Fridays for Future gegen Konzerne: Scharfe und stumpfe Waffen
Die Öffentlichkeit, die Fridays for Future bekommt, hilft nur bedingt. Was Unternehmen trifft, sind nicht Argumente, sonder ein teurer CO2-Ausstoß.
![Fridays for Future Demonstranten mit einem Transpi auf dem steht: We are on Fire Fridays for Future Demonstranten mit einem Transpi auf dem steht: We are on Fire](https://taz.de/picture/3934459/14/markus-spiske-cUhssb9roaU-unsplash-1.jpeg)
ffentlichkeit ist im Ringen um mehr Klimaschutz ein einschneidiges Schwert: Auf der einen Seite scharf, auf der anderen stumpf. Fridays for Future denken nun darüber nach, es gegen die Unternehmenswelt zu zücken, weil die Politik zu lahm ist. Der Fall Siemens scheint in der Bewegung als Erfolg gewertet worden zu sein, obwohl er keiner ist: Er zeigt, dass Öffentlichkeit auch verpuffen kann.
Jedes Unternehmen setzt sich mit Reputationsrisiken auseinander, also damit, dass die eigene Marke an Glanz und damit an Wert verliert, weil sie mit Sauereien verbunden wird. Das kann fatal sein, muss aber nicht: Die Absatzzahlen von VW sind super, obwohl der Konzern massenweise Kund*innen betrogen hat. Auf jeden Fall steht in Zeiten permanenter Proteste für mehr Klimaschutz mangelnder Klimaschutz auf der Liste der Reputationsrisiken ganz oben.
Wenn zornige Schüler*innen vor dem Werkstor demonstrieren, wenn die Mitarbeiter*innen sich beim Abendessen gegenüber ihren Kinder rechtfertigen müssen, in was für einem Drecksladen sie arbeiten, wenn die Konzernspitze selbst gar das Gewissen plagt – all das bringt was. Vor allem wenn der Protest nur längst vorhandenes Wissen über Klimasauereien eine Bühne verschafft. Wissen, dass NGOs jahrzehntelang in mühevoller Kleinarbeit recherchiert haben.
Und trotzdem ist das Schwert auch stumpf: Gegen wie viele Unternehmen will man denn demonstrieren? Die Liste derer, die es verdient hätten, ist lang, sehr lang – im Endeffekt können Fridays for Future allenfalls Showprozesse veranstalten. Was die Unternehmenswelt derzeit am meisten bewegt, sind nicht wütende Schüler*innen, sondern die Tatsache, dass CO2-Ausstoß immer teurer wird. Weil Staaten das politisch so beschlossen haben. In dem Spiel sind die Fridays ein Faktor, der den Wandel beschleunigt, in dem Gesetze härter werden, Unternehmen sich ändern und wiederum härtere Gesetze gefordert werden. Aber sie werden gegen global agierende Unternehmen keine Wunder bewirken.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten