Freibad-Besuch in Hamburg: Vor verschlossener Tür
Anders als in Bremen, Kiel und Hannover sind in Hamburg nur zwei Freibäder täglich für die Allgemeinheit geöffnet. Der Grund: Corona-Folgeprobleme.
Googelt man „Hannover“ und das Stichwort „Freibad“, so erscheinen dort drei Bädernamen und die Uhrzeit, wann sie öffnen und schließen. Nur das Misburger Bad ist derzeit geschlossen, weil es neu gebaut wird. Das Lister Bad, das Hainhölzer Naturbad und das Ricklinger Bad haben die ganze Sommersaison über geöffnet, und zwar „täglich“, wie ein Stadtsprecher mitteilt.
Ganz ähnlich ist es in Bremen. Das Blumenthal Bad, das Stadionbad, das Horner Bad, alle sind täglich geöffnet in dieser Jahreszeit, die für die meisten Kinder wohl die schönste ist. Und in Kiel gibt es nicht nur ebenfalls drei Freibäder, sondern dazu noch zwei Strandbäder und drei Badestellen an der Förde, die täglich zugänglich und von der Wasserwacht beaufsichtigt werden. „Wir haben genug Rettungsschwimmer. Das hat geklappt“, sagt eine Sprecherin der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt.
Tja und in Hamburg? Wer ins Freibad möchte, studiere, bevor er die Badehose einpackt, besser erst mal die Homepage der Bäderland GmbH und lade sich dort eine PDF-Datei herunter. Sie enthält eine Liste aller Bäder mit grünen und roten Kästchen. Rot heißt, das Bad ist an diesem Wochentag geschlossen. Von den acht reinen Sommerfreibädern sind nur zwei täglich grün.
Immer noch erhöhte Krankenquote
Wer also zum Beispiel an einem Mittwoch oder Donnerstag die Kühle eines Freibads sucht, sollte nicht zum Freibad Neugraben im Süden der Stadt oder zum Freibad Marienhöhe am westlichen Stadtrand fahren. Dort stünde er vor verschlossener Tür. Auch das kombinierte Hallen- und Freibad Midsommerland in Harburg und die Schwimmhalle Inselpark im benachbarten Wilhelmsburg haben an diesen bei Tagen geschlossen. Bei anderen Bädern steht der Schwimmkunde am Montag und Dienstag vor verschlossenen Toren.
Das sei, erklärt Bäderland-Sprecher Michael Dietel, immer noch eine Folge der Pandemie. Weil wegen der Kurzarbeit keine neuen Kräfte eingestellt werden durften, um ausscheidende Kollegen zu ersetzen, sei Bäderland im vergangenem Sommer „stark unterbesetzt“ gewesen und habe mit zu wenig Personal auskommen müssen. Daraus habe man gelernt, das Personal nicht zu überfordern, um lange Krankheiten in der Folgezeit zu vermeiden.
Zwar hätten sich im vergangenen Jahr viele Menschen beworben. „Aber nicht jeder kann das“, sagt Dietel. Ein Bademeister müsse in der Lage sein, 25 Meter am Stück zu tauchen und aus 3,80 bis fünf Meter Tiefe zehn Ringe vom Boden zu holen sowie eine Puppe durchs Becken zu schleppen.
Insgesamt beschäftige Bäderland rund 400 Rettungsschwimmer und 40 bis 50 Saisonkräfte. Unter Festangestellten seien auch die Schulschwimmlehrer, die in den Ferien selbst Urlaub machen, weil sie zu Schulzeiten den Kindern das Schwimmen beibringen.
„Aktuell sind wir nicht mehr unterbesetzt“, sagt Dietel, es gebe sogar eine „kleine Reserve“. Dennoch gebe es immer noch eine erhöhte Krankenquote, weil nach Corona die Infektwellen stärker ausgefallen seien.
Aber wieso hat Hamburg diese Pandemie-Folgeprobleme, Kiel und Bremen aber nicht? Wird es, nachdem Hamburg in den letzten Jahren drei Freibäder ganz geschlossen hatte, nun zur Gewohnheit, dass die Großstädter auf dieses wichtige Freizeitangebot nur noch reduziert zugreifen können? Ist das klug angesichts der Hitzewelle mit bis zu 34 Grad Anfang Juli, die jederzeit auch wieder zurückkommen kann?
„Es ist keine Maßnahme, die wir dauerhaft haben wollen“, beschwichtigt der Bäderland-Sprecher. „Wir reduzieren da ja auch schon.“ In der Tat, die vier Freibäder in Rahlstedt, Finkenwerder, Niendorf und Billstedt haben seit neustem nur noch einen Ruhetag die Woche. Muss man nur rausfinden und sich merken.
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