschen Politik bestimmen würde. Eine Politik, die die Chancengerechtigkeit noch stärker einschränkt, die einseitig die Interessen der Industrie und Finanzwelt unterstützt und Klimapolitik nicht gerade an die erste Stelle setzt, schadet diesem Land und Europa.
Merz ist zu alt, um noch als Kanzler anzutreten
Glücklicherweise ist das nicht zu erwarten. Wenn die Ampelkoalition hält, und dafür spricht momentan ja so einiges, wird Friedrich Merz bei der nächsten Bundestagswahl kurz vor seinem 70. Geburtstag stehen. Zwar erlangte Konrad Adenauer auch erst im 74. Lebensjahr die Kanzlerschaft für die CDU, doch solche Karrieren älterer Herrschaften – von Frauen ganz abgesehen – sind in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland doch höchst seltene Ausnahmen geblieben.
Und so bliebe Friedrich Merz für einige Jahre ein auch für die Anhänger der Regierungsparteien höchst nützlicher CDU-Chef, der, wenn es wieder ans Wählen geht, sein Haltbarkeitsdatum überschritten hat (wobei wir ihm stets beste Gesundheit wünschen).
Deshalb: Gründet Merz-Freundeskreise! Macht mit bei Fridays for Friedrich! Unterstützt einen gebeutelten Wirtschaftsliberalen beim dritten Versuch seiner Wahl zum Vorsitzenden der Christdemokratischen Union Deutschlands!
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