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Freie Meinungsäußerung in den USAMittelfinger für Trump

Eine Frau auf einem Fahrrad zeigt der Autokolonne des US-Präsidenten den Stinkefinger. Jetzt wurde ihr wegen dieser Aktion gekündigt.

Hat er den Mittelfinger überhaupt gesehen? Foto: ap

Berlin taz | Einmal US-Präsident Donald Trump den Stinkefinger zeigen: unbezahlbar. Das dachte sich Juli Briskman wohl, als sie auf dem Fahrrad Trumps Autokolonne begegnete. Mehrfach richtete sie ihren Mittelfinger in Richtung der Fahrzeuge. Ein Fotograf, der mit dem Präsidenten unterwegs war, hielt die Situation fest. Das Foto machte schnell bei Twitter und Facebook die Runde.

Anfangs wusste niemand, wer auf dem Bild zu sehen ist. Twitter-Nutzer*innen bezeichneten sie als „she-ro“ und heroine, als weiblichen Held. Unter dem Hashtag #Her2020 wird sie sogar als Präsidentschaftskandidatin für 2020 gehandelt.

Inzwischen hat sich Juli Briskman zu ihrem Mittelfinger bekannt. Die 50-Jährige verwendet das Bild jetzt als Profilfoto auf Twitter und Facebook. „Er fuhr vorbei und mein Blut fing an zu kochen“, erklärte Briskman der Huffington Post. „Ich dachte: Minderjährige werden abgeschoben. Er hat die Aufnahme ohne Zugangsbeschränkungen für Obamacare zurückgenommen. Nur ein Drittel der Haushalte in Puerto Rico hat Strom. Und er ist wieder auf dem verdammten Golfplatz.“

Die Aktion hatte Folgen für Briskman. Ihr Arbeitgeber Akima, ein Bauunternehmen im US-Bundesstaat Virginia, hat der dreifachen Mutter inzwischen gekündigt. Die Begründung: Sie dürfe keine „anstößigen“ oder „obszönen“ Inhalte auf ihren Social-Media-Profilen haben.

Briskman versteht die Kündigung nicht. Sie habe das Foto nur auf ihrem privaten Profil verbreitet, das keinerlei Bezug zu ihrer Arbeit als Marketingangestellte habe. Trotz allem findet sie ihre Aktion richtig: „In vielerlei Hinsicht geht es mir nun besser als je zuvor. Ich bin wütend darüber, wo unser Land gerade ist. Ich bin entsetzt. Das war meine Chance, etwas zu sagen.“

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Auf Twitter wird nun schon fleißig nach einer neuen Arbeitsstelle für die 50-Jährige gesucht. Ein Nutzer schreibt: „@julibriskman verdient einen tollen neuen Job. Offene Stellen in Virginia? Vergesst Akima. Die verdienen sie nicht.“

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6 Kommentare

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  • So ist das eben hüben wie drüben des Atlantiks. Von unten nach oben beleidigen darf man nicht: In unseren Breiten wurde letztes Jahr jemand aus Brühl zur 3000€ Geldstrafe verurteilt, weil er in einer Email eine gewisse Claudia Roth als „ekelhaft“ bezeichnete. Oben nach unten darf aber schon: Mit der Regierungspolitik Unzufriedene werden dann schon mal als Pack (Außenminister Sigmar Gabriel), Spinner (Bundespräsident Gauck) Bodensatz der Gesellschaft (Ministerpräsident Winfried Kretschmann) usw. bezeichnet. Mittelfinger zeigen kommt auch gut (Gabriel und Clement)! Aber wenigstens wird in unserer westlichen Welt niemand wegen „Beleidigung des Propheten“, hingerichtet wie in vielen (oder den meisten?) islamischen Ländern…

  • Ich finde das ist ein unschöne Marotte seine Mitarbeiter wegen ihrer politsichen Meinung rauszukanten. Das sollte man trennen können, solange Mitarbeiter nicht anfangen während der Arbeitszeit Aktivismus zu betreiben.

     

    Allerdings muss man auch sagen das von progressiven Medien regelmäßig Beifall kommt, wenn ein konservativer wegen unerwünschter Meinungsäußerung rausgeschmissen wird.

  • Da hab ich doch gleich mal zwei Hände für diesen Horrorclown frei.

     

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  • Offenbar ist der erwähnte Arbeitgeber Akima ein 100%iger Fan von D. Trump und bezog dessen „Schmähung“ auch auf sich selbst. Nun sind Trump und seine Anhänger bei Gott keine Leisetreter, so dass Juli bestimmt nicht verborgen geblieben sein dürfte, wes Geistes Kind ihr (bisheriger) Arbeitgeber ist.

    Erhebt sich die Frage: Warum war sie nicht konsequent, warum tat sie es sich an, für ihn zu arbeiten, warum dachte sie nicht „Forget about Akima“ und kündigte schon vorher selbst?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Als Facebook anfing, Nutzer*innen zur Verifizierung ihrer Identität aufzufordern, haben meine ersten Freunde ihre Profile lieber gelöscht, als den Aufforderungen nachzukommen, sich mit Klarnamen anzumelden und eine Ausweiskopie bei Facebook einzuschicken.

    Es zeigt sich für mich wieder einmal, dass das Recht auf anonyme und pseudonyme Meinungsäußerung zu verteidigen ist. Meinen bürgerlichen Namen werde ich nicht im Internet offen nennen und auch keine Fotots mit meinem Gesicht ins Netz stellen. Leider kann mensch das aber nicht durchsetzen, denn jede Menge Menschen stellen einfach so Bilder ins Netz, auf denen andere zu sehen sind, ohne diese Leute um Erlaubnis zu fragen.

    Sobald mensch sich auf eine Bühne begibt, scheint es sowieso sozialer Konsens zu sein, dass mensch sich zu vermummen hat, wenn es keine Bilder vom eigenen Gesicht im Internet geben soll.

    Außerdem gibt es die soziale Erwartung an Prominente, dass sie sog. Selfies mit x-beliebigen Menschen machen (das sind dann selbstverständlich keine Selfies mehr, wenn jemand anderes mit drauf ist). Das Recht am eigenen Bild verliert inflationär an Bedeutung.